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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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deuten.
    »Die Decke bricht ein!«, erkannte er. Und brüllte im nächsten Moment eine Warnung nach hinten: »Alle Mann raus!« Gleichzeitig hörte er, wie das Knistern über ihm die Decke entlang lief.
    Er musste eine Entscheidung treffen. Entweder versuchen, in den hinteren Teil des Gleiters zu gelangen… oder selbigen sofort verlassen. Eine Gefahrenanalyse brachte Klarheit.
    Miki Takeo ließ sich zurückfallen und stürzte aus dem abgerissenen Cockpit auf den steinigen Boden hinab, während der Rumpf vor ihm zu kollabieren begann. Eine grässliche Todessinfonie aus donnerndem Krachen und dem Kreischen von Metall setzte ein. Sie schien ewig zu währen.
    Auf einer simulierten emotionalen Ebene seines Bewusstseinsspeichers wusste Takeo, dass er mit anhörte, wie seine Kameraden zerquetscht wurden, doch der weitaus größere, logische Teil seines Denkens stellte leidenschaftslos fest, dass es niemandem genutzt hätte, wenn er selbst ebenfalls unter die Trümmer geraten wäre. So gab es wenigstens einen Überlebenden mehr - wenn man seine Existenz als »Leben« definieren wollte.
    Wenig später erhob sich Takeo mühsam. Er war fest entschlossen, nach den Verschütteten zu suchen, in der Hoffnung, dass einige von ihnen in Hohlräumen oder unter verkanteten Streben überlebt hatten. Doch plötzlich wehten Geräusche durch die Nacht. Schritte, Wortfetzen… da kam jemand! Menschen? Takeos rechtes Auge ging in den Zoommodus und schaltete die Wärmebilderkennung zu. Tatsächlich - es waren Soldaten in Uniform! Es gab also Überlebende!
    Die Männer bemerkten ihn nicht, denn er stand halb verdeckt hinter Trümmern und Gestein. Sie gingen auf das andere Ende des Platzes zu, und erst jetzt, als Takeo ihnen mit Blicken folgte, wurde ihm das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst.
    Die gesamte Waashtoner Flotte lag am Boden, ein Gleiter neben dem anderen, allesamt zerschellt oder explodiert. Das warf den Verteidigungsplan der Stadt um Jahre zurück und öffnete der Gefahr Tür und Tor! Und wie viele Menschenleben hatte es gekostet!
    Takeo rief sich zur Ordnung. Jetzt war nicht die Zeit, um in Trauer zu verharren. Nicht, solange unter den Trümmern von Gleiter Eins noch ein Funken Hoffnung glomm.
    Die Überlebenden mussten ihn unterstützen! Er sammelte alle Energiereserven und kämpfte sich einen Felsen empor, wo die Soldaten ihn im Wetterleuchten sehen konnten. Takeo war es gleichgültig, dass er einen erschreckenden Anblick bot mit all den Beschädigungen. Jeder der an der Mission beteiligten Männer kannte ihn und würde ihn auch jetzt erkennen.
    »Hierher!«, rief er und winkte den Soldaten, die sich ruckartig nach ihm umdrehten. »Ich bin's, Miki Takeo! Kommt her! Hier ist Gleiter Eins abgestürzt! Helft mir, die Eingeschlosse…«
    Weiter kam er nicht. Noch während er sprach, hatten die Männer auf ihn angelegt. Miki war für einen Moment irritiert und reagiert nicht mit der gewohnten Schnelligkeit. Er hatte die kleine Gruppe herangezoomt - und festgestellt, dass die Gesichter von drei Soldaten absolut identisch waren.
    Drillinge? Darüber wusste er nichts. Aber wie…?
    In diesem Moment sah er die Mündungsfeuer und spürte den gewaltigen Schlag, mit dem ein Geschoss seine Stirn traf. Dann wurde es dunkel um ihn.
    ***
    Am nächsten Morgen kam erneut der Führungsstab zu einem Krisengespräch zusammen. Die Präsidentin und Richter Black äußerten ihre Sorge darüber, dass die Stadt nach dem Verlust der Gleiterstaffel ohne Luftunterstützung war. Das schwächte die Verteidigung wesentlich.
    Bürgermeister Wallace warnte dazu vor einer möglichen Panik in der Bevölkerung: Diesmal würde es nicht möglich sein, die Geschehnisse von Spooky Pines geheim zu halten - es waren zu viele Soldaten an der nächtlichen Aktion beteiligt gewesen und jetzt gab es zu viele Opfer zu beklagen.
    General Garrett kam mit seiner gesamten Riege hoher Offiziere zum Weißen Haus. Sowohl die Luftwaffe als auch das Heer unterstützten seinen neuerlichen Antrag, weiteres Militär zum Fremdgebiet entsenden zu dürfen. Ihre Argumente waren stichhaltig: So lange Spooky Pines existierte, ging von dort eine potentielle Bedrohung aus. Man konnte der Bevölkerung nicht zumuten, auf Dauer in Hab-Acht-Stellung zu verharren. Besser, man beseitigte die Gefahr. Koste es, was es wolle.
    »Was ist mit diesen mysteriösen Doppelgängern, die hier aufgetaucht sind?«, fragte die Präsidentin.
    »Sie sind nach wie vor ein unlösbares Rätsel«, sagte Garrett.

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