28 Minuten
wohl beide ziemlich gereizt, oder? Kannst du die letzten paar Minuten einfach vergessen?«
Er legte seine Hand auf ihre Schulter. Carol zuckte zusammen und schlug sie beiseite.
»Wag es nicht, mich anzurühren«, sagte sie, wobei sie immer noch schluchzte, tiefe Falten zeichneten ihren Hals.
Dan sank in sich zusammen. Eine Weile konnte er ihr nur zusehen. Schließlich ebbte ihr Schluchzen ab.
»Wie oft muss ich mich noch entschuldigen?«
»Lass mich einfach in Ruhe.«
»Du weißt genau, dass ich nichts davon so gemeint habe.« Er sah weg. »Ich liebe dich.«
Eine gute Minute verging, während sie ganz still dasaß, ein Muskelzucken um den Mund war der einzige Hinweis auf den inneren Kampf, den sie ausstand. »Ich liebe dich auch«, sagte sie schließlich. »Aber ich bin nicht wie du. Ich kann nicht einfach einen Schalter umlegen und alles ist in Ordnung. Ich brauche Zeit, um meine Gefühle zu verarbeiten.«
»Was soll ich tun?«
»Lass mich einfach in Ruhe.«
»In Ordnung, natürlich, wenn du das willst.«
Dan erhob sich von seinem Stuhl. Als er die Küchentür erreicht hatte, rief Carol ihm nach.
»Ich weiß, dass einige der Sachen, die ich zu dir gesagt habe, ungerecht waren«, sagte sie. »Ich weiß, dass du viele Jahre hart gearbeitet hast, während ich mit den Kindern zu Hause geblieben bin. Und ich weiß, dass du gerade diesen Dreimonatsvertrag hattest und dass du dir Mühe gibst. Aber ich habe große Angst. Ich habe nicht deinen Optimismus. Und ich weiß einfach nicht, wie wir es schaffen sollen.«
Er wollte den Mund öffnen, aber sie hob warnend einen Finger. »Sag jetzt nicht, dass alles gut gehen wird. Bitte! Ich schreie, wenn du das sagst!«
Er schwankte, dann hob er ergeben die Hände und ging.
Der Streit mit Carol hatte ihn geschafft. All diese Vorwürfe, sie war so enttäuscht von ihm. Tief drinnen wusste er, dass er seine Frau noch immer liebte, aber mit ihr zusammenzuleben wurde immer schwerer. Das würde sich ändern, nachdem er seinen Teil der Beute hatte. Also, jedenfalls wenn der Überfall noch stand. Joel hatte sich noch nicht entschieden, und Dan musste auch noch mit Gordon reden. Wenn einer von beiden ablehnte, hatte sich die Sache erledigt.
Er schaltete den Fernseher ein und stellte überrascht fest, dass bereits die Zehnuhrnachrichten liefen. Ihm fiel ein, dass er Shrini noch einen Anruf schuldete.
Niemand ging ran. Er sprach gerade seine Nachricht auf den AB , als Shrini doch noch abnahm.
»Hey, Mann«, sagte Dan, »tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Ich hätte dich früher anrufen sollen.«
»Kein Problem«, sagte Shrini übertrieben ernsthaft. »Mein Cardiotraining hat mich den Großteil des Abends auf Trab gehalten.«
Dan hörte im Hintergrund eine Frau kichern. »Oh, du bist nicht allein. Mann, tut mir wirklich leid, dich zu stören.«
»Kein Problem, Alter. Wir machen grade Pause. Eine wohlverdiente Pause, glaub mir.« Wieder ein Kichern, und Shrini verschwand einen Augenblick vom Telefon. Als er zurückkam, sagte er: »Sag einfach Ja oder Nein, damit ich nicht die ganze Nacht grübeln muss.«
»Dann ist das Wort Vielleicht . Ich melde mich morgen wieder.«
»Okay, Alter, dann bis morgen.«
Dan ließ sich in seinen Sessel sacken und schaute ein paar Minuten Nachrichten, dann schaltete er durch die Sender, bis er eine neue Reality-Serie namens Banküberfall entdeckte. Er saß entgeistert da und konnte gar nicht glauben, was er sah. Der Sinn der Sendung schien darin zu bestehen, dass die Teilnehmer einen Banküberfall planten. Der Überfall würde nach zwei Monaten Planung in einem Gebäude stattfinden, das einmal tatsächlich eine Bank gewesen war. Alle wären eingeweiht. Die Waffen wären nicht geladen, aber wenn die Teilnehmer Erfolg hatten, konnten sie die Million behalten, die im Tresor liegen würde. Dan lachte. Er konnte nicht anders. Irgendwann kam Carol herein. Sie sah müde aus und blieb in der Tür stehen.
»Was ist denn so lustig?«, fragte sie.
»Nichts«, sagte Dan und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Nur diese blöde Reality-Serie.«
»Wenn sie so blöd ist, warum schaltest du nicht aus?«
»Mache ich gleich, ich will bloß noch ein paar Minuten ausspannen.«
»Ich gehe jetzt ins Bett«, sagte sie. »Willst du mitkommen?«
»Gleich. Ich muss noch ein bisschen abschalten.«
»Wir sehen uns oben. Könntest du den Fernseher ein bisschen runterdrehen? Er ist wirklich laut.«
Der Ton war kaum zu hören, aber er drehte ihn
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