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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als seine Offiziere bezeichnet hatte, nach vorn; sie nahmen Ben Nil mit; ich fand keine Zeit, ihm irgendwelche Verhaltensmaßregeln zu erteilen. Ibn Asl ging mit mir nach hinten.
    Der Unterschied zwischen einer Dahabiëh und einem Noqer besteht darin, daß die letztere ein offenes Verdeck hat, wenigstens ist der mittlere Teil des Fahrzeuges frei. Vorn befindet sich gewöhnlich die Schiffsküche, welche einige Sklavinnen zu bedienen haben, und hinten gibt es ein kleines Verdeck, einen Verschlag, in welchem der Herr des Schiffes oder der Raïs zu wohnen pflegt.
    Ob die ‚Eidechse‘ diese Einrichtung auch besaß, das konnte ich trotz des jetzt ziemlich hellen Sternlichtes nicht erkennen. Daß sich hinten eine Kajüte befand, das erfuhr ich allerdings, denn Ibn Asl führte mich in dieselbe. Sie bestand aus zwei Abteilungen, einer vorderen, kleineren, und einer hintern, größeren. Er blieb in der ersteren stehen und brannte eine Lampe an. Beim Schein derselben sah ich, obgleich ich nur wenig Zeit zur Umschau hatte, daß rechter Hand ein Sitzkissen lag, während zur linken ein Holzkasten stand, in welchem allerlei Handwerkszeug, wie sie auf einem Schiff zu jeder Zeit gebraucht werden, sich befanden. Dieser letztere Umstand wurde mir später sehr wichtig.
    „Tritt schnell ein, damit keine Mücken mit hineinkommen!“ forderte er mich auf, indem er eine Matte, welche die beiden Abteilungen voneinander schied, zur Seite schob. Ich folgte seiner Aufforderung, und als er dann die Lampe an einer an der Decke befestigten Schnur aufgehangen hatte, konnte ich die Einrichtung der Kajüte sehen. Sie bestand nur aus einigen Kissen, welche an den Holzwänden lagen, und einer höchst unkünstlerisch bemalten Kiste, die seinen Kleiderbehälter bilden mochte. Er nahm aus derselben zwei Mückennetze, von denen er mir das eine gab. Ich wickelte mich kunstgerecht hinein, und er tat mit dem seinigen dasselbe.
    War ich der Meinung gewesen, daß wir nun schlafen würden, so hatte ich mich geirrt. Er sagte mir vielmehr, daß er Lust habe, sich weiter zu unterhalten, bis das Öl der Lampe ausgebrannt sei. Das war mir gar nicht unlieb, denn auf diese Weise konnte ich vielleicht doch noch etwas erfahren, was ich bis jetzt vergeblich hatte wissen wollen.
    „Du hast zwar gesagt, daß du müde bist“, meinte er, „aber du kannst ja in den Tag hinein schlafen, so lange es dir beliebt.“
    Mit diesen Worten gab er mir eine vortreffliche Handhabe, welche ich auch sofort benutzte, indem ich ihm bemerkte:
    „Wenn du noch nicht schläfrig bist, will ich sehr gern noch mit dir plaudern; aber ausschlafen werden ich wohl nicht können.“
    „Warum?“
    „Weil du den Raïs Effendina erwartest, mit dem es doch, wie ich vermute, zum Kampf kommen wird.“
    „Fürchtest du dich davor?“
    „Fällt mir nicht ein! Ich habe schon sehr oft Pulver gerochen, bin kein ganz schlechter Schütze und wünsche sogar, mit dabeisein zu dürfen, wenn es losgeht.“
    „Es wird nicht viel Pulver zu verknallen geben, denn die Sache soll in möglichster Stille vor sich gehen. Aber wenn du Lust hast, die Schädel einiger Asaker einzuschlagen, so habe ich gar nichts dagegen.“
    „Also nicht geschossen, sondern geschlagen und gestochen soll werden? Mir gilt das gleich; ich bin auf alle Fälle gern dabei. Aber wie kommen wir von deinem Noqer aus auf das Schiff des Raïs Effendina?“
    „Dies zu besteigen, werden wir uns sehr hüten. Feuer ist besser als Pulver.“
    „Ah! Du willst das Schiff des Raïs Effendina verbrennen? Das wird dir schwer werden. Hast du vielleicht einen Mann bei ihm an Bord, der es anzündet?“
    „Nein. Auf diese Weise würde ich meinen Zweck nicht erreichen, denn der Brand würde bald bemerkt und gelöscht werden, und ich hätte das Nachsehen. Ich fange die Sache ganz anders an, und zwar so, daß kein einziger Mann entkommen kann und auch kein Span des Schiffes übrigbleibt.“
    „Mir unerklärlich.“
    „Ja, du hast schon sehr viel erlebt und manches erfahren, was andere nicht kennenlernen, aber der richtige Schick und Kniff, der fehlt dir noch. Ein Sklavenjäger darf keine Schonung kennen. Es handelt sich hier um Sein oder Nichtsein. Es muß entweder der Raïs Effendina oder ich zu Grunde gehen, und da ich nicht dazu Lust habe, so mag es ihn treffen, aber auch gleich so, daß Rettung für ihn die reine Unmöglichkeit ist.“
    „Recht hast du da. Nach allem, was ich von dir erfahren habe, würde ich an deiner Stelle ebenso energisch handeln.

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