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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu bestimmen, wovon gesprochen werden soll, du oder ich?“ unterbrach er mich.
    „Ich, denn du bist bei mir.Hast du keine Lust, dich nach mir zu richten, so kannst du gehen. Ich komme auch ohne dich durch die Welt und durch diese Gegend.“
    Da blickte, nein starrte er mich förmlich an, warf den Rest der Zigarette fort und rief:
    „Allah ist groß, nein, er ist größer, nein, er ist noch viel größer, er ist am allergrößten; du aber bist der größte Grobsack, der mir vorgekommen ist! Welche Wonne, wenn ich dir fünfhundert aufzählen lassen könnte! Aber ich denke, daß ich noch dazu komme!“
    »Und ich hoffe es auch, um dir nämlich beweisen zu können, daß dir meine Kugel durch das Gehirn fahren würde, noch ehe du den betreffenden Befehl vollständig ausgesprochen hättest.«
    „Fresse dich der Teufel! Ich glaube, mit dir kommt man am allerbesten aus, wenn man höflich ist.“
    Er brannte sich wieder eine Zigarette an. Ich antwortete:
    „So mache den Anfang, indem du mir erlaubst, auch eine Zigarette zu rauchen.“
    Ich griff zu, nahm mir eine, brannte sie an und fügte, als ich sah, daß er darüber zornig werden wollte, schnell hinzu:
    „Das war schon vorhin deine Pflicht, als du die erste anbranntest. Du hast das unterlassen und doch mich ermahnt, höflich zu sein. Was soll ich von dir denken? Mir ist es gleichgültig, ob du mich grob oder freundlich behandelst. Ich habe nicht die geringste Gefälligkeit für mich von dir zu erbitten; ich komme vielmehr, um dir zu helfen, deine Pflicht zu erfüllen. Gleiches gegen gleiches; das ist das Gesetz der Wüste: Leben gegen Leben, Blut gegen Blut und – Grobheit gegen Grobheit. Lerne mich kennen, dann wirst du anders von mir denken. Du hast mir sogar deine Hand verweigert. Ich habe mit noch höheren Männern gesprochen, als du bist, und bin von jedem höflich behandelt worden.“
    Er warf die kaum angebrannte Zigarette wieder fort, ballte die Faust und wollte zornig losbrechen, doch beherrschte er sich; die Zornesfalten seiner Stirn glätteten sich; sein Blick wurde milder und milder; dann aber kehrte der Grimm plötzlich zurück; er warf einen wütenden Blick auf die Umgebung, deutete auf den am Boden liegenden Scheik Amr el Makaschef und fuhr diesen an:
    „Ich sehe, daß du gefesselt bist. Bist du der Baqquara, welcher die Botschaft von Ibn Asl nach dem Nid en Nil gebracht hat?“
    „Ja“, bekannte der Gefragte.
    „Du Hund und siebenfacher Hundesohn, du verkehrst mit den Sklavenjägern? Ich werde dir fünfhundert aufzählen lassen; so sicher fünfhundert, wie ich fünf Finger an jeder Hand habe. Du bekommst wöchentlich hundert und kannst dann laufen, wohin es dir beliebt, um zu erzählen, wie dir dein Besuch bei Abu Hamsah Miah gefallen hat. Leider kann ich dich nicht köpfen, du Schuft, da du nur dieses Botenganges zu überführen bist; aber habe keine Sorge! Jeder einzelne Hieb von den fünfhundert soll dir im Gedächtnis flimmern, bis dir der Teufel ein ganzes Feuerwerk in der Hölle abbrennen läßt!“
    Mit diesem Ausbruch schien sein Zorn verflogen zu sein, denn er wandte sich jetzt mit plötzlich ganz freundlicher Miene zu mir, gab mir endlich die Hand und sagte:
    „Effendi, du mußt mit dabei sein, wenn dieser Hund seine Hiebe erhält. Es wird deine Seele erquicken und dein Herz stärken, deinen Sinn erleichtern und deinen Geist erfrischen. Oh, es gibt keine größere Lust, als solche Übertreter unserer guten und gerechten Gesetze heulen, jammern und wimmern zu hören! Nun aber erzähle mir vor allen Dingen, was alles geschehen ist, seit dich der Raïs Effendina kennenlernte – oder“, fügte er sich verbessernd mit einem Lächeln hinzu, „oder seit du ihn kennengelernt hast!“
    „Das würde eine lange Geschichte werden, welche anzuhören man viel Zeit haben muß.“
    „Es gehört zu meinem Amt, diesen Bericht zu hören, und für die Erfüllung meiner Pflichten habe ich immer Zeit genug.“
    „So erlaube, daß Ben Nil erzählt!“
    „Warum nicht du selbst?“
    „Du wirst, wenn er fertig ist, meinen Grund wissen, ohne daß ich ihn dir zu sagen brauche.“
    „Gut, so mag er reden!“
    Ben Nil erzählte. Ich griff in die Zigarettentasche und nahm mir eine zweite heraus.
    Dann legte ich mich lang hintenüber, hielt die Hände unter den Kopf und ließ Ben Nil sprechen. Er tat dies kurz und doch ausführlich genug. Man hörte aus jedem seiner Worte, wie sehr und aufrichtig er mich liebte. Der Mudir mochte schon einiges von Hafid

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