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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beabsichtigen. Ich gebe mich für einen Sklavenfänger aus und kann als solcher unmöglich bei dir wohnen.“
    „Dein Bedenken ist hinfällig. Wir haben es jetzt zunächst nur mit dem Arnauten zu tun, mit dem du heute fertig wirst, worauf du keinen Grund mehr hast, dich zu verstecken. Nein, ihr werdet bei mir wohnen. Ich freue mich darauf und sage dir, daß ich viel, sehr viel mit dir zu reden habe. Ich möchte mich bei dir nach den Verhältnissen und Einrichtungen des Abendlandes und nach vielen anderen erkundigen und mag dich also nicht hier im Wald stehen lassen. Übrigens hast du den Gefangenen, diesen Hund von Baqquara bei dir. Warum sollst du dich mit ihm quälen? Du nimmst ihn mit, und während du bei eurer Ankunft sogleich zu dem Arnauten gehst, bringen ihn die andern zu mir. Ich lasse ihn einsperren, und sobald du dann erscheinst, will ich dir das Vergnügen machen, dabei zu sein, wenn er die ersten hundert bekommt.“
    „Wie du willst, Mudir. Du bist hier der Gebieter, und ich tue, was du für richtig hälst. Wie aber kommen wir über das Wasser?“
    „Ich werde, sobald es dunkel ist, zwei verschwiegene Diener an das Ufer postieren; dem einen übergebt ihr die Kamele, die er einem zuverlässigen Schilluk in Pflege gibt, und der andere rudert euch nach der Stadt und zeigt euch in derselben den Weg zu mir. Wenn du dann vom Arnauten zu mir kommst, können wir alles weitere ausführlicher besprechen als hier. Ich bin jetzt länger bei dir geblieben, als ich vermuten konnte, und muß aufbrechen, weil ich mich heimlich und verkleidet entfernt habe und meine Leute, wenn sie mich vermissen, in Sorge kommen und einen Lärm verursachen würden.“
    „So habe ich nur noch die Takaleh zu erwähnen. Du bist doch bereit, dich ihrer zu bemächtigen?“
    „Allah! Welche Frage! Natürlich werden sie gepackt! Die Sklaven erhalten ihre Freiheit, und die andern bekommen ihre Strafe; die fünf Mörder sogar mit dem Tod. Denke dir, daß jeder fünfhundert bekommt, und rechne dir aus, wieviel Hiebe das in Summa macht. Ein solches Gaudium hat Faschodah noch nicht erlebt. Welch ein warnendes Exempel wird das für den ganzen ägyptischen Sudan sein! Ein Entzücken aller Gerechten und ein Zittern aller Ungerechten! Ich habe dir sehr zu danken, Effendi, denn nur du bist es, der mich in den Stand setzt, ein solches Beispiel zu statuieren. So etwas konnte ich nicht erwarten. Ich habe mich in dir geirrt, was du mir aber nicht nachtragen darfst. Wann denkst du, daß die Takaleh hier ankommen werden?“
    „Vor übermorgen nicht; dann aber sind sie zu jeder Stunde zu erwarten.“
    „Sie sollen empfangen werden, wie es sich gebührt. Dieser ihr Freund aber soll die Bastonade noch eher schmecken als sie. Ich lasse ihn hauen, daß man sein Geheul unten in Kahira und oben bei Emin Pascha hören wird.“
    Er war aufgestanden und versetzte dem Scheik einen Fußtritt, daß dieser auf die Seite flog. Darauf entfernte er sich mit Hafid Sichar, kehrte aber nach wenigen Augenblicken wieder zurück und sagte:
    „Ich nehme keine Sigara mit; rauche sie, und laß sie dir schmecken. Das Täschchen und Kästchen behalte als einstweiliges Andenken an mich. Allah behüte dich, bis wir uns abends wiedersehen!“
    Natürlich teilte ich die Zigaretten mit Ben Nil. Wir saßen einige Zeit rauchend und schweigsam da. Das Unternehmen, zu welchem ich mich verpflichtet hatte, kam mir jetzt, da der Mudir fort war, gar nicht mehr so geheuer vor wie vorher, ich begann zu bereuen, mich darauf eingelassen zu haben, konnte aber leider nun nicht mehr zurück. Der Baqquara wälzte sich von einer Seite auf die andere; der Fußtritt des Mudirs hatte ihn so getroffen, daß er Schmerzen fühlte. War er vorher vielleicht der Ansicht gewesen, daß man ihn schonen werde, weil er die Würde eines Scheiks trug, so hatte er jetzt erkannt, daß dies nicht der Fall sei. Er sah ein, daß ihm die bekannten fünfhundert sicher seien. Fünfhundert Hiebe auf die Fußsohlen! Und nicht auf einmal, sondern wöchentlich hundert! Wenn die aufgeplatzten Sohlen zu heilen beginnen, hundert neue Streiche drauf! Und dabei also fünf Wochen lang eingesperrt, wer weiß, in was für einem Loch! Es wurde ihm angst und bange. Man sah es ihm im Gesicht an. Er begann nachzudenken, wie er wohl dieses Unheil von sich abwenden könne, und kam zu dem Resultat, daß dies nur durch mich zu erreichen sei. Er mußte versuchen, mich zu gewinnen. Dieser Gedankengang offenbarte sich dadurch, daß er sich mit

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