28 - Im Lande des Mahdi II
Nur sehe ich nicht ein, durch welches Mittel du so sicher und so schnell zum Ziel gelangen willst.“
„Du könntest es eigentlich erraten, doch will ich es dir sagen. Hast du die Omm-Sufah-Haufen gesehen?“
„Natürlich; sie sind ja groß genug.“
„Ich habe die Omm Sufah niederschneiden lassen, um erstens Platz zum Lagern und zweitens Material zum Feuer zu bekommen. Hast du die Fässer bemerkt, welche in der Nähe stehen?“
„Ja.“
„Sie sind mit dem Stoff gefüllt, welcher den Raïs vernichten wird. Es ist nämlich Gaz (Petroleum) darin.“
„Gaz? Ah, ich beginne zu begreifen. Aber wie bringst du dieses gefährliche Öl auf sein Schiff!“
„Auf? Ich brauche es doch nicht auf, sondern nur an dasselbe bringen. Die Sache ist viel leichter, als du denkst. Ich bin überzeugt, daß er in Hegasi halten wird. Dadurch gewinne ich Zeit zu meiner Vorbereitung. Du weißt, daß ich in Hegasi einen Wächter habe. Dieser kommt, sobald der Raïs dort anlangt, hierher geritten, um es mir zu melden. Der Nil wird durch die Dschesireh in zwei Arme geteilt, von welchem der, auf dem wir uns jetzt befinden, der ruhigere und sichere ist, und der Raïs wird also nach dieser unserer Seite steuern. Ich bilde aus meinen Leuten drei Abteilungen. Die erste bleibt bei den Fässern; die zweite besetzt das Ufer bis möglichst weit hinab und die dritte drüben den Rand der Insel. Auf diese Weise wird der Flußarm, den der Raïs benutzen muß, an beiden Seiten von meinen Kriegern eingefaßt, welche sich natürlich nicht sofort sehen lassen dürfen. Wenn sich das Schiff so weit genähert hat, daß es nicht mehr entfliehen kann, werfen die bei den Fässern Stehenden das Petroleum in den Fluß und die dürre, schnell angebrannnte Omm Sufah dazu. Das Öl wird sich über das Wasser verbreiten und um das Schiff ein Feuermeer bilden, aus welchem es nicht zu entkommen vermag. Was sagst du zu diesem Plan?“
Mich schauderte vor diesem Mann, doch zwang ich mich, in verwunderndem Ton zu antworten:
„Er ist herrlich, einzig! Entstammt er deinem eigenen Kopf oder einem andrem?“
„Ich selbst habe ihn mir ausgedacht“, meinte er mit hörbarem Stolz.
„So bewundere ich dich. Ich wäre niemals auf einen solchen Gedanken gekommen. Höchstens hätte ich dem Raïs irgendwo aufgelauert, um ihm heimlich eine Kugel zu geben.“
„Und sein Anhang wäre leben geblieben? Nein, sie müssen alle, alle zur Hölle!“
„Wie nun, wenn sie Zeit finden, das Schiff an das Ufer zu steuern?“
„Sie mögen es versuchen! Bedenke doch, daß sie sich binnen weniger Augenblicken mitten in Flammen befinden, daß sie unbedingt ersticken müssen. Das Schiff wird sofort lichterloh brennen. Dennoch habe ich auch an den Fall gedacht, daß sich einige in das Wasser werfen werden, um das Ufer zu erreichen. Sollten sie, was ich für eine Unmöglichkeit halte, dem Feuer und den Krokodilen entgehen, so stehen ja meine Leute hüben und drüben am Wasser, von denen sie mit den Gewehrkolben erschlagen werden. Du siehst wohl ein, daß kein einziger entkommen kann.“
„Kann das Feuer nicht deinem eigenen Noqer gefährlich werden?“
„Nein.“
„Aber welche Folgen wird es für dich geben? Du wirst von den Soldaten des Vizekönigs gehetzt werden, bis sie dich haben, und dann dreimal wehe dir!“
„Wird man erfahren, wie das Feuer entstanden ist?“
„Vielleicht. Es ist ja möglich, daß es sich bis Hegasi hinab verbreitet. Man wird natürlich sehen, daß es vom Öl stammt, und sich fragen, wer dasselbe in den Fluß gegossen hat.“
„Mag man das immerhin fragen; niemand wird es beantworten!“
„Bist du deiner eigenen Leute sicher?“
„Ja. Keiner von ihnen wird plaudern.“
„Dann mache ich dich, da ich es gut mit dir meine, noch auf eins aufmerksam. Wie nun, wenn außer dem des Raïs noch ein anderes Schiff erscheint?“
„So geht es mit zu Grunde.“
„Oder wenn von oben herab ein Fahrzeug kommt. Dieses würde anhalten und Zeuge des Schauspieles sein. Damit wärst du verraten.“
„Hoffentlich kommt dieser Fall nicht vor; sollte es aber doch geschehen, nun, so kann ich es nicht ändern. Ich würde dieses Schiff auf irgendeine Weise zum Anlegen bewegen und dann doch tun, was ich mir vorgenommen habe. Ich kann nicht dafür, wenn mein Petroleum zufälligerweise sich entzündet und der Raïs Effendina so dumm ist, sich mit seinem Fahrzeug in das Feuer zu wagen. Wer kann mich da bestrafen?“
„Hm! Wollen wünschen, daß lieber gar keine
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