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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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zugesagt, obwohl ihm garantiert die Knie schlotterten. Und selbstverständlich war er gleich diensteifrig losgeknattert, um Fleisch und Getränke zu beschaffen.
    »Blöder Typ!«, murrte Justin.
    Weiche, sommerwarme Haut streichelte seine Verstimmung fort, als Keevas Arme ihn umschlangen. »Sei nicht sauer!«, raunte sie ihm ins Ohr. »Er ist nett, aber nur ein Freund. Du hingegen« - sie drückte ihm ein Schmatzküsschen auf die Wange - »bist mein Held!«
    Unbekümmert lachend ließ sie sich zurückfallen und winkte im nächsten Moment Manuel zu, der von malerischen Staubwolken umgeben hinter dem Buggy herfuhr.
    Justins Herz wurde schwer wie Blei. Sie war so süß! So schön, so begehrenswert… und so unerreichbar! Spielte sie nur mit ihm? War auch er nur ein Freund ?
    Heute Nacht werde ich es herausfinden! , versprach er sich.
    ***
    »Verdammt!«, fluchte der Koordinator. Das Wort hatte er von seinem Crow-Ich übernommen, und es war ein gutes Wort, denn man konnte seinen ganzen Frust damit ausdrücken. Egal, wie groß er war.
    Seit dem Morgengrauen wanderte Kroow am Rand des Dschungels entlang, auf der Suche nach einer Patrouille, die er abfangen konnte. Inzwischen war der Tag vorbei und noch immer steckte keine Testperson in den Gelegen unterhalb von Hollow Creek. Kroow hatte zwar mehrmals Soldaten gesichtet, aber er war nie an sie herangekommen. Kein einziges Mal.
    Na ja , meinte Arthur Crow mental. Es wird sich herumgesprochen haben, dass eine Wachmannschaft spurlos verschwunden ist. Jetzt passen die anderen höllisch auf! Du hast gesehen, wie sie davongeflitzt sind, als sie dich hörten.
    »Verdammt!« Kroow rammte seine Faust an einen jungen Baum. Er legte nicht einmal besondere Kraft in diesen Schlag, und doch brach der Stamm knirschend entzwei.
    Du bist einfach zu laut! , rügte Crow.
    Eine Stunde später erhielten sie eine neue Chance. Eine Witterung zog an ihnen vorbei, fremd und doch seltsam vertraut. Sie roch nach gegrilltem Fleisch, aber nicht von einem Schlachtfeld, denn der Geruch nach Schießpulver, Schweiß und Motorenöl fehlte.
    Überlass mir die Kontrolle , forderte Arthur Crow. Ich weiß, wie wir uns unbemerkt anschleichen müssen. Diesmal haben wir Erfolg, das verspreche ich dir!
    ***
    Nachtwind kam von den Appalachen herunter. Er strich über Gras und Steine, ließ das trockene Buschwerk rascheln und trug den Bratenduft davon, der noch immer über der Lagerstätte hing.
    Keeva hatte ihren Kopf an Justins Schulter gelehnt und sah dem Funkentanz über der Feuerstelle zu. Es fiel ihr schwer, den Blick zu fokussieren.
    Der letzte Schnaps war einer zu viel , vermutete sie. Mir ist schwindlig!
    Den anderen erging es kaum besser. Manuel sah aus, als würde er sich gleich übergeben, Tyler hatte es schon getan. Connard saß wankend auf der anderen Seite des Lagerfeuers. Keeva beobachtete, wie seine Augenlider im Schneckentempo niedersanken. Wieder und wieder, bis sie unten blieben. Dann fing er an zu schnarchen, verlor das Gleichgewicht, fiel ins Gras und fuhr gleich wieder hoch. Das hatte er schon mehrere Male getan, und es endete immer mit derselben Frage.
    »Is noch wassu trinken da?«
    Keeva lächelte still. Es war ein richtig schöner Abend geworden! Die Freunde hatten sich darauf geeinigt, dass es mutig genug wäre, Spooky Pines nur zu betreten, statt tief in den Dschungel einzudringen. Justin hatte dann nach einer Stelle gesucht, an der die Lichtkegel vorbeifahrender Militärpatrouillen den Sperrzaun nicht erfassen konnten. Dort wollte er ein Loch hineinschneiden. Das brauchte er letztlich nicht, denn oben in den Hügeln, auf einer Nebenstraße, war der Zaun über mehrere Meter zerrissen.
    Keeva hob den Kopf. »Wie heißt das Gebiet hier noch mal?«
    »Hollow Creek«, antwortete Justin schläfrig.
    »Hollow wie mein Becher«, lallte Connard.
    Justin lachte auf. »Meinst du nicht eher deine Birne?«
    Der bullige Schwarze setzte sich hoch und zielte mit dem Finger auf Justin. Es sollte eine Drohgebärde sein, was aber schwer zu erkennen war, weil Connards Hand wie ein träger Pegel von Nord nach West und zurück schwenkte. »Pass auf, wassu sagst, Mann! Scheißegal, wer oder was hier hohl is - das is un bleibt mein Becher! Klar? Un jetz willch wassu trinken!«
    »Ich hol dir was«, sagte Manuel. Er sah Keeva an, während er aufstand und unsicheren Schrittes losging.
    »Nimm lieber eine Fackel mit!«, warnte sie. Anders als Justin hatte Manuel sein Fahrzeug nicht direkt am Lagerplatz abgestellt.

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