Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Blättchen aus dem Alluvium gewonnen wird. Dieser Thibr dient dort als fast alleiniges Tauschmittel, so daß die sonst überall gangbaren Maria-Theresien-Thaler wenig beliebt sind. Er wird zur besseren Handhabung in Ringe eingeschmolzen oder in ganz kleinen Quantitäten, als Scheidemünze, in Zeug- oder Lederstückchen eingebunden.
    „Ich vermute, daß ihr von den Takaleh nicht gleich von vornherein feindselig behandelt worden seid?“ fragte ich.
    „Sie waren sogar sehr freundlich“, antwortete er. „Als wir auf sie stießen, ließ der Anführer die Karawane weitergehen, bis wir sie nicht mehr sehen konnten, und blieb mit noch vier anderen bei uns halten, um uns auszufragen. Er tat dies in einer Weise, daß es ganz unmöglich war, Mißtrauen zu hegen, und gab uns dann die Erlaubnis, uns ihm anzuschließen. Wir ritten fort, der Karawane nach; aber als wir hier diese Stelle erreichten, wurde ich plötzlich niedergeschlagen. Das übrige weißt du schon.“
    „Hast du den Thibr erwähnt, den ihr bei euch hattet?“
    „Ja. Sie fragten uns, womit wir die Straußfedern bezahlen wollten, und da mußte ich von dem Goldstaub sprechen.“
    „Das hättest du unterlassen sollen. Du siehst, welche Früchte diese Vertrauensseligkeit getragen hat. Die fünf Takaleh sind nach dem Goldstaub begierig geworden, und um denselben nicht mit ihren Kameraden teilen zu müssen, haben sie die Karawane bis außer Sichtweite fortgelassen und sind dann über euch hergefallen. Aus ganz demselben Grund haben sie euch alles andere gelassen, sonst hätten sie euch alles bis auf den bloßen Leib genommen. Dadurch wäre der Raub verraten worden, und sie hätten teilen müssen. Infolgedessen nahmen sie auch eure Esel nicht mit, sondern jagten sie fort, wie ich aus den Spuren ersehe.“
    „Warum ließ man sie nicht da? Warum gab man sich die überflüssige Mühe, sie so weit fortzutreiben, daß man sie nicht sehen kann?“
    „Aus Vorsicht. Die Mühe war gar nicht so überflüssig, wie du meinst. Ihr drei lagt platt am Boden und wart also aus der Ferne nicht zu entdecken. Hätte man die Esel bei euch stehenlassen, so konnten dieselben von weitem gesehen werden und irgend jemand herbeiziehen, durch welchen die Mordtat entdeckt worden wäre. Du bist zwar nicht tot, wärst aber jedenfalls zu Grunde gegangen, wenn wir nicht gekommen wären und dich nur deshalb gefunden hatten, weil wir mit Absicht den Spuren der Takaleh folgten.“
    „Was aber soll nun geschehen, Herr? Wir müssen den Mördern nach. Ich will mich rächen und ihnen ihren Raub abnehmen.“
    „Du wirst erhalten, was sie euch abgenommen haben; das verspreche ich dir. Dazu aber bedarf es gar nicht der Verfolgung der Karawane und des Kampfes mit derselben. Meinst du etwa, du seist in deinem Zustand fähig, es mit ihnen aufzunehmen? Ich werde jetzt nach den Eseln suchen, und dann schließt du dich uns an.“
    „Wohin reitet ihr?“
    „Nach Faschodah, wie ich dir bereits gesagt habe. Die Takaleh wollten auch dorthin, und da sie Fußgänger bei sich haben, werden wir eher dort sein als sie und sie gleich bei ihrer Ankunft durch die Polizei des Mudirs in Empfang nehmen lassen.“
    Die Spuren der Esel führten gerade ins Weite hinaus; einer war dem andern nachgelaufen. Nach einer Viertelstunde fand ich sie nebeneinander liegend, die Sättel auf dem Rücken. Ich bestieg den einen, um zurückzureiten; die beiden anderen folgten mir freiwillig, ohne daß ich sie zu führen brauchte.
    Wir begruben die Toten so gut, wie es uns möglich war; dann wurde der Verletzte auf das Kamel, welches die Wasserschläuche getragen hatte, gesetzt, und wir ritten weiter. Die hinter uns hertrabenden Esel waren ledig und konnten uns also leicht folgen.
    Wir befanden uns ungefähr dreißig geographische Meilen von Faschodah entfernt. Wäre ich mit Ben Nil allein gewesen, so hätten wir diese Strecke mittels eines beschleunigten Rittes in zwei Tagen zurückgelegt, unter den gegenwärtigen Verhältnissen aber war dies nicht möglich. Hafid Sichar hatte zu lange Zeit in der Kupfergrube unter der Erde gesteckt; zum Gehen war er kräftig genug gewesen; nun aber zeigte es sich, daß ihn das schnelle Reiten, das Schaukeln auf dem Rücken des Kamels mehr angriff, als er erwartet hatte. Der Händler kühlte seinen Kopf fortwährend mit Wasser, doch fühlte er in demselben jeden Schritt des Kamels so schmerzlich, daß wir gezwungen waren, unsere bisherige Schnelligkeit zu mäßigen. Der Fährte der Takaleh wurde nicht

Weitere Kostenlose Bücher