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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erkennt, so ist's um uns geschehen.“
    „Es ist ja niemand dabei, der uns gesehen hat. Dennoch müssen wir in höchstem Grad vorsichtig sein. Auf keinen Fall aber dürfen wir uns auseinanderbringen lassen, damit, wenn es nötig ist, einer dem andern helfen kann.“
    „Ob es weit von hier ist?“
    „Wohl nicht. Wir werden nicht allzulange zu warten haben.“
    Das war sehr richtig, denn schon nach vielleicht zehn Minuten kehrte unser Führer zurück und sagte:
    „Mein Herr ist bereit, euch zu empfangen. Nehmt die Pferde an die Hand und folgt mir langsam und vorsichtig. Ihr werdet nun gleich abwärts schreiten müssen.“
    Es war stockdunkel um uns her, aber die Bäume standen nicht nahe beisammen. Schon nach wenigen Schritten senkte sich das Terrain abwärts, und dann sahen wir mehrere Feuer brennen, deren Schein uns trefflich zustatten kam. Sie flammten hart am Ufer des Stromes, dessen Wasser sie goldig färbten.
    Dort stand ein Baum. Es war eine Omm-Sufah-Strecke gewesen, aber das Gras war abgeschnitten worden und lag nun in mehreren Haufen oberhalb des Platzes. Omm Sufah ist nämlich Sumpfgras, eine Sacharum-Art, welche am obern Nil in ungeheuren Mengen vorkommt. Es wächst am Ufer, im seichten, sumpfigen Wasser, wird von den Wellen losgerissen und von einer Stelle zur andern getragen. Es sammelt sich in den Buchten an, wird da wieder fortgespült und bildet dann Inseln, welche abwärts schwimmen. Oft ist die ganze Breite des Stromes mit Omm Sufah bedeckt, und dann müssen die Schiffer mühsam arbeiten, um mit den Fahrzeugen durchzukommen.
    Als wir unter den Bäumen hervortraten, sah ich gegen hundert Männer um die Feuer liegen oder kauern, ganz oder halb bekleidet, viele auch nur mit dem Lendenschurz. Es waren alle Gesichtsfarben bis zum tiefsten Mohrenschwarz vertreten, innerlich war aber jedenfalls einer so schwarz wie der andere. Da, wo die Omm-Sufah-Haufen lagen, standen sechs große Fässer, und oberhalb dieser Stelle erhob sich die Gestalt des Noqer aus dem Wasser, welches hier so tief war, daß das Fahrzeug sich mit der ganzen Seite dicht an das Ufer schmiegte. Dort brannte, abgesondert von den andern, ein kleines Feuer, an welchem drei Männer saßen, zu denen wir geführt wurden. Sie standen bei unserem Näherkommen auf.
    Der eine war von mittlerer, aber breiter Statur, hatte einen schwarzen Vollbart und trug einen weißen Haïk. Ich erkannte ihn augenblicklich. Das war der Mann mit dem weißen Dschebel-Gerfeh-Kamel, den ich am Wadi el Berd verfolgt hatte, ohne ihn einholen zu können, Ibn Asl, der berüchtigtste der Sklavenjäger. Er musterte uns mit scharfem Blick und auch die beiden andern ließen ihre Augen streng, beinahe finster, auf uns ruhen.
    „Sallam“, grüßte ich und wollte weitersprechen; er aber winkte mir mit der Hand Schweigen und fragte:
    „Dein Name?“
    „Amm Selad aus Suez.“
    „Dieser junge Mann?“
    „Omar, mein Gehilfe.“
    Diener wollte ich doch nicht sagen, weil da Ben Nil wohl nicht hätte bei mir bleiben dürfen.
    „Wieviel Sklaven willst du kaufen?“
    „Soviel ich bekommen kann.“
    „Und wohin lieferst du?“
    Sollte ich mich in dieser Weise ausfragen lassen? Je bescheidener ich mich verhielt, desto geringer war jedenfalls meine Sicherheit. Er durfte nicht denken, einen untergeordneten Charakter vor sich zu haben. Darum antwortete ich diesmal in kurzem Ton:
    „Dahin, wo ich Geld bekomme. Meinst du, daß ich jedermann sofort meine Geschäftsgeheimnisse offenbare?“
    „Amm Selad, du trittst sehr zuversichtlich auf!“
    „Hast du es von einem Mann meines Berufs anders erwartet? Wie ist denn dein Auftreten? Fragt man einen Gast, ohne ihm einen Platz anzubieten, sogleich in dieser Weise aus?“
    „Wer hat gesagt, daß du mein Gast sein sollst?“
    „Niemand; aber ich halte es natürlich für ganz selbstverständlich.“
    „Das versteht sich nicht so ganz von selbst. Unsereiner hat vorsichtig zu sein.“
    „Ich ebenso. Wenn ich dir nicht gefalle, so brauche ich mich auch nicht zu bemühen, Wohlgefallen an dir zu finden, und kann wieder gehen. Komm, Omar!“
    Ich drehte mich um, und Ben Nil tat ebenso. Da trat Ibn Asl schnell zu mir, legte mir die Hand an den Arm und sagte:
    „Halt! Du kennst deine Lage nicht. Wer hier an diesem Ort zu mir kommt, der darf nicht wieder fort.“
    Ich sah ihm lächelnd ins Gesicht und antwortete:
    „Und wenn ich dennoch gehe?“
    „So werde ich dich festzuhalten wissen.“
    „Versuche es!“
    Bei den Worten ergriff ich Ben

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