28 Minuten
nein, noch nicht«, würgte Shrini mit rotem Kopf hervor.
Mit einem Grunzen und im Hohlkreuz stemmte er das Gewicht hoch, und es gelang ihm sogar, es in die Halterung zurückzulegen.
»Das sah anstrengend aus«, sagte Sonia.
Shrini setzte sich schnell auf. Er schaute übertrieben empört und sagte: »Das? Das war gar nichts.«
»Es war nett, dich kennen zu lernen, Shrini.« Sie zögerte ein paar Sekunden, dann sagte sie: »Ich lasse dich jetzt besser weiter trainieren.«
»Ich fand es auch nett, dich kennen zu lernen.« Shrini streckte ihr seine Hand hin und freute sich innerlich darüber, dass sie zu zögern schien, sie wieder loszulassen.
»Um mich für deine Hilfe zu revanchieren, könnte ich dir nachher wenigstens einen Drink ausgeben.«
»Ja, das wäre nett.« Sie errötete ein wenig. »Ehrlich gesagt bist du mir schon ein paarmal beim Trainieren aufgefallen.«
»Du mir auch«, sagte Shrini, während er noch überlegte, ob er sie je zuvor gesehen hatte. Er freute sich innerlich noch ein wenig mehr, als ihm die leichte Veränderung ihres Gesichtsausdrucks auffiel, ihr Lächeln wurde selbstsicherer. Ja, er würde dieses Land vermissen. Aber er würde das Beste daraus machen, solange es noch ging.
Viktor Petrenko ignorierte die Schwere seiner Arme, während er zwei linke Gerade gefolgt von einem rechten Aufwärtshaken ausführte. Die beiden Geraden trafen den schweren Sack kraftvoll, der Aufwärtshaken ließ den Sack fünfzehn Zentimeter in die Höhe schießen. Er trat zurück und vollführte noch einmal dieselbe Kombination, wobei er sich auf seine Füße konzentrierte sowie auf die Beschleunigung seines Körpers beim Aufwärtshaken. Er war seit vierzig Minuten am Sandsack zugange und hielt sein Tempo, während er die Kombinationen durchging. Fast alle seine Schläge trafen ordentlich. Die wenigen, bei denen das nicht der Fall war, ließen ein dünnes, brutales Lächeln auf seinem ansonsten ausdruckslosen Gesicht aufscheinen.
Er hatte den Großteil seines Lebens geboxt. Mit elf war er in das Jugendboxprogramm der Sowjetunion eingetreten. Das war hart gewesen, aber mit achtzehn hatte man entschieden, dass ihm das Tempo fehlte, um ein Weltklasseboxer zu werden, und ihn fallen lassen.
Boxen war seine wahre Leidenschaft gewesen. Es war geradezu erregend, wenn man den Gegner in die Rippen traf und spürte, wie dessen Körper sich vom Boden hob und ihm gleichzeitig die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Später, als Petrenko Chef der Verhörabteilung des KGB wurde, konnte er dieses Gefühl noch oft erleben, aber es war nie ganz dasselbe. Heutzutage musste er sich mit einem schweren Sandsack zufriedengeben. Zumindest meistens.
Es klopfte an der Tür und Yuri Tolkov betrat das Box-Studio, das Petrenko im Keller seines Hauses eingerichtet hatte. Petrenko ignorierte ihn und schlug weitere zehn Minuten auf den Sandsack ein, bevor er sich aufrichtete und die Lederriemen von seinen Händen abwickelte. Mit blassen, fast durchscheinenden blauen Augen betrachtete er die festen Schwielen, die sich mit den Jahren auf seinen Knöcheln gebildet hatten. Er nahm ein Handtuch vom Haken, wischte sich den Schweiß von Armen und Hals, dann setzte er sich an einen kleinen Tisch in der Ecke, auf dem eine Flasche Pravda Wodka in einem Eiskübel stand. Er schenkte sich ein Glas ein und sah dann Yuri an.
»Und?«, fragte er.
Yuri kam näher. Er blieb gut einen Meter vor Petrenko stehen. »Ich habe noch einmal mit den Arabern gesprochen. Sie sind damit einverstanden, dass wir die Diamanten begutachten lassen.«
»Mir gefällt das nicht. Woher haben sie meinen Namen?«
Yuri zuckte mit den Achseln. »Sie behaupten, von Ekhardt.«
»Ekhardt? Dieses deutsche Schwein. Wieso sollte der den Arabern meinen Namen nennen?«
Yuri zuckte mit den Achseln.
»Mir gefällt das gar nicht. Das könnte eine Falle sein. Vielleicht das FBI ?«
»Ich glaube nicht.« Yuri lächelte und zeigte böse verfärbte Zähne. »Ich hab es überprüft. Einer der Araber steht auf einer Fahndungsliste des FBI .«
Petrenko dachte einen Augenblick darüber nach. »Diese Diamanten sind ungeschliffen, oder?«
Yuri nickte.
»Dann werden wir sie begutachten lassen.«
Yuri wandte sich ab und wollte gehen, doch dann zögerte er. »Warum stehlen wir sie nicht einfach?«, fragte er.
»Diese Araber haben vielleicht noch mehr, das sie uns verkaufen wollen.« Petrenko zeigte ein dünnes Lächeln, wie eine Klapperschlange, bevor sie zustößt. »Keine Sorge, unser
Weitere Kostenlose Bücher