28 - Im Lande des Mahdi II
ging ein höhnisches Grinsen über sein Gesicht. Er spuckte aus und antwortete:
„Ich speie dich und den Tod an, denn ich fürchte weder dich noch ihn. Meine Tage sind bei Allah verzeichnet, und ohne seinen Willen kannst du mir nicht eine Minute meines Lebens rauben; hat er bestimmt, daß ich jetzt, hier sterben soll, so kannst du es nicht verhüten. Es wird mir also nicht einfallen, dir ein Wort von dem zu sagen, was du wissen willst.“
„Ich kann dich zum Sprechen zwingen.“
„Versuche es doch! Wie ich dich verlache, werde ich dir beweisen, indem ich eingestehe: Ja der Raïs Effendina befindet sich in einer großen Gefahr. Er ist verloren und mit ihm alle, die sich bei ihm befinden. Nun weißt du genug!“
„Er wird der Gefahr zu entgehen wissen, wie wir euch entgangen sind.“
„Nein. Eine Rettung ist für ihn unmöglich. Er und seine Leute werden dafür vernichtet werden, daß er unsere Gefährten am Brunnen des Wadi el Berd niederschießen ließ. Ja, wenn du wüßtest, was ihm droht, du würdest ihm vielleicht helfen, denn du bis ein frecher Satan, der nur von Gefahren zu leben scheint. Aber du wirst es eben nicht erfahren.“
„Wie nun, wenn ich dich so lange peitschen lasse, bis du redest?“
„Ich werde dennoch schweigen.“
„Oh, die Schmerzen öffnen selbst den verschossensten Mund!“
„Diesmal läßt dich deine berühmte Klugheit im Stich. Läßt du mich schlagen, so werde ich dir irgendeine Antwort geben. Kannst du aber wissen, ob sie wahr ist oder nicht?“
„Ich denke, daß ich dies gar wohl zu beurteilen vermöchte; aber ich werde dennoch darauf verzichten, dich schlagen zu lassen. Ich würde mich schämen, einen alten, gebrechlichen Mann zu peinigen, welcher schon am Rande des Grabes steht!“
„Schmähe mich nicht! Ich bin nicht gebrechlich, und wenn ich nicht dein Gefangener wäre, so würde ich dir das beweisen. Tötet mich, ihr Hunde; aber ich werde schweigen!“
„Gut, er soll seinen Willen haben“, meinte Ben Nil. „Zu erfahren, was dem Raïs Effendina droht, dazu sind wir auch ohne die Mitteilung dieses alten Mörders klug genug. Er mag also zur Hölle fahren.“
Der Jüngling kniete neben ihm nieder, öffnete ihm vorn das Gewand und setzte ihm die Spitze des Messers auf die Brust. Abd Asl schien nicht erwartet zu haben, daß man doch Ernst machen werde; er schrie jetzt freilich in erschrockenem Ton:
„Halt ein! Bedenke, daß ich ein heiliger Fakir bin, an dem sich niemand vergreifen darf! Allah würde diesen Mord mit den ewigen Qualen der Hölle an dir rächen.“
„Ein Heiliger willst du sein?“ antwortete Ben Nil. „Ein Ungeheuer bist du, tausendmal schlimmer als der Löwe, welchen wir erlegt haben! Und wie kann Allah deinen Tod an mir rächen, da du gesagt hast, daß du nur mit seiner Erlaubnis sterben würdest! Wenn ich dich jetzt ersteche, so geschieht es mit seinem Willen und auf seinen Befehl. Also fahre hinab in die Hölle, wo alle Millionen Teufel dich mit Freude erwarten!“
Er stach ihm die Spitze des Messers langsam, langsam nur durch die Haut, wie ich sah. Der Alte wälzte sich auf die Seite und heulte, nun seine ganze bisher verhaltene Todesangst zeigend:
„Nein, nein! Ich mag nicht sterben; ich will und kann nicht sterben. Verschone mich, verschone mich!“
„Schau, alter Feigling, wie du dich verstellen konntest! Jetzt bricht das Entsetzen über dich herein“, sagte Ben Nil. „Vielleicht schenke ich dir das Leben. Nenne mir aber die Gefahr, welche dem Raïs Effendina droht!“
„Ich sage es dir – ich sage es!“
„Dann schnell, heraus damit, sonst stoße ich zu!“
„Er wird in Karthum vergiftet.“
„Von wem?“
„Von – von – von dem Muza'bir.“
„Von dem Gaukler also, der unserm Effendi wiederholt nach dem Leben trachtete? Wie will er die Tat ausführen?“
„Er hat einen Askari, welcher bei den Leuten des Raïs Effendina Farran (Bäcker) ist, bestochen. Er gibt ihm Gift, welches der Farran in den Teig tut, wenn er für den Raïs Effendina Kisrah bäckt.“
„Willst du schwören, daß du damit die Wahrheit sagst?“
„Bei Allah, beim Propheten und bei dem Leben und Lehren aller Kalifen.“
„Sieh, wie schnell ich erfahren habe, was du uns nicht sagen wolltest! Nun werden wir sofort einen Eilboten absenden, um den Kommandanten zu warnen. Die Todesangst hat dir den verschlossenen Mund geöffnet. Aber ich will dir nun zu deinem Ärger sagen, daß du mir dieses Geständnis eigentlich gar nicht zu machen
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