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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fingern gerissen werden; dann wollte man jedes Glied meines Körpers einzeln, nach und nach abschneiden; ich aber will diese Leute einfach in die Omm Sufah werfen, wo sie in wenigen Augenblicken von den Krokodilen verschlungen werden. Welcher ist fürchterlicher, ihr Tod oder derjenige, den ich sterben sollte?“
    „Der deinige, Effendi. Aber wann wird das geschehen, Effendi?“
    „Übermorgen früh, eine Stunde nach dem Gebet der Morgenröte werden wir den Dschebel Arasch Qol und den Maijeh des Fiebers erreichen.“
    „Und das ist die Todesstunde dieser Männer?“
    „Ja.“
    „Wann brichst du von hier auf, Effendi?“
    „Jetzt. Ich werde mir meine Kamele holen.“
    Er begleitete mich zu dem Mann, bei welchem ich die Tiere untergestellt hatte und von dem ich sie gegen ganz geringe Futterkosten zurückbekam. Wir führten sie hinab zur Mischrah, um sie zu tränken, und dann wieder hinauf zur Höhe, wo sie gesattelt wurden. Eben stand ich im Begriff, den Sattelgurt festzuschnallen, da rief mir Ben Nil zu: „Effendi, schau dorthin!“
    Er deutete hinaus auf die Steppe, über welche ein Kamelreiter geritten kam. Er war noch ziemlich weit entfernt, und doch erkannte ich ihn auf den ersten Blick. Es war Oram, der meinen Asakern entkommen war und Ibn Asl die Botschaft gebracht hatte. Ben Nil hatte ihn auch erkannt, denn er hob den Finger empor und meinte:
    „Aufpassen, Effendi!“
    Der Scheik el Beled stand dabei und hatte es gehört. Darum antwortete ich im gleichgültigsten Ton:
    „Aufpassen? Wozu? Seit du mitgefangen gewesen bist, witterst du überall Gefahr. Dieser Reiter ist ein Reisender. Was weiter? Steig auf; wir müssen fort!“
    Er gehorchte, warf mir aber dabei einen sehr erstaunten Blick zu. Ich reichte dem Scheik die Hand und verabschiedete mich von ihm. Er verneigte sich und sagte:
    „Allah jihfazak – Gott bewahre dich! Werde ich dich nach dem Gericht am Maijeh wiedersehen?“
    „Wahrscheinlich. Unser Wiedersehen bringe dir tausend Segen!“
    Wir ritten fort in westlicher Richtung, während Oram, der erwähnte Reiter, von Süden gekommen war. Als er uns erblickt hatte, hatte er sein Tier angehalten und dann gar gewendet, um sich wieder zu entfernen. Jetzt wendete er sich im Sattel um und blickte zurück; er sah, daß wir fortritten und blieb halten. Nach einer Weile schien er sich sicher zu fühlen, denn er trieb sein Tier wieder dem Dorf zu.
    „Ich begreife dich nicht, Effendi!“ meinte Ben Nil. „Der Reiter war doch Oram, der von Ibn Asl kommt?“
    „Natürlich!“
    „Und du hast nicht gewartet, hast ihn nicht ergriffen!“
    „Bedenke doch: alles, was ich dem Scheik gesagt habe, soll Ibn Asl erfahren; er wird es durch diesen Oram erfahren, und ich habe also alle Ursache, mich darüber, daß er gekommen ist, zu freuen. Statt dessen aber war es jedenfalls deine Ansicht, daß er festgenommen werden solle. Er wird nun von dem Scheik alles erfahren und Ibn Asl davon benachrichtigen; dieser marschiert dann ganz gewiß nach dem Dschebel Arasch Qol und geht uns in die Falle.“
    „Allah gebe es! Hoffentlich verfehlen wir unsere Asaker nicht!“
    „Davon kann keine Rede sein. Siehst du den dunklen Strich, der da im Gras vor uns herläuft?“
    „Ja. Es ist eine Spur; aber weißt du, was für eine?“
    „Es ist Orams Fährte. Er ist jedenfalls auf der unserigen geritten, welche, da er nur wenige Stunden hinter uns ritt, noch ganz frisch gewesen ist. Unsere Asaker sind ihm dann gefolgt, indem sie sich auf unserer und seiner Spur hielten. Wenn wir nun auf dieser letzteren zurückreiten, müssen wir mit unsern Gefährten zusammenstoßen. Laß dein Tier ausgreifen! Je eher wir sie treffen, desto besser ist es.“
    Unsere Kamele hatten ausgeruht und freuten sich darüber, daß sie tüchtig laufen durften. Zur Mittagszeit hielten wir eine kurze Rast. Später wurde die Fährte bedeutend undeutlicher, doch konnte ich sie noch leidlich unterscheiden, wenn Ben Nil sich auch vergebliche Mühe gab, sie zu entdecken.
    Unter solchen Umständen war anzunehmen, daß auch unsere Asaker sie nicht mehr erkennen konnten und also sehr wahrscheinlich von ihr abgewichen seien. Was war zu tun? Südlich von unserer Richtung gab es einen Brunnen, welcher Bir Safi, der klare Brunnen, hieß. Der Fessarahführer kannte ihn und hatte die Karawane sehr wahrscheinlich dorthin geführt. Wir bogen also nach Süden ab. Wenn wir so schnell wie bisher ritten, konnten wir vor Sonnenuntergang dort sein.
    Meine Vermutung trog mich

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