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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehst dem sicheren Tod entgegen.“
    „Ich werde Ibn Asl töten, nicht aber er mich!“
    „Du kennst ihn nicht. Was bist du gegen ihn! Und – würdest du ihn denn noch auf der Seribah treffen?“
    „Nein, denn er wollte die Ghasuah sofort beginnen. Ich muß ihm nach. Den Weg, den er eingeschlagen hat, werde ich auf der Seribah erfahren.“
    „Du irrst. Man würde dich dort festnehmen und ermorden. Du allein vermagst nichts, gar nichts. Darum rate ich dir eben, bei uns zu bleiben. Mit uns kommst du wohl schneller nach der Seribah, als wenn du dich auf deine Ruderkraft verlassen mußt. Dann stehst du unter unserem Schutz. Wir eilen Ibn Asl nach und nehmen ihn und alle Weißen gefangen. Dann sind deine Djangeh gerettet.“
    „Du hast recht, Effendi. Wenn ihr es erlaubt, werde ich bei euch bleiben. Wer hätte das gedacht! Ihr wurdet uns als die größten Feinde der schwarzen Völker beschrieben, und ich nahm mit Freuden den Auftrag, euch im Falle der Begegnung zu täuschen, an. Jetzt sind die Feinde zu Freunden und die Freunde zu Feinden geworden. Ich gab euch einen falschen Weg an. Ihr solltet den Bahr el Dschebel aufwärts segeln. Nun aber werde ich euch den Rohl aufwärts führen, um euch nach der Seribah Aliab zu bringen.“
    „Wie weit liegt sie von hier?“
    „Wir werden wahrscheinlich fünf oder sechs Tage brauchen.“
    „Kennst du die Lage der Seribah genau?“
    „Natürlich! Sie liegt am rechten Ufer des Flusses, uns also, wenn wir kommen, zur linken Hand.“
    „Gibt es dort Berge?“
    „Nein. Die Gegend ist vollständig eben. Wald und nichts als Wald. Die Seribah ist ganz von einem Dickicht umgeben, durch welches kein Mensch dringen kann. Als sie von Ibn Asl angelegt wurde, hat er viele Bäume umhauen lassen, die noch am Boden liegen. Zwischen ihnen sind andere emporgewachsen, dazwischen Sträucher und Schlinggewächse, wodurch der Wald um die Seribah einer Mauer gleicht, durch die man nicht zu kommen vermag.“
    „Doch nur auf drei Seiten. Die Flußseite muß offen sein.“
    „Sie ist ebenso verschlossen, und nur an einer einzigen Stelle befindet sich ein Eingang, welcher mit Balken und Dornen versetzt werden kann.“
    „So ist diese Seribah ja eine Festung!“
    „Ja. Ibn Asl behauptet, daß sie von zehn Männern leicht gegen mehrere hundert verteidigt werden könne.“
    „Wenn die letzteren kein Geschick haben, ja. Wie ist das Innere beschaffen?“
    „Es ist ein großer, viereckiger Platz, auf welchem wohl zwanzig runde Tokuls aus Schlamm und Schilf stehen. Sie sind sehr fest. Einen Tokul bewohnt Ibn Asl selbst, in zweien befinden sich die Vorräte, und in den übrigen halten sich die Asaker auf.“
    „Natürlich wohnen die jetzigen Gäste Ibn Asls auch in solchen Hütten. Du hast diese Personen doch gesehen?“
    „Alle. Sie befanden sich ja mit auf dem Schiff, welches uns nach der Seribah brachte. Da gab es einen Weißen, welcher Abd el Barak hieß –“
    „Das ist der Mokkadem der Kadirine, aus dessen Händen ich die Kinder deines Bruders befreite. Weiter!“
    „Ein anderer wurde Muza'bir genannt, und ein dritter war ein Türke, ein sehr dicker Mann. Bei ihm befand sich seine Schwester, welche von zwei weißen und zwei schwarzen Mädchen bedient wurde.“
    „Weißt du, weshalb diese Türkin mitgekommen ist?“
    „Um das Weib Ibn Asls zu werden.“
    „Die Hochzeit sollte auf der Seribah gefeiert werden. Ist sie schon vorbei?“
    „Nein. Man will damit warten bis nach der Rückkehr von dem Sklavenzug.“
    „Weißt du, wer und wie viele sich an demselben beteiligen?“
    „Alle, außer dem Türken, welcher seine Schwester nicht verlassen wollte, und zehn weißen Asakern, über welche ein alter, lahmer Feldwebel das Kommando führt. Aber, Effendi, das könnte ich euch alles unterwegs sagen. Warum verliert ihr die Zeit, indem ihr hier liegenbleibt? Seht ihr nicht, daß der Wind die Wasser des Nils kräuselt?“
    „Du hast recht, wir müssen den Anker lichten. Aber gut war es, daß wir hier liegenblieben, sonst wären wir den Bahr el Dschebel hinaufgesegelt und hätten dich nicht getroffen.“
    Man lichtete den Anker, raaete die Segel in den Wind, und dann ging der ‚Falke‘ von seinem bisherigen Kurs rechts ab und in den Rohl hinein.
    Dieser Nebenfluß war nicht so breit wie der Bahr el Dschebel, führte aber doch eine Wassermenge, welche weit größere Schiffe, als das unsere war, zu tragen vermochte. Ich habe schon gesagt, daß es in dieser Gegend nur Schilf und nichts als

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