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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Qualen ein Mensch zu ertragen vermag, bevor er stirbt.“
    „So willst du ihn zu Tode martern?“
    „Ja. Er soll jedes Glied einzeln verlieren. Ich werde ihm die Nase, die Ohren, die Lippen, die Zunge, die Augen nacheinander nehmen.“
    „Und was geschieht mit den Asakern, die ihn begleiten?“
    „Ich habe den Befehl erteilt, dieselben einfach über den Haufen zu schießen. Man wird mir ihn also ganz allein bringen. Mein Vater kann in jedem Augenblick zurückkehren.“
    Also jedes Glied, jedes Sinnesorgan sollte mir einzeln abgeschnitten, ausgestochen oder herausgerissen werden! Das war ein außerordentlich tröstlicher Gedanke für mich für den Fall, daß man entdeckte, wer ich war! Die Haare hätten mir zu Berge stehen mögen! Dennoch wagte ich es, eine Erkundigung einzuziehen, die mir leicht verderblich werden konnte. Ich nannte nämlich den Fakir el Fukara und fragte ihn, ob er denselben kenne.
    „Freilich kenne ich ihn“, antwortete er. „Er ist doch auch Sklavenjäger gewesen.“
    „Gewesen? Jetzt also nicht mehr?“
    „Nein. Er ist fromm geworden und bereitet sich auf die Zukunft vor.“
    „Hat er irgendeinen besonderen Plan für dieselbe?“
    „Das ist möglich; er redet nicht davon. Er liest viele Bücher, weltliche und geistliche, und es kommen und gehen bei ihm Leute, die man nicht kennt und mit denen er lange und geheime Unterredungen hält. Vielleicht will er ein großer Marabu oder ein Wanderprediger des Islam werden. Vielleicht aber ist das auch nur eine Maske, unter welcher er ganz andere Absichten verbirgt. Er haßt den Vizekönig, welcher ihn aus dem Amt gejagt hat, und wird sich wohl auf irgendeine Weise an ihm rächen wollen.“
    Sollte es diesem Menschen mit seiner Mahdischaft wirklich ernst sein? Wenn das der Fall war, so hatte ich eigentlich die Verpflichtung, die Regierung zu warnen. Er hatte davon gesprochen, daß der Mahdi sich mit einem höheren ägyptischen Offizier verbünden werde. Vielleicht hatten die Besuche, welche er empfing, unter anderem auch den Zweck, eine solche Verbindung anzuknüpfen oder gar schon zu pflegen. Ich nahm mir vor, zuerst dem Raïs Effendina Mitteilung zu machen, welcher diese Angelegenheit leichter zu beurteilen vermochte als ich. Erst viel später, als der Aufstand im Sudan im Gang war, hörte ich, daß mit jenem Offizier wohl Arabi Pascha gemeint gewesen sei, doch steht es sehr zu bezweifeln, daß er damals schon mit ihm in irgendeiner Beziehung gestanden habe.
    Leider konnte ich noch immer nicht das erfahren, was zu wissen mir am notwendigsten war. Ibn Asl brachte das Gespräch nicht wieder auf den Raïs Effendina. Ich hütete mich zwar, die Rede direkt auf denselben zu lenken, aber ich gab mir alle Mühe, ihn indirekt und ohne daß er es bemerkte, auf diesen Gegenstand zu leiten, doch vergeblich. Es verging die Zeit bis nahe an Mitternacht, und dann erklärte er, daß er nun schlafen wolle, und forderte mich auf, ihn zu begleiten.
    „Wohin?“ fragte ich.
    „Auf das Schiff. Dort haben wir mehr Schutz vor den Mücken, und ich werde dir ein Mückennetz geben. Du schläfst bei mir. Daraus kannst du ersehen, daß ich Wohlgefallen an dir gefunden habe.“
    Ich glaubte ihm das letztere, obgleich er mich auch leicht aus dem Grund, mich unter seiner besondern Aufsicht zu behalten, zu sich eingeladen haben konnte.
    „Ich möchte dir nicht lästig fallen“, wandte ich ein. „Ich bin gewöhnt, auf meinen Reisen mit Omar, meinem Gehilfen, zu schlafen. Erlaube, daß er bei mir bleibt!“
    „Ich habe nur Platz für mich und dich. Er soll auch eine gute Stelle erhalten, denn er wird bei meinen Offizieren schlafen, welche auch eine eigene Kajüte haben.“
    Eine weitere Einwendung durfte ich nicht machen, da ein solches Beharren auf meinem Willen ihn sehr leicht stutzig hätte machen können. Darum mußte ich mich fügen. Übrigens glaubte ich keinen Grund zu haben, auf das Beisammensein mit Ben Nil zu dringen. Es war bisher ja alles sehr gut abgelaufen, und ich hatte nicht die mindeste Ursache, anzunehmen, daß uns bis zum Morgen irgendeine Gefahr drohte.
    Im Verlauf unseres Gesprächs hatte ich beobachtet, daß viele der Sklavenjäger an Bord gegangen waren, um, jedenfalls der lästigen Mücken halber, im Schiff zu schlafen. Das Innere desselben schien also jetzt leer zu sein, da es so viele Schläfer fassen konnte.
    Es führte eine Art Leiter, an welcher wir emporstiegen, vom Ufer auf das Deck. Dort angekommen, wendeten sich die beiden andern, die er

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