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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schilf gab. Wir fuhren bis gegen Abend immer nur zwischen Omm-Sufah-Inseln hin. Dann besäumten sich die Ufer mit grünen Büschen; der Baumwuchs stellte sich wieder ein, und dann gab es rechts und links nur Wald, dichten, geschlossenen Wald. Dabei wurde der Strom frei vom Schilf, und wir hatten eine leichtere Fahrt. Nach Sonnenuntergang leuchteten die Sterne. Wir konnten weit sehen, und so war es uns möglich, die ganze Nacht hindurch zu fahren.
    Dieses Glück begünstigte uns auch in den nächsten Tagen, so daß wir eine außergewöhnlich rasche Fahrt machten und unser Ziel eher erreichten, als zu vermuten gewesen war. Schon am Abend des vierten Tages erklärte uns der Djangeh, die Seribah liege uns so nahe, daß wir sie in einer Stunde zu erreichen vermöchten. Wir mußten also stoppen und legten am rechten Ufer des Flusses an.
    Jetzt galt es die Frage, was getan werden solle. Sollten wir morgen, am hellen Tage, offen bei der Seribah anlegen? Das war nicht geraten, weil der Zugang zu derselben so leicht zu verteidigen war. Die Besatzung konnte uns trotz ihrer lächerlich geringen Zahl sehr zu schaffen machen. Übrigens war es doch noch nicht so sehr gewiß, ob Ibn Asl die Niederlassung schon verlassen hatte; es konnte sehr leicht ein Grund zur Verzögerung eingetreten sein. Darum hielt ich es für geraten, noch während dieses Abends eine Rekognoszierung vorzunehmen, und der Emir stimmte mir bei. Er hätte sich gern daran beteiligt, hielt es aber für seine Pflicht, auf dem Schiff zu bleiben.
    Ich brauchte zwei auf dem Wasser erfahrene Leute und suchte mir infolgedessen Ben Nil und seinen Großvater Abu en Nil aus. Natürlich mußte uns der Djangeh begleiten, da nur er wußte, wo die Seribah lag. Es war vielleicht neun Uhr abends, als wir vom Schiff stießen.
    Ben Nil und sein Großvater ruderten. Ich saß am Steuer, und der Djangeh hatte sich am Bug des Bootes niedergekauert. Die Sterne funkelten am Himmel und die Wasser strahlten ihre leuchtenden Bilder wider. In einer halben Stunde hatten wir den Aufgang des Mondes zu erwarten.
    Wir hielten uns zunächst auf der Mitte des Flusses. Als wir aber eine halbe Stunde lang gerudert waren und uns der Seribah näherten, hielten wir auf das Ufer zu, um in den Schatten der Bäume zu kommen. Der Djangeh versicherte zwar, daß während seiner Anwesenheit kein Posten den Eingang bewacht habe, aber jetzt, wo sich nur noch zehn Mann da befanden, stand zu erwarten, daß der alte Feldwebel vorsichtiger sein werde. Wir mußten uns also so nähern, daß wir von einem etwaigen Wächter nicht bemerkt werden konnten.
    Jetzt wurden die Sterne bleicher, denn der Mond ging auf, war aber noch nicht zu sehen, da der hinter dem Wald stand, der, indem wir leise an ihm vorüberglitten, einer dunklen Mauer glich, in welcher es keine wenn auch noch so kleine Lücke gab. Der Djangeh machte den Kommandanten des Bootes. Er deutete im leisesten Ton an, wie gerudert und wie gesteuert werden sollte. Die Ruder wurden dabei so vorsichtig eingetaucht und bewegt, daß sie kein hörbares Geräusch verursachten. Endlich flüsterte der Neger:
    „Hier ist die Mischrah. Wir müssen anlegen.“
    „Aber nicht an der Mischrah selbst, sondern vorher, an einem Baum!“ verbesserte ich ihn.
    Mischrah ist Landeplatz. Dorthin durfte das Boot nicht kommen, da es in diesem Fall von einem etwaigen Posten gesehen werden mußte. Wir konnten in der dichten Wand des Waldes eine Lücke bemerken, welche ungefähr zwanzig Schritte breit war. Das war der Landeplatz. Er stieg vom Wasser, immer schmaler werdend, zur Höhe des Ufers empor und endete an den Balken und Dornen, mit denen der Eingang zur Seribah verschlossen war.
    Ich steuerte das Boot nach einem Baum, welcher halb im Wasser, halb am Ufer stand. Der Djangeh erhob sich vorn im Boot, um dasselbe am Baum zu befestigen, welcher aber eine lange, starke Wurzel in das Wasser herausstreckte. Sie war, vorzüglich hier im Schatten, nicht zu sehen; das Boot streifte auf und legte sich auf die Seite; der Djangeh verlor das Gleichgewicht, stürzte in den Fluß und stieß dabei einen sehr lauten Schreckensruf aus, da er wußte, daß es an dieser Stelle des Flusses Krokodile gab. Er ging unter, kam wieder empor und wurde von Ben Nil beim Arm ergriffen und festgehalten. Weiter oben gab es einige Sand- oder Schlammbänke. Ein dunkler Streifen zog sich von dort her schnell auf uns zu. Der Djangeh, welcher ängstlich um sich blickte, sah denselben und rief, im höchsten Grade

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