28 Minuten
und Resnicks bemühtes Lächeln verschwand in Düsternis. Die Musik und die Gespräche an den anderen Tischen verschwanden im Hintergrund, während er ihr in die Augen starrte. In diesem Moment war sie der einzige andere Mensch im ganzen Universum. Er wollte sich ihr öffnen, aber wie?
Sie schien seine Hilflosigkeit zu spüren. »Alex«, sagte sie. »Ich spreche normalerweise keine Männer an. Ehrlich gesagt, du bist der erste.« Sie nahm einen Schluck, und als sie das Glas hinstellte, lag eher Wärme in ihrem Blick als Hitze. »Lass uns heute Abend einfach Freunde sein. Wir können über die Red Sox oder Filme oder was weiß ich reden. Aber wenn die Lage weniger kompliziert ist und du mir erzählen kannst, was mit dir los ist, ruf mich an, okay?«
Resnick nickte. Er trank sein Glas leer und bedeutete der Kellnerin, dass er noch einen Drink wollte. »Ich brauche bloß etwas mehr Zeit«, sagte er, aber die Worte klangen falsch. Er atmete tief durch, dann lehnte er sich zurück und versuchte, sich zu entspannen und einfach nur zu bewundern, wie gut Kat Liciano aussah. »Was hältst du denn von den Red Sox?«, sagte Resnick und lächelte wieder.
Einer der Mafiosi klopfte Petrenko ab, während ein anderer von Stellinis Männern sich Yuri Tolkov in den Weg stellte und sagte, er könne hier warten. Yuri zog eine Augenbraue hoch. Petrenko nickte ihm zu, er solle sich keine Sorgen machen. Dann führten sie Petrenko in dasselbe Zimmer wie neulich. Stellini hatte die Lippen zusammengepresst, als hätte er schlimme Blähungen. Er grunzte, stemmte sich vor und streckte Petrenko eine große, fleischige Hand hin.
»Viktor, setzen Sie sich, ich will Ihnen etwas zeigen.«
Petrenko setzte sich, schlug die Beine übereinander und griff nach dem Foto, das Stellini ihm hingeschoben hatte. Das Bild zeigte Raymond Lombardo auf einem Golfplatz, er grinste breit, während er mit seinen Freunden Witze riss. Außerdem war er glattrasiert und sein Haar blond gefärbt.
Petrenko schaute von dem Bild auf. »Und?«, fragte er.
»Das hat so ein Nachrichtenwichser gemacht, der hinter Ray her war«, sagte Stellini. »Er schwört, dass er das Bild genau zu der Zeit gemacht hat, in der die Bank überfallen wurde.« Stellini griff nach einem Stapel Papier und wedelte damit in Petrenkos Richtung. »Das sind eidesstattliche Erklärungen. Über zwanzig. Alle von Leuten, die Ray auf dem Golfplatz gesehen haben. Eine davon stammt von einem Richter. Alle sind echt, keiner dieser Leute wurde bezahlt oder erpresst.«
Petrenko blinzelte mehrfach, während er Stellini anstarrte. »Was hat das damit zu tun, dass ich wiederhaben möchte, was mir gehört?«, fragte er.
»Ich sage Ihnen: Ray hatte mit dem Überfall nichts zu tun. Das FBI ist die Sache falsch angegangen. All das wird morgen in der Zeitung stehen, und die werden dastehen wie verdammte Vollidioten.«
»Und mein Eigentum?«
»Meine Güte, sind Sie ein sturer Bock.« Stellini steckte die Hand in die Hosentasche, zog ein Bündel Scheine heraus und warf sie Petrenko hin. »Viertausendzweihundert sind noch übrig von den zwanzig Riesen«, sagte Stellini. »Den Rest haben wir verteilt, um zu erfahren, wer das in der Bank war. Ich nehme keinen Cent davon. Und wissen Sie, was ich rausgefunden habe? Null. Nada. Niemand weiß etwas.«
Petrenko schaute nachdenklich, während er das Geld anstarrte. Dann sah er zu Stellini auf, seine Augen kalt und leblos wie Eisstückchen. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich diese Sachen zurückbrauche«, sagte er.
»Haben Sie eigentlich Wachs in den Ohren? Ich habe Ihnen doch schon erklärt, dass ich nichts über die Banksache weiß. Niemand weiß was, okay?« Mit gerötetem Gesicht deutete Stellini mit einem großen Wurstfinger auf Petrenko. »Ich weiß, Sie sind ein harter Kerl. Aber Sie haben, was, ein Dutzend Leute? Wenn Sie jetzt Ärger machen, dann begraben wir euch alle bis morgen früh, und niemand wird es merken. Und jetzt verpissen Sie sich!«
Zwei von Stellinis Schlägern kamen auf Petrenko zu. Er hätte sie umlegen können, wenn er dazu gezwungen würde, aber langsam hegte selbst er Zweifel an Raymond Lombardos Schuld. Vielleicht war das Video mit Lombardo vor der Bank wirklich vom FBI fabriziert worden. Vielleicht steckten die sogar hinter dem Banküberfall. Petrenko wusste, dass es einige hochrangige Regierungsmitarbeiter gab, die alles tun würden, um die Computerdisketten und Videobänder in die Hände zu bekommen. Wenn sie von diesen Schließfächern
Weitere Kostenlose Bücher