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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Störung dazwischen kommt!“
    „Und wenn sie käme, ich mache mir nichts daraus. Bin ich nicht schon jetzt verfolgt genug? Darf ich mich in Karthum sehen lassen? Werde ich nicht schon heute gejagt? Ich bin vogelfrei. Niemand als nur ich allein weiß, wo ich eigentlich wohne. Ich bin gegen die Gesetze, und sie sind gegen mich. Ich habe hier noch mehreres auszuführen, und dann werde ich verschwinden. Es kann mir also sehr gleichgültig sein, ob man es erfährt, daß der Raïs durch mich umgekommen ist. Schade nur, daß sein Schiff verbrennt, ohne daß ich die geringste Beute machen kann! Aber was mir da entgeht, das wird mein Sklavenzug mir einbringen; ich werde eine Ghasuah unternehmen, wie es noch keine gegeben hat; das sollst du erfahren. Sprechen wir jetzt nicht davon. Die Lampe verlöscht, und wir wollen nun schlafen.“
    Es war nicht viel Öl in der Lampe gewesen. Das Flämmchen wurde kleiner und kleiner und verlöschte endlich ganz; es wurde dunkel in dem kleinen Raum.
    Was hatte ich erfahren! War es denn möglich, daß ein Mensch auf einen so teuflischen Gedanken kommen konnte! Die Ausführung dieses schrecklichen Planes mußte verhindert werden. Aber wie? Das einfachste und beste war, mich mit Ben Nil vom Schiff zu schleichen und nach Hegasi zurückzukehren, um den Raïs zu warnen. Aber wo war Ben Nil, und lag es in der Möglichkeit, ihn von seinen beiden Mitschläfern, ohne daß sie es bemerkten, fortzubekommen? Es mußte versucht werden, konnte aber natürlich nicht eher geschehen, als bis Ibn Asl eingeschlafen war.
    Ich wartete mit Schmerzen auf diesen Augenblick. Minuten vergingen, lange, lange Minuten. Endlich hörte ich seinen leisen, regelmäßigen Atemzügen an, daß er schlief. Ich wickelte mich aus dem Netz und kroch zu ihm hin. Das Ohr seinem Gesicht nähernd, horchte ich. Ja, das war das Atmen eines wirklich Schlafenden. Er verstellte sich nicht. Dennoch ergriff ich eines seiner Beine und schüttelte es leise. Er erwachte nicht davon; er schlief also fest. Ich kroch hinaus in den vorderen Raum. Dort hatte ich abgelegt, ließ aber meine Sachen liegen, da sie mich beim heimlichen Suchen nach meinem Gefährten gehindert hätten.
    Als ich das offene Verdeck erreichte, blieb ich zunächst im tiefen Schatten der Kajüte stehen, um mich umzusehen. Die meisten Sklavenjäger hatten den Schiffsraum aufgesucht. Dort war die Luft zwar schwüler als im Freien, aber man hatte nicht soviel von den lästigen Stechmücken zu leiden. Ein einziges Feuer, das vom Schiff entfernteste, brannte noch. An demselben lagen, durch den Rauch gegen die Insekten geschützt, einige Schläfer.
    Hatte man Wachen ausgestellt? Ich sah und hörte keine. Auf dem Deck, welches im Halbdunkel des Sternenscheins dalag, gab es keine Bewegung. Ich legte mich nieder und kroch nach hinten. Ich kam an der nach unten führenden Luke und an dem Mast vorüber, ohne jemand zu erblicken. Auch weiterhin gab es keinen Menschen.
    So gelangte ich ganz nach vorne und sah, daß es da allerdings auch eine Kajüte gab. Die Küche stand nämlich auf der Mitte des Vorderteils und nicht, wie es sonst zu sein pflegt, in dem Winkel des Schiffsschnabels. Aus diesem letzteren war vielmehr auch ein Verschlag gebildet worden, aus welchem ich halblaute Stimmen erklingen hörte. Ich kroch ganz an die dünne Bretterwand und lauschte. Die beiden Offiziere und Ben Nil schliefen noch nicht; sie sprachen miteinander und schienen noch ganz munter zu sein. Ich konnte ihre Worte ziemlich deutlich verstehen und erkannte aus denselben, daß Ben Nil sich bestrebte, die beiden auszufragen. Der Eifer des jungen Mannes, mir nützlich zu sein, war so groß, daß er den Schlaf opferte und seine Genossen auch munter zu erhalten suchte. Das machte mir einen dicken Strich durch die Rechnung. Sie konnten noch lange, lange sprechen. War es dann noch möglich, uns zu entfernen, ohne gesehen zu werden? Die Vogelwelt des Nils erwacht schon vor dem Anbruch des Tages. Wurden die Stimmen derselben laut, so erwachten die Schläfer, und es war zur Flucht zu spät.
    Übrigens hörte ich es am Schall der Stimmen, daß die drei Sprechenden für meinen Zweck nicht günstig lagen. Ben Nil lag nämlich hinten, und der Raum war so klein, daß er, selbst wenn die andern geschlafen hätten, sich nicht entfernen konnte, ohne über sie hinwegzusteigen. Dabei mußte er sie aber wecken. Wenigstens war dies mehr wahrscheinlich als unwahrscheinlich.
    Was aber tun? Ben Nil war nicht herauszubekommen; aber

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