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28 Minuten

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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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Frühstückstresen heran. Es brauchte ein paar Bissen, bis er überhaupt etwas schmeckte. Wobei es auch nicht sonderlich viel zu schmecken gab.
    »Nancy hat heute gekündigt«, sagte Carol.
    Dan schaute von seinem Teller auf. »Wer?«
    »Nancy Goldberg. Wahrscheinlich meine einzige Freundin im Büro.«
    »Das tut mir leid. Warum hat sie gekündigt?«
    »Sie kürzen unsere Stunden. Sie wollen einen Teil der Arbeit für die Rechtsanwaltsgehilfen nach Indien auslagern.«
    »Du machst Witze.«
    Carol schüttelte den Kopf.
    »Wieso können Inder diese Arbeit machen? Kennen die überhaupt die Gesetze in Massachusetts?«
    »Offenbar.«
    »Wie kann das sein?«
    »Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen kann man auf CD s brennen und überall auswerten.«
    »Und wie viele Stunden bleiben dir?«
    »Das werden sie mir bis Ende der Woche mitteilen. Nancy hält das Ganze für ein Experiment. Sie wollen bloß abwarten, wie gut die indischen Rechtsanwaltsgehilfen sind, bevor sie uns feuern.«
    Dan stieg von seinem Barhocker und setzte sich auf den Stuhl neben seiner Frau. Er nahm ihre Hand. »Was auch immer passiert, mach dir keine Sorgen. Es wird schon gut gehen.«
    Sie reagierte, als hätte er sie geohrfeigt. Entsetzt fragte sie: »Wie kannst du das glauben?«
    »Du musst mir einfach vertrauen.«
    »Nein, Dan, das muss ich gar nicht. Aber du musst dich der Wirklichkeit stellen. Wir haben kein Geld. Wir können unsere Rechnungen nicht bezahlen, und wir kriegen schon die ersten Anrufe von Inkassoagenturen.«
    »Das wird alles bald vorbei sein.«
    »Wie?«
    »Ich arbeite an ein paar Sachen. Vertrau mir einfach, es wird klappen.«
    Sie versank wieder in ihrer Lähmung, dann schlug sie plötzlich mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Knall ließ Dan zusammenzucken.
    »Verdammt noch mal! Ich werde nicht einfach hier rumsitzen und dir vertrauen! Wir werden unser Haus verlieren! Wir werden alles verlieren, was wir haben, und pleite sein, verstehst du das denn nicht?«
    Er starrte sie lange an, bevor er den Kopf schüttelte. »Wir schaffen das schon«, sagte er schließlich.
    »Nein, wir schaffen das nicht. Wir haben nicht das Geld, um zu leben, wie wir bisher gelebt haben. Dan, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber wir müssen das Haus verkaufen.«
    »Wir werden das Haus nicht verkaufen. Und du hattest nicht das Recht, Susie damit Angst zu machen!«
    »Sie ist ein kluges Kind, genau wie Gary. Sie merken beide sowieso, was los ist.«
    »Wieso vergessen wir das Ganze vorerst nicht einfach, okay?«
    »Wie wollen wir denn die Raten zahlen?«
    »Das kriegen wir schon hin.«
    »Nein, kriegen wir nicht. Wir müssen dieses Haus verkaufen und uns etwas suchen, das wir uns leisten können.«
    »Wozu denn?«, fragte Dan. »Wir sind bis über die Halskrause verschuldet. Die Grundstückswerte sind gefallen, wenn wir jetzt verkaufen, nehmen wir keinen Cent mit. Wahrscheinlich müssen wir noch draufzahlen. Warum also nicht einfach hierbleiben? Schlimmstenfalls droht uns die Zwangsvollstreckung. Dann können wir immer noch irgendwo hinziehen, wo es billiger ist.«
    Sie öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, schien aber festzustecken. Langsam und resigniert schloss sie ihn wieder. Dann sagte sie leise, aber laut genug, dass er es hören konnte: »Vielleicht könntest du dir Arbeit suchen.«
    »Was glaubst du denn, was ich bisher getan habe?«
    »Es muss ja nicht als Programmierer sein.«
    »Was soll ich denn dann machen? Teller waschen? Vielleicht im Supermarkt Tüten packen?«
    »Wenigstens würdest du dann Geld verdienen. Es ist ja nicht so, als würde es mir Spaß machen in der Kanzlei.«
    Er starrte sie an und merkte, dass er ausrasten würde. Der letzte Rest Selbstkontrolle verschwand. Anfangs hörte er nur das Blut in seinem Kopf rauschen. Erst nach einer Weile nahm er die Worte wahr, die aus seinem Mund herausquollen.
    »Du hast ja wirklich Nerven. Fünfundzwanzig Jahre als Programmierer. Die letzten dreizehn Jahre sitzt du faul rum, während ich mir einen Wolf arbeite. Manchmal sechzehn Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Und jetzt beklagst du dich, weil du schon etwas mehr als ein Jahr arbeitest. Du blöde Kuh!«
    So schnell die Wut ihn überkommen hatte, so schnell war sie verschwunden. Erschöpft sackte er auf seinem Stuhl zusammen und ließ das Gesicht in die Hände sinken.
    »Es tut mir so leid«, sagte er.
    Er konnte Carol neben sich schluchzen hören.
    »Schätzchen, ich wusste nicht einmal, was ich sage. Wir sind

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