28 Minuten
eine Augenbraue hoch und sah sie an. »Theatergruppe? War Gordon Schauspieler?«
»Nein, überhaupt nicht. Aber so eine Art Make-up-Guru.«
»Ach was?«
»Er hat jahrelang bei einer Theatergruppe mitgemacht.«
»Ich habe in den Nachrichten gehört, dass Sie den Drahtzieher des Überfalls gefasst haben«, sagte Dan.
»Sieht so aus.«
»Das ist gut. Wenigstens wird er dafür bezahlen, was er getan hat.« Dan machte eine Pause. »Hat er Ihnen schon gesagt, wie er die Alarmanlage überlistet hat?«
Resnick schüttelte den Kopf.
»Ich bin immer noch mit der Software beschäftigt und glaube, ich bin kurz davor, es rauszufinden«, sagte Dan. »Wie ich mir schon gedacht hatte, wurde eine Hintertür eingebaut. Eine ziemlich gerissene, muss ich sagen. Ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit, um alles klar zu sehen. Vielleicht noch einen Tag. Mit ein wenig Glück kann ich Brown am Montag mehr sagen.«
Resnick lächelte schmallippig. »Das ging ja schnell.«
»Nicht wirklich. Ich bin ganz gut in meinem Job.«
Peyton legte eine Hand auf Dans Schulter. »Der Mann ist bescheiden. Er gehört zu den Besten.«
Resnick schaute an ihnen vorbei zu Gordons Eltern. »Ich möchte Sie nicht aufhalten«, sagte er. Dann warf er Carol einen Blick zu und fragte sie, ob er sie unter derselben Nummer wie Dan erreichen konnte.
»Das möchte ich hoffen, schließlich lebe mit meinem Mann zusammen.« Carol trat näher zu Dan und packte ihn fest am Arm.
Resnick zog Notizblock und Stift aus seiner Innentasche, reichte beides Peyton und bat ihn, seinen und den Namen seiner Frau zu notieren und dazu eine Telefonnummer und Adresse, falls er sie einmal erreichen müsste. Nachdem Peyton ihm den Notizblock zurückgegeben hatte, entschuldigte sich Resnick und sagte ihnen, er wolle noch ein paar Worte mit Gordons Eltern wechseln.
Auf dem Weg zurück zum Geländewagen gaben Peyton und Wendy ein paar Kommentare darüber ab, dass die Polizei zur Trauerfeier gekommen war. Dan achtete nicht darauf, was sie sagten. Er dachte bloß an das Aufblitzen in Resnicks Augen, als Wendy von der Theatergruppe erzählt hatte. Und so wie Carol ihn am Arm gepackt hatte, fürchtete er, dass sie es ebenfalls bemerkt hatte.
26
Resnick glaubte nicht an Zufälle. An Schicksal, ja, und er hatte keinen Zweifel daran, dass das Schicksal ihn auf Carmichaels Beerdigung geführt hatte. Kaum hatte er Dan Wilson entdeckt, wusste er, dass der Kerl irgendwie in der Sache drinsteckte, und als er von Carmichaels Theaterarbeit erfuhr, hatte er auch schon eine Vorstellung davon, wie.
Resnick schüttelte den Kopf, als ihm einfiel, dass Wilson die Bank dazu gebracht hatte, ihm zweiunddreißig Riesen dafür zu bezahlen, eine Hintertür zu finden, die er selbst angelegt hatte. Kein Wunder, dass sie so schnell gefunden war.
Auf der Fahrt zurück nach Massachusetts wurde Resnick klar, was ihn an der Aufnahme vom Überfall derart gestört hatte. Im Geiste spielte er die Stelle ab, an der das zweite Opfer ins Spiel kam. Mary O’Donnell wurde mit einem Fuß auf den Rücken gedreht. Er konzentrierte sich, ließ den Film langsamer laufen, Bild für Bild. Als hätte jemand den Pause-Knopf gedrückt, zeigte die Aufnahme den Moment, in dem der Schütze den Fuß hob. Zoom auf den Turnschuh, den der Schütze trug. Dann auf das Logo.
Scheiße ...
Vor seinem geistigen Auge konnte Resnick das Logo ganz deutlich sehen. Der Stern von Converse. Und er hatte den Bericht über Carmichael im Kopf.
Das Opfer trug zum Zeitpunkt des Todes ein Grateful-Dead-T-Shirt, khakifarbene Shorts, weiße Basketballschuhe der Marke Converse ...
Resnick steuerte den Buick auf den Standstreifen und rief im Lynn Memorial Hospital an. Er hatte sich dort regelmäßig gemeldet und nach Mary O’Donnell erkundigt, und er wusste, dass man inzwischen davon ausging, dass sie gesund werden würde. Er verbrachte etliche Minuten in der Warteschleife, dann verband man ihn mit einem Dr. Carl Warner. O’Donnell war wach und vernehmungsfähig, aber da Resnick noch eine dreistündige Fahrt nach Lynn vor sich hatte, würde er sie erst am nächsten Tag sehen können. Und auch dann wollte Dr. Warner nicht, dass Resnick mehr als fünf Minuten bei ihr verbrachte. Resnick erklärte sich mit den Bedingungen einverstanden und vereinbarte einen Termin.
Er machte sich wieder auf den Weg. Weitere Bilder vom Überfall kamen ihm in den Sinn. Er sah vor sich, wie derjenige, der sich als Raymond Lombardo verkleidet hatte, nach dem Überfall kurz
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