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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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anhielt, um seine Skimütze abzuziehen. Ganz offensichtlich hatte diese Person für die Kameras posiert, und wo sich diese befanden, hat Dan Wilson mit Sicherheit gewusst. Er war ungefähr so groß wie Lombardo und hatte einen ähnlichen Körperbau, er war vielleicht fünfzehn Kilo leichter, aber das konnte man mit Polstern ausgleichen. Die Maske war erstklassig, vor allem Nase und Kinn. Aber es gab keinen Grund, wieso das nicht Dan Wilson hätte sein können.
    Also hatte Wilson das Programm so angelegt, dass es ausfiel. Wenn er das hinbekommen hatte, dann hatte er sich auch in die Datenbanken der Bank einhacken und herausfinden können, wem die Schließfächer gehörten. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht, herausgefunden, wer Petrenko war, und einen Plan entwickelt. Petrenkos Schließfächer knacken und die Sache Raymond Lombardo in die Schuhe schieben. Gar nicht dumm. Wilson musste davon ausgegangen sein, dass Petrenko nicht würde melden können, was ihm gestohlen worden war; umgekehrt würden das FBI und die Polizei Lombardo nicht wieder hergeben, es sei denn, sie wären dazu gezwungen.
    Resnick konnte nicht anders als den Plan zu bewundern. Keiner von diesen Leuten war ein Profi, wahrscheinlich waren sie alle Programmierer. Und sie hatten es hinbekommen. Zumindest beinahe. Wilson konnte die Ereignisse nicht vorhergesehen haben, die zu den Schüssen führten. Wenn all das nicht passiert wäre – wenn sie einfach nur Petrenko ausgenommen und Lombardo die Sache in die Schuhe geschoben hätten –, wäre Resnick beinahe bereit gewesen, Wilson die Hand zu schütteln und ihn zu beglückwünschen. Beinahe. Aber so war es nicht gekommen. Margaret Williams war brutal ermordet worden, Mary O’Donnell schwer verletzt. Dafür musste jemand den Preis zahlen, und zwar nicht nur Gordon Carmichael, sondern auch Dan Wilson und die anderen, selbst wenn sie nicht gewusst hatten, dass Carmichael so durchdrehen würde. Und was den anging – er hatte im Grunde bekommen, was er verdiente ...
    Resnick überlegte, was hinter der Bank wohl geschehen war. Carmichael musste sich durch die Büsche gequetscht haben, bevor sie ihn dazu zwangen, seinen Overall auszuziehen, deswegen wurden auch keine Pflanzenreste an seiner Leiche gefunden. Nachdem sie ihm Skimütze und Waffe abgenommen hatten, erschossen sie ihn mit derselben Waffe, die er in der Bank verwendet hatte. Sie hatten ihn auf alle Fälle erst die Skimütze abnehmen lassen, sonst hätte man Gewebereste von der Mütze in der Schusswunde gefunden.
    Da fiel Resnick etwas ein. Was, wenn sie ihn erst erschossen und dann seinen Overall ausgezogen hatten? Dann hätten sie es vermasselt. Keine Blutspuren auf Körper oder Klamotten wäre Beweis genug, dass der Tote, als er erschossen worden war, etwas anderes getragen hatte. Das, zusammen mit den Converse-Turnschuhen, könnte Indiz genug sein, um Carmichael mit dem Überfall und den Schüssen in Verbindung zu bringen.
    Resnick zog Kathleen Licianos Visitenkarte aus der Brieftasche und wählte ihre Handynummer. Sie ging ran und klang überrascht, ihn zu hören.
    »Tut mir leid, Sie zu stören«, sagte Resnick, »aber wissen Sie noch, ob Blut auf Gordon Carmichaels Körper oder Kleidung gefunden wurde?«
    »Überhaupt keines. Bloß in seinem Gesicht und am Hals.« Sie machte eine Pause. »Ich wäre eher davon ausgegangen, dass er etwas abbekommen hat, vor allem aufgrund der Blutspritzer, die ich in der Nähe der Leiche auf dem Asphalt festgestellt habe. Warum fragen Sie?«
    »Ich habe da so eine Idee. Können wir uns vielleicht in drei Stunden bei Ihnen im Büro treffen?«
    »Um acht Uhr abends an einem Samstag?«
    »Ich weiß, tut mir leid. Sie hätten was gut bei mir.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte sie mit weicherer Stimme. »Sie können mich danach auf ein paar Drinks einladen.«
    Resnick war überrascht, zögerte eine Sekunde und erklärte sich dann einverstanden.
    Sie waren fast zwei Stunden lang in Kathleen Licianos Büro Videoaufnahmen, Fotos und andere Beweise durchgegangen, jetzt saßen sie in einer Martini-Bar in der Nähe der Newbury Street. Liciano trug eine enge schwarze Caprihose und ein passendes kurzärmeliges Polohemd. Resnick denselben zerknitterten grauen Anzug, den er den ganzen Tag über getragen hatte. Ihre Drinks kamen. Resnick hatte einen Scotch mit Soda bestellt, Liciano einen Wodka-Martini.
    Resnick nippte an seinem Drink. Es war eigenartig, Liciano anzuschauen. Als er sie vor Tagen kennen gelernt

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