Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wiederholte.
    Ich tat, als ob ich sehr freudig überrascht sei, und rief aus:
    „Das ist gut; das ist sehr gut! Ich hörte von ihm sprechen. Ein türkischer Händler, den ich kenne, sagte mir, daß er viel von ihm gekauft habe.“
    „Meinst du Murad Nassyr? Den kennst du also?“
    „Sehr gut. Ich habe oft Reqiq von ihm gekauft.“
    „Ah, endlich gestehst du ein, daß du es selbst bist, von dem du sprachst!“
    „Allah w' Allah! Es ist mir so herausgefahren.“
    „Sei unbesorgt. Es schadet nichts, denn nun kann auch ich offen sein. Ich sage dir, daß ich bei Ibn Asl im Dienst stehe.“
    „Ist das wahr? Oder willst du mich nur versuchen?“
    „Es ist die Wahrheit. Welchen Grund könnte ich haben, mich fälschlicherweise für einen Diener des Sklavenjägers auszugeben?“
    „Um mich zu fangen. Du könntest leicht in Dienst des Khedive stehen.“
    „Selbst wenn dies der Fall wäre, könnte ich dir jetzt nicht schaden. Ich müßte dich auf der Tat ertappen. Also, aufrichtig! Sage mir, ob du Reqiq kaufen willst!“
    „Nun gut, ich will es wagen und dir Vertrauen schenken, obgleich ich dich noch nie gesehen habe. Ja, ich kaufe Sklaven, sobald ich sie bekommen kann.“
    „Wo wolltest du von hier hin?“
    „Nilaufwärts, noch weit über Faschodah hinaus, bis ich auf irgendeiner Seribah finde, was ich suche.“
    Unter einer Seribah versteht man eine Niederlassung von Sklavenjägern. Diese Niederlassungen sind nach dortigen Begriffen festungsartig angelegt. Sie bestehen aus Hütten, welche teils zur Unterkunft der Sklavenjäger, teils als Vorratshäuser dienen und mit einer oft mehrfachen, dichten Stachelhecke umgeben sind.
    „Du hast gar nicht nötig, so aufs Geratewohl zu reisen“, meinte der Mann zutraulich. „Hast du Geld mit?“
    „Genug.“
    „So will ich dich zu Ibn Asl bringen.“
    „Dafür würde ich dir herzlich dankbar sein und dir später ein gutes Bakschisch geben. Aber hat Ibn Asl jetzt Sklaven?“
    „Noch nicht. Wir wollen eben jetzt eine Fahrt nach Reqiq unternehmen. Murad Nassyr will Sklaven haben, und wenn uns das Glück wie immer begünstigt, so bleiben für dich mehr übrig, als du brauchen kannst.“
    „So ist Murad Nassyr bei Ibn Asl?“
    „Nein. Er ist nach Faschodah voraus.“
    Das war mir ungeheuer lieb. Ich hegte den kühnen Gedanken, Ibn Asl aufzusuchen, also mich in die Höhle des Löwen zu begeben. Er kannte mich ja nicht, denn am Wadi el Berd hatte er mich nur von weitem gesehen. Wäre aber Murad Nassyr bei ihm gewesen, der mich kannte, so hätte ich mich unmöglich sehen lassen können; es wäre einfach um mich geschehen gewesen. Freilich konnten auch der Mokkadem und der Muza'bir bei dem Sklavenjäger sein. Die beiden Schurken kannten mich ebenso genau wie der Türke. Es galt also, unauffällig eine diesbezügliche Erkundigung einzuziehen.
    „Weißt du, weshalb der Türke jetzt eigentlich gekommen ist?“ fuhr der Mann, welcher ganz zutraulich geworden war, fort.
    „Nein.“
    „Kennst du seine Familie?“
    „Ich weiß nur, daß er zwei Schwestern hat.“
    „Das stimmt. Und daraus ersehe ich auch, daß du die Wahrheit redest und wirklich derjenige bist, für den du dich ausgibst. Er hat Ibn Asl eine dieser Schwestern zum Weib gebracht. Auf einer Seribah am obern weißen Nil wird die Hochzeit sein. Wenn du mit uns ziehst, kannst du das Fest mitmachen. Ibn Asl ist bei solchen Gelegenheiten außerordentlich freigebig. Auch sein Vater ist dabei.“
    „Er hat einen Vater?“ fragte ich, indem ich mich verstellte.
    „Ja, sein Vater lebt noch. Er zieht als frommer Fakir am Nil auf und ab, um unter dieser Maske die Geschäfte seines Sohnes zu fördern.“
    „Ist er schon jetzt bei ihm?“
    „Eigentlich ja. Für kurze Zeit aber ist er abwesend, mit einer Schar unserer Sklavenjäger in die Steppe gezogen, um Gericht zu halten.“
    „Gericht?“
    „Ja, um einen fremden Giaur, welcher uns großen Schaden bereitet hat, zu bestrafen.“
    „Du machst mich neugierig!“
    „Ibn Asl mag es dir selbst erzählen, wenn es ihm beliebt. Ich weiß nicht, ob ich zu dir von ihm sprechen darf. Der Christ ist ein Schurke, ein Teufel, den wir vernichten müssen.“
    Wenn er gewußt hätte, daß ich selbst dieser Schurke, dieser Teufel war! Er fuhr fort:
    „Er ist von Kahira aus verfolgt worden bis hierher, aber vergebens. Selbst dem Mokkadem ist er entgangen, als er –“
    „Dem Mokkadem?“ fragte ich. „Welchen Mokkadem meinst du?“
    „Den der heiligen Kadirine.“
    „Welcher Abd

Weitere Kostenlose Bücher