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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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immer da sein muß, wenn ihm gepfiffen wird, du Halunke?“
    „Na“, dachte ich im stillen, „das kann gut werden! Das ist der ‚Vater der Fünfhundert‘ selbst. Wenn er gegen euch sich in dieser Weise benimmt, wie mag er da erst mit Verbrechern umspringen!“
    Jetzt wandte er sich zu mir und musterte mich mit neugierigem Blick, wobei sein Gesicht nicht die geringste Spur eines freundlichen Zuges entdecken ließ. Ich war aufgestanden, hielt seinen forschenden Blick gelassen aus und fragte:
    „Wer bist du? Jedenfalls Ali Effendi selbst?“
    „Ali Effendi?“ meinte er streng. „Weißt du nicht, wie man einen Mudir zu titulieren hat?“
    „Ich weiß es und werde die Pflicht der Höflichkeit erfüllen, sobald ich mit einem Mudir zu sprechen komme.“
    „Das ist schon jetzt der Fall, denn ich bin der Mudir von Faschodah.“
    Ein Orientale hätte die Arme gekreuzt und sich zur Erde gebeugt, ich aber senkte nur den Kopf, reichte ihm die Hand und sagte, allerdings im höflichsten Ton:
    „Allah gebe dir tausend Jahre, o Mudir! Ich freue mich, dein Angesicht zu sehen, denn es ist dasjenige eines gerechten Mannes, unter dessen Verwaltung sich diese Provinz erheben und von allem schlimmen Gesindel reinigen wird.“
    Er zögerte, meine Hand anzunehmen, gab mir einen verwunderten Blick in das Gesicht und antwortete:
    „Nach dem, was ich von dir gelesen und gehört habe, bist du ein ganz tüchtiger Kerl ein Freund von großen Komplimenten scheinst du nicht zu sein?“
    „Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise und ist nach derselben zu nehmen, o Mudir.“
    „So habe ich meine Diener auch nach ihrer Art und Weise zu nehmen! Allah erbarme sich! Da würde ich weit kommen! Ihr Christen seid sonderbare Menschen, und da will ich dich nun freilich so nehmen, wie du bist, nämlich sehr wacker und sehr grob. Setzen wir uns!“
    Ich lächelte in mich hinein, von ihm, der verkörperten Grobheit, als grob bezeichnet zu werden. Wir setzten uns. Er zog ein Streichholzkästchen und eine Ledertasche voller Zigaretten hervor, brannte sich, ohne mir eine anzubieten, eine derselben an, blies den Rauch behaglich durch die Nase, legte Zigaretten und Zündhölzer zum weiteren bequemen Gebrauch neben sich und begann:
    „Also du bist ein Diener des Raïs Effendina. Wo und wie hat er dich denn eigentlich kennengelernt?“
    „Ob er mich kennengelernt hat oder ob ich ihn kennenlernte, das ist ein Unterschied, mit dem wir uns jetzt freilich nicht zu beschäftigen haben; aber wenn du meinst, daß ich sein Diener sei, dann irrst du dich.“
    „Nun ja, er nennt dich in dem Brief seinen Freund; aber ich kenne das. Es ist nur eine Form und gehört zur Empfehlung. Du bist ein mutiger, ja ein verwegener Mann, auch nicht dumm scheinst du zu sein, aber als Christ kannst du doch niemals der Freund eines Moslem werden.“
    „Warum nicht? Wenn ich einen Menschen so achte und so liebe, daß ich ihn meiner Freundschaft für würdig halte, so hindert mich der Umstand, daß er Moslem ist, nicht, sie ihm anzutragen.“
    „Ah!“ machte er erstaunt. „So hast du, du sie ihm angetragen und nicht er sie dir?“
    „Von wem das erste Wort ausgegangen ist, das ist Nebensache; es genügt und muß auch dir genügen, daß wir eben wirkliche Freunde sind. Willst du es nicht glauben, nun, so ist es mir auch egal.“
    „Wie? Es ist dir gleichgültig, ob dir der Mudir von Faschodah Glauben schenkt oder nicht? So ein Mann ist mir noch nicht vorgekommen!“
    „Es gibt in meinem Vaterland ein Sprichwort, welches lautet: Wie du mir, so ich dir. Ich befolge es gern.“
    „Das ist stark, sehr stark! Höre, wenn das ein anderer wagte, bei Allah, ich ließe ihm auf der Stelle fünfhundert aufzählen!“
    „Ja, das ist das gewöhnliche Deputat, und darum pflegte man dich Abu Hamsa Miah zu nennen. Ich aber bin vor dem Empfang dieser allerliebsten Liebesgabe sicher.“
    „Sicher? Das glaube ja nicht! Wenn ich wollte, wer oder was könnte mich abhalten, auch dir fünfhundert geben zu lassen?“
    „Meine Nationalität und mein Konsul.“
    „Auf die pfeife ich auch.“
    „Nun, dann diese hier. Auf die würdest du gewiß nicht pfeifen.“
    Ich hielt ihm bei diesen Worten die Faust so nahe vor die Nase, daß er, mit dem Gesicht schnell zurückweichend, ausrief:
    „Mann, willst du etwa zuschlagen?“
    „Nein, solange nämlich auch du nicht zuschlagen willst. Doch, wir haben nun genug gescherzt und wollen von nötigeren Dingen sprechen. Wir sind –“
    „Wer hat hier

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