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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Hoffnung in die heiße Stadt trug, dass es nun vielleicht endlich regnen würde. Ohne übertriebene Eile bewegten sich die meisten Bürger auf den Zufahrtsstraßen zum Regierungsviertel.
    Nur die Rev'rends verweigerten sich wie üblich der Kooperation. Aber das war kein großer Verlust. Die radikalen Prediger waren durch General Crows U-Men-Attacke [4] und später beim Angriff des Schleimmonsters derart reduziert worden, dass ihre Zahl nicht ins Gewicht fiel.
    Bürgermeister Wallace machte derweil seinen Einfluss in den Goonshacks geltend. Die Algonkin vertrauten dem Mann, der keinen Standesdünkel kannte und immer Wort hielt. Er traf sich mit Großvater White Owl, dem Stammesältesten der Algonkin. White Owl hatte bereits Keevas Worten geglaubt und erkannt, dass die Gefahr für die Stadt durchaus real war. Als Wallace ihm nun unter dem Siegel der Verschwiegenheit offenbarte, was in den vergangenen zwei Tagen geschehen war, sagte er seine Unterstützung zu.
    White Owl war nur nicht bereit, seine Enkel in die Wildnis zu entsenden. Sie waren zu jung, zu unerfahren und viel zu sehr dem Stadtleben angepasst, wie er erklärte. »Aber sei unbesorgt, Jethro wakawa-mani (Der im Gehen jagt; Bezeichnung für einen großen Krieger)«, sagte White Owl. »Ich werde statt der Enkel meine Kinder schicken! Sie sind stark und klug, und wenn es etwas zu melden gibt von Spooky Pines, dann lassen sie es dich wissen.«
    ***
    »Ich wundere mich, dass keine weiteren Soldaten gekommen sind«, sagte der Koordinator zu Crow.
    »Garrett war schon immer ein lausiger Stratege«, antwortete der. »Du hast ja gesehen, wie er seine komplette Flugabwehr verheizt hat. Ich hätte den Kerl ja längst gefeuert. Aber der Präsident von Waashton ist eine Frau - was kann man da schon erwarten?«
    Es war heller Morgen. Die Sonne stand über den dunstverhüllten Gipfeln der Appalachen und es wehte ein angenehm frischer Wind. Man konnte nicht sagen, dass Kroow leichtfüßig ausschritt, das war bei seinem Gewicht gar nicht möglich, doch er strahlte eine gewisse Unbekümmertheit aus.
    Noch in der Nacht, kurz nachdem die Klone mit Waffen und Kleidung vom Gleiterfriedhof zurückkehrten und Kroow berichteten, dass sie einen mechanischen Mann erschossen hätten, war er aufgebrochen. Die Gewissheit, dass es auch Miki Takeo erwischt hatte, hob Crows Laune ungemein.
    Seitdem bewegte sich die bionetische Chimäre durch menschenleeres Gebiet auf Waashton zu. Seine Armee - die Jugendlichen, die Soldaten und deren Offiziere - waren in Sichtweite unterwegs, allerdings ein ganzes Stück entfernt. Manchmal fiel Kroows Blick auf den Trupp, der mit vereinten Kräften eine verhüllte Last mit sich schleppte. Sie hatte entfernt menschliche Umrisse, und Kroow nickte jedes Mal zufrieden, wenn er sie sah.
    »Wann werden wir die Stadt erreichen?«, fragte der Koordinator.
    Gegen Mittag , gab Crow zurück. Er grinste in sich hinein. Ratet mal, wer zum Essen kommt! , zitierte er einen alten Filmtitel aus der Datenkristall-Bilbliothek von Waashton.
    »Kann es sein, dass du diese primitive Nahrungsaufnahme vermisst?«, fragte Kroow. »Ich habe schon öfters festgestellt, dass sich deine Gedanken um dieses Prinzip drehen.«
    Kein schlagendes Herz mehr zu haben, keine Lungen und keinen Magen zur Aufnahme nicht länger benötigter Kost - all das war schwer verdauliches Wissen für Crow.
    »Nein«, knurrte der General missmutig. Seine gute Laune war schlagartig dahin. »Ich vermisse nichts.«
    Das war gelogen, und das wussten beide Bewusstseine. Ihrer beider Leben würden nie mehr so sein wie zuvor. Je schneller sie das akzeptierten, desto besser. Nur gemeinsam konnte sie die Welt aus den Angeln heben. Oder Washington, für den Anfang.
     
    Kurz vor der Mittagszeit waren die Randbezirke Waashtons von Zivilisten geräumt. Das Militär lag in Stellung, Panzer blockierten die Zufahrtsstraßen, schweres Geschütz sicherte die eilig errichteten Feuerschanzen.
    In der Stadt selbst ging es zu wie in einem Bienenstock. Die Präsidentin und ihre Generäle hatten in bewundernswerter Schnelligkeit einen Plan erarbeitet, der beim Eintreffen der Bevölkerung im Regierungsviertel greifen sollte. Mit simplem Zusammentreiben war es nicht getan; die Leute mussten das Gefühl haben, etwas Nützliches und ihrer Sicherheit Dienliches auszuüben. Ihnen war gesagt worden, sie sollten beim Verlassen ihrer Häuser Dinge mitnehmen, die als Verteidigungswaffe taugten, aber auch Verbandszeug und Wasser.
    Ausbilder

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