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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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brauchtest, da es mir nicht einfällt, meine Ehre zu beschmutzen, indem ich einen alten, gefesselten Mann, der noch dazu ein solcher Feigling ist, ersteche. Ja, ich will Rache nehmen, aber den Gegner nicht abschlachten. Allah soll entscheiden zwischen mir und dir. Ich will kämpfen, doch nicht mit dir, denn ich bin jung und kräftig. Suche einen deiner Männer aus. Ich werde ihn losbinden und ihm ein Messer geben. Auch ich bewaffne mich mit dem Messer; dann kämpfen wir auf Leben und Tod. Besiegt er mich, so bis du gerettet; stoße ich ihn nieder, so sterbt ihr beide, denn er kämpft für dich und du hast sein Schicksal auch zu erleiden. Effendi, ich hoffe, daß du mir deine Erlaubnis nicht versagst.“
    Das war brav, sehr brav von dem wackeren Kerl. Aber der Ausgang des Duells! Ben Nil war mutig und für seine Jahre auch ungewöhnlich stark und gewandt; aber ob ich ihm den Sieg zutrauen dürfe, daß wußte ich nicht. Es verstand sich von selbst, daß der Alte den besten Krieger auswählen werde. Aber durfte ich mich weigern, meine Zustimmung zu erteilen? Nein. Ben Nil konnte tun, was ihm beliebte. Ich machte ihm zwar eine halblaute Vorstellung, doch antwortete er:
    „Sorge dich nicht um mich, Effendi! Ich weiß, was ich tue. Du hast mich noch nicht in einem solchen Kampf gesehen und magst also für mich fürchten; ich sage dir aber, daß ich nicht eine Spur von Angst empfinde.“
    „Man wird dir den kräftigsten Mann gegenüberstellen. Bedenke das!“
    „Das ist mir lieber, als wenn ich mich mit einem Schwächling messen soll. Also, stimmst du bei?“
    „Ja, halte dich wacker; sei nicht voreilig, und blicke ja nicht auf das Messer, sondern in das Auge deines Gegners. Suche dich auch so zu stellen, daß das Licht ihn vorn, dich aber hinten trifft!“
    Was ich nicht erwartet hatte, der Alte wählte den angeblichen Dschellabi. Es gab unter den Gefangenen welche, die länger und stärker gebaut waren als er; vielleicht besaß er ein größere Gewandtheit und Erfahrung im Einzelkampf. Vielleicht auch hatten sie irgendeine Hinterlist verabredet. Sie lagen nebeneinander, und es war mir nicht entgangen, daß sie heimlich miteinander gesprochen hatten. Ich nahm mir vor, mich auf alle Fälle bereit zu halten.
    Als dem Dschellabi die Fesseln abgenommen worden waren, bekam er ein Messer in die Hand. Er reckte und dehnte sich und rieb sich die Beine, um sie, die gebunden gewesen waren, wieder geschmeidig zu machen.
    „Wir entkleiden uns und kämpfen nur in der Hose und mit nacktem Oberkörper“, sagte ihm Ben Nil.
    „Warum? Bleiben wir doch, wie wir sind!“
    „Nein; wie ich sagte, so wird es gemacht.“
    Der Dschellabi widersprach noch einigemal, mußte sich aber fügen. Warum wollte er sich des Obergewandes nicht entledigen? Ohne dasselbe war doch leichter zu kämpfen. Wollte er fliehen? Ben Nil fuhr fort:
    „Also wenn du mich tötest, erhält Abd Asl das Leben. Töte ich aber dich, so stirbt auch er sofort unter meinem Messer. Du hast also nicht nur dein Leben, sondern auch das seinige in der Hand. Also sage, ob du bereit bist.“
    „Ja, ich bin bereit; es kann beginnen.“
    Sie standen mitten in unserm Kreis einander gegenüber. Bestimmte Regeln waren nicht gegeben worden, doch erteilte ich dem Dschellabi noch eine kurze Warnung:
    „Nimm deine Beine in acht!“
    „Dies zu sagen, ist überflüssig“, lachte er. „Das Leben wohnt im Herzen; er wird mich also nicht in die Beine stechen wollen.“
    Er beachtete es nicht, daß ich meinen Henrystutzen so an mich zog, daß ich ihn augenblicklich anlegen konnte.
    „Also jetzt“, meinte Ben Nil. „Komm heran!“
    Das fiel dem andern gar nicht ein. Keiner wollte den ersten Stich versuchen. Sie bewegten sich einigemal im Kreis, indem sie sich fest in den Augen behielten. Da sprang der Dschellabi auf Ben Nil ein, und dieser wich zur Seite, um dem Messerstoß zu entgehen; aber der Angriff war nur eine Scheinbewegung gewesen, denn kaum war Ben Nil zur Seite gewichen, so schnellte der Dschellabi an ihm vorüber, sprang über die Köpfe zweier ihm im Weg sitzenden Asaker weg und rannte zwischen den Kamelen hindurch, um den Wald zu erreichen. Meine Vermutung war also ganz richtig gewesen. Aber schon hatte ich das Gewehr angelegt und drückte ab, noch ehe er drei Viertel des Weges zurückgelegt hatte. Er stürzte vornüber, raffte sich schnell auf, brach aber wieder zusammen. Ich hatte nach dem Bein gezielt und es getroffen. Erschießen wollte ich ihn nicht, weil ich

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