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28 Minuten

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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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lächelte zaghaft. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Nancy grinste.
    »Wir werden allerdings eine einzigartige Gelegenheit beim Schopf ergreifen«, fuhr Harrold fort. »Sie wissen es vielleicht nicht, aber die Rechtsprechung in Indien ist der unseren recht ähnlich. Wir sind dabei, Rechtsanwaltsgehilfen in diesem Land einzustellen ...«
    »... zu einem Fünftel der Kosten«, flüsterte Nancy Carol zu.
    »... die für uns über Nacht Recherchen anstellen können. Das bedeutet ...«
    »... wir kürzen eure Stundenkontingente, damit wir unsere Boni erhöhen können«, flüsterte Nancy leise.
    »... dass alle Anwälte der Firma, mich eingeschlossen, effektiver arbeiten können. Fragen, die sich am Ende eines Arbeitstages ergeben, können bis zum Morgen recherchiert und geklärt werden. Das wird, anfangs jedenfalls, zu einem geringeren Arbeitsaufkommen für Sie alle führen, so dass wir Sie, unglücklicherweise, um eine Stundenreduktion bitten müssen.«
    Nancy lachte auf.
    »Entschuldigen Sie, Miss, haben Sie eine Frage?«, fragte Harrold mit bösem Blick.
    »Nein, Entschuldigung, ich habe mich nur verschluckt.«
    »Dann trinken Sie etwas Wasser«, sagte Harrold. Er starrte Nancy noch einen Augenblick an, bevor er sich wieder den übrigen Rechtsanwaltsgehilfen zuwandte.
    »Wie schon gesagt, ist das für einige von Ihnen vielleicht unangenehm. Wir entschuldigen uns dafür, aber wir hoffen, dass auf diese Weise unsere Produktivität zunehmen wird, so dass die Reduktion höchstwahrscheinlich nur temporär sein wird. Meine Sekretärin wird jedem von Ihnen bis Ende der Woche Ihre neuen Arbeitszeiten mitteilen. Das ist alles.«
    Carol sah sich um; auf den Gesichtern ihrer Kollegen zeigten sich sehr unterschiedliche Gefühle. Manche waren erleichtert, andere entsetzt. Sie war beides. Seit Dan arbeitslos war, reichte das Geld sowieso nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit weniger auskommen sollten. Als sie aufstand, beugte Nancy sich zu ihr hinüber und flüsterte: »Klar. Nur temporär. Wenn das Outsourcing-Experiment funktioniert, sitzen wir alle auf der Straße.«
    Harrold kam auf sie zu. Er blieb stehen und starrte Nancy an, wobei sein kleiner Mund sich bewegte, als kaute er auf etwas herum.
    »Miss, wie lautet Ihr Name?«
    Sie wandte sich ihm empört zu. »Nancy Goldberg. Ich bin seit fünf Jahren hier.«
    »Und, Miss Goldberg, gehen Sie davon aus, hier weitere fünf Jahre verbringen zu dürfen?«
    Zögernd nickte sie.
    »Dies ist eine Anwaltskanzlei, Miss Goldberg. Wir erwarten hier ein professionelleres Verhalten. Verstanden?«
    Einen Augenblick stand sie einfach nur da, dann bemächtigte sich ein eigenartiger Ausdruck ihres Gesichts. »Das tut mir leid. Sie wollen wohl lieber, dass ich lächle, während ich gefickt werde. Aber wissen Sie was, dann könnte ich auch gleich im Puff arbeiten – dann wäre ich zumindest in einer professionelleren Umgebung. Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe – ich kündige.«
    Sie lächelte Carol im Gehen schwach zu. Harrold sah ihr einen Augenblick nach, er war völlig erstarrt und seine kleinen Ohren leuchteten rot. Dann bemerkte er Carol und sah sie an. »Wollen Sie dem noch etwas hinzufügen?«, fragte er mit angespannter Stimme.
    Carol schüttelte den Kopf.
    »Und wir erwarten, dass Sie zu allen Meetings pünktlich kommen. Drei Minuten zu spät ist genauso schlimm wie dreißig. Verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    Als Carol wieder an ihrem Schreibtisch saß, begann sie zu weinen. Sie konnte nicht anders. Mit Tränen in den Augen griff sie nach einem der Schadensfälle und zwang sich, ihn zu lesen. Wobei sie darauf achtete, dass keine Tränen auf die Akte fielen.

04
    Dan erreichte Bristol, New Hampshire, kurz nach halb fünf und hatte dann noch eine fünfzehnminütige Fahrt über einen Feldweg vor sich, um Joels ausufernde Ranch zu erreichen, die eher nach einem Armee-Stützpunkt aussah. Die Gebäude waren einfach nur hässlich, wobei das im Grunde egal war. Kaum jemand würde sie je zu Gesicht bekommen. Joels nächster Nachbar lebte zehn Kilometer entfernt.
    Dan klingelte. Joel hatte irgendwann mal damit angegeben, dass er eine mit Stahl verstärkte Haustür hatte einsetzen lassen, und niemand, vor allem nicht die Bullen, würde die knacken können. Sekunden nach dem Klingeln wurde die Tür geöffnet und Joel schaute raus.
    »So, so, sieh mal, wer extra aus Steuerchusetts hergekommen ist«, sagte er und grinste frech. »Du bist zwanzig Minuten zu spät.«
    »Ich freu mich auch,

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