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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gestern angetroffen hatte. Darum fragte ich:
    „Der Raïs kommt, sagst du? Aber deine Leute befinden sich noch nicht auf ihren Posten?“
    „Das ist jetzt noch nicht notwendig. Ich erhielt soeben erst die Nachricht, daß er in Hegasi angekommen sei und bei der dortigen Mischrah angelegt habe. Nun weiß man nicht, wie lange er dort liegen bleibt. Es können Stunden vergehen, ehe er abfährt. Darum habe ich wieder einen Posten ausgesandt, welcher auf halbem Wege zwischen hier und Hegasi aufzupassen hat. Erst wenn dieser zurückkehrt, ist es Zeit, daß jeder seine Stelle einnimmt.“
    „Es wird doch kein anderes Schiff dazukommen?“
    „Aufwärts nicht, sonst hätte mein Wächter es gesehen. Und abwärts – bei der Hölle, es wäre fatal, wenn da jetzt eins käme!“
    „Du würdest es vorüber lassen?“
    „Gewiß nicht, ganz gewiß nicht. Die Bemannung würde im Vorüberfahren uns und den Noqer sehen und dem Raïs davon Meldung machen.“
    „Das ist nicht so ganz gewiß. Die Leute würden vielleicht bei ihm vorübersegeln, ohne mit ihm zu reden.“
    „Da kennst du diesen Hund nicht. Er redet jedes ihm begegnende Schiff an, läßt es halten und zwingt es, sich nach Sklaven untersuchen zu lassen. Er würde ganz sicher erfahren, daß hier ein Noqer hält, und das müßte ihm auffallen; er würde Verdacht schöpfen, sich in acht nehmen, und mit meinem schönen Plan wäre es aus. Nein, kommt jetzt ein Fahrzeug von oben, so wird es angehalten und muß warten, bis die Sache vorüber ist. Um für alle Fälle gesichert zu sein, werde ich auch stromaufwärts einen Posten ausstellen. Die Zeit zum Handeln ist da, und ich lasse mich durch kein Dazwischenkommen irremachen.“
    Er ging an das Land, um einen Mann fortzusenden. Während dieser Zeit kam Ben Nil zu mir. Es befand sich niemand in unserer Nähe; darum konnten wir ungestört und ohne Scheu miteinander sprechen.
    „Du hast sehr lange geschlafen, Herr“, sagte er. „Fast wollte es mir bange werden. Hast du denn nicht an das gedacht, was auf dem Spiel steht?“
    „Ich habe nicht nur gedacht, sondern auch getan, mehr als du denkst.“
    „Und ich habe gar nicht geschlafen. Ich konnte vor Angst um unsern Raïs Effendina kein Auge schließen.“
    „Ich natürlich auch nicht.“
    „Die beiden Offiziere wurden gestern abend noch gesprächig und erzählten mir, daß der Raïs verbrannt werden soll. Denke dir!“
    „Mit dem Petroleum da unten in den Fässern?“
    „Du weißt es?“
    „Ja. Ich erfuhr es von Ibn Asl.“
    „Herr, was tun wir? Der Raïs Effendina naht, und dort ist das Petroleum. Es ist schrecklich, unendlich schrecklich! Und dabei hast du geschlafen und dich um nichts bekümmert!“
    „Zanke nicht! Es ist nicht ganz so schlimm, wie du denkst. Ich habe die Fässer während der Nacht angebohrt. Das Öl ist abgelaufen.“
    „Allah 'l Allah! Ist das wahr?“
    „Ja. Es ist mir nicht leicht geworden. Ich wollte fliehen und dich mitnehmen, hörte euch aber reden. Du lagst hinten im Verschlag und konntest nicht vor. Da mußte ich auf dich verzichten und allein handeln.“
    „Darum roch es, als ich aufstand, nach Petroleum! Die Leute schrieben das der Ausdünstung der Fässer zu. Und im Schilf lagen einige tote Fische.“
    „Weiter unten wird es jedenfalls mehr abgestandene Fische und anderes Getier geben. War das Wasser etwa gefärbt?“
    „Nein.“
    „So ist das Öl entweder sehr rein gewesen, oder der kräftige Morgenwind hat die Rückstände hier fortgespült. Das ist vortrefflich für uns.“
    „Ich sehe gar nichts Vortreffliches, Herr. Wenn man es entdeckt, wird der Verdacht natürlich auf uns fallen.“
    „Sehr wahrscheinlich. Aber wer kann uns etwas beweisen?“
    „Nach Beweisen fragen diese Menschen nicht. Wir müssen fort; wir müssen augenblicklich fort.“
    „Es wäre allerdings am allerbesten für uns, wenn wir uns entfernen könnten; aber es gibt einige Bedenken dagegen.“
    „Welche denn?“
    „Erstens können wir es nicht unbemerkt tun. Und sieht man, was wir wollen, so hält man uns auf, und wir haben verlorenes Spiel.“
    „Wir machen es wie gestern abend: wir laufen davon.“
    „Da ruft man uns an, und wenn wir nicht gehorchen, schickt man uns Kugeln nach.“
    „Das hat man gestern nicht getan!“
    „Es war Abend und dunkel, jetzt aber ist es Tag und hell. Das ist ein Unterschied; bedenke das! Gestern abend hätten wir entkommen können, weil es finster war. Niemand konnte auf uns zielen; jetzt aber hätten wir jeder sehr

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