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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nil bei der Hand und sprang, ihn hinter mich herziehend, unter die Bäume hinein. Glücklicherweise war er so geistesgegenwärtig, sogleich dieselbe Schnelligkeit wie ich zu entfalten. Das hatte Ibn Asl nicht erwartet; wir waren fort, ehe er eine Bewegung gemacht hatte, mich festzuhalten. Dann aber schrie er laut:
    „Haltet sie fest, ihr Männer! Auf, hinter ihnen her!“
    Was Beine hatte, rannte in den Wald, Ibn Asl selbst auch und die beiden andern. Ich hatte nur zwanzig Schritte weit weg gemacht und mich dann in einem kurzen Bogen wieder zurückgewendet, dahin, wo die Omm-Sufah-Lichtung aufhörte. Dorthin drang der Schein des Feuers nicht, wo wir uns niederduckten. Hinter uns erklangen die Zurufe der vergeblich nach uns Suchenden.
    „Warum liefst du denn nicht weiter?“ fragte mich Ben Nil. „Sie hätten uns nicht eingeholt.“
    „Weil ich gar nicht fort will!“
    „Du willst hier steckenbleiben?“
    „Nein. Ich wollte Ibn Asl nur zeigen, daß ich mir nichts befehlen lasse. Jetzt sind sie alle unter den Bäumen verschwunden. Komm!“
    Wir krochen aus dem hohen Schilf heraus und schnellten uns nach dem Feuer hin, an welchem Ibn Asl gesessen hatte. Dort setzten wir uns nieder. Drei Flinten und drei Tabakspfeifen lagen da, und daneben stand ein tönernes Gefäß mit Rauchtabak. Wir stopften uns schnell jeder eine Pfeife und steckten sie in Brand. Da erscholl hinter uns ein Ruf der Verwunderung:
    „Dort sitzen sie ja, dort am Feuer!“
    Dieser Ruf ging von Mund zu Mund weiter, und man kehrte ebenso schnell, wie man davongelaufen war, zurück. Wir saßen ruhig da und rauchten. Die Männer wußten nicht, was sie dazu sagen sollten. Sie riefen, schrien und lachten durcheinander. Ibn Asl mußte sich Bahri brechen, um zu uns zu gelangen.
    „Allah akbar – Gott ist groß!“ rief er aus. „Was fällt euch ein? Wir suchen euch, und ihr sitzt hier!“
    „Ich wollte dir nur zeigen, daß ich mich entfernen kann, wenn ich mich entfernen will. Ihr hättet uns gewiß nicht einholen können. Aber ich bin gekommen, um ein Geschäft mit dir zu machen, und werde nicht eher fortgehen, als bis es zustande gekommen ist.“
    Ich sagte das in einem so zuversichtlichen Ton, daß sein vorher so finsteres Gesicht sich zu einem Lächeln verzog und er kopfschüttelnd sagte:
    „Amm Selad, einen Mann wie du bist, habe ich noch nicht gesehen. Du bist außerordentlich keck; da mir das aber gerade gefällt, so will ich dir den Schabernack, den du uns gespielt hast, nicht anrechnen. Kehrt an eure Plätze zurück!“
    Dieser Befehl galt seinen Leuten, welche denselben sogleich befolgten. Er setzte sich zu meiner Rechten nieder, und die beiden andern folgten diesem Beispiel. Ja, keck war ich gewesen, und nun galt es, abzuwarten, ob es gute Folgen haben werde. Wir waren weder gegrüßt noch willkommen geheißen worden, und solange dies unterblieb, durften wir uns nicht sicher fühlen. Ibn Asl nahm die dritte Pfeife, stopfte sie, zündete sie an und sagte dann, mir den Rauch fast gerade in das Gesicht blasend:
    „Was soeben geschehen ist, habe ich wirklich noch nicht erlebt. Entweder bist du ein leichtsinniger Spaßvogel oder ein vielerfahrener Händler.“
    „Das erstere nicht, sondern das letztere“, antwortete ich. „Ich bin durch viele Gefahren gegangen und fürchte mich nicht, wenn jemand mich empfängt, ohne mich sofort willkommen zu heißen.“
    „Kann ich dir ‚Marhaba‘ sagen, ohne daß ich dich kenne?“
    „Ja und auch nein. Jeder tut nach seiner Art. Ich heiße jeden willkommen, der mich aufsucht.“
    „Und wenn er ein schlechter Mensch ist?“
    „So habe ich stets noch Zeit, ihn wieder fortzujagen.“
    „Nachdem du den Schaden erlitten hast! Nein, erst die Prüfung und dann die Entscheidung!“
    „So prüfe! Mir soll es angenehm sein. Aber ich sage dir, daß ich sehr ermüdet bin. Wir sind heute weit geritten und bedürfen des Schlafes. Habe also die Gewogenheit, deine Prüfung nicht etwa über die ganze Nacht auszudehnen!“
    Er sah die beiden andern und diese blickten wieder ihn an. Sie wußten nicht, ob sie lustig oder grimmig dreinschauen sollten, bis Ben Nil mit sehr ernsthafter Miene hinzufügte:
    „Und Hunger haben wir auch!“
    Da lachte Ibn Asl laut auf und antwortete:
    „Bei Allah, ihr seid sonderbare Menschen! Aber ich will einmal von meinen Gewohnheiten abweichen und euch Vertrauen schenken.“
    „Das kann dir doch gar nicht schwerfallen“, sagte ich. „Eigentlich wäre es viel schwerer für mich,

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