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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Anrollen der Wellen etwas zur Seite.
    Braham seilte sich flugs vom Schiff ab und watete an den Strand zurück. Die Männer in den Booten legten sich mächtig in die Riemen. Unter lautem »Hau-Ruck!« gelang es ihnen tatsächlich, das Schiff in tieferes Wasser zu ziehen.
    »Gleich passiert's«, flüsterte Jolii, die die Stapellassung von der heimischen Terrasse aus beobachtete. Sie wusste selbst nicht, woher sie diese Überzeugung nahm - aber sie spürte einfach, dass die Sache kein glückliches Ende nehmen würde. Vielleicht wünschte sie es sich auch nur inständig, damit Braham eine schmerzliche Niederlage erlitt.
    Das Schiff schwamm nun von selbst, geriet aber bereits in eine gefährliche Schieflage. Dann erfasste eine seitliche Windböe das mächtige Segel - und drückte das Schiff vollends in die Schlagseite!
    Schrille Schreie der Männer in den seitlichen Booten ertönten! Drei versuchten dem Verhängnis durch einen Sprung ins Wasser zu entgehen, die anderen fünf rissen lediglich die Arme hoch. Dann war der mächtige Schiffsrumpf da. Mit großer Wucht klatschte er auf die Oberfläche - und erschlug alle acht Männer. Die große Welle, die dadurch entstand, spülte blutige Schlieren an den Strand.
    Viele Tage lang herrschte lähmendes Entsetzen im Barbarendorf. Nur der Schamane haderte immer wieder mit den Göttern, die doch gutes Gelingen versprochen hätten, und gab ihnen die ganze Schuld.
    Das war es nicht wert, Braham , dachte Jolii immer wieder. Es wird Zeit, dass du als Häuptling abdankst und ich die Sache in die Hand nehme.
    ***
    Gegenwart
    Rulfan genoss den Flug, zumal er immer besser mit dem Luftschiff zurecht kam. Jetzt, da er sich wieder auf Reisen befand, fiel ihm eine Last von der Seele. So frei hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und er fragte sich immer wieder - jetzt, da er Zeit zum Nachdenken hatte -, ob er tatsächlich für das ruhige Leben als Burgherr und Bauer geeignet war. Hatte er die Notwendigkeit, das Schicksal seines Vaters unbedingt aufklären zu müssen, vielleicht sogar nur als Alibi vorgeschoben, um erneut einen Grund zu haben, Canduly Castle zu entfliehen?
    Da sein Fluggerät bei stetem Rückenwind eine Höchstgeschwindigkeit von knapp sechzig Kilometern in der Stunde erreichte, schaffte es Rulfan schon weit vor Einbruch der Dämmerung bis an die Kanalküste. Trotzdem beschloss er hier zu übernachten, denn im Dunkeln wollte er nicht weiter fliegen. Nachts würde der Wasserstoff herunterkühlen und das Luftgefährt musste unweigerlich absinken.
    Bei Pootland landete er auf freiem Feld. Nach einer unruhigen Nacht mit nur wenig Schlaf - weil er das Luftschiff gegen einen angreifenden Eluu verteidigen musste und die Rieseneule erst im Morgengrauen mit einem Drillerschuss erwischte - startete Rulfan am frühen Nachmittag, nachdem sich der dichte Frühnebel vollkommen aufgelöst hatte, wieder und flog auf den Kanal hinaus. Es war kühl heute, die Sonne kam kaum durch die dichten Wolken und die unendlich erscheinende Fläche des Meeres präsentierte sich in einem trüben Grau.
    Etwa vier Stunden später sichtete Rulfan rechts unter sich, noch ziemlich weit weg, eine große Insel. Das musste Guunsay sein! Erleichtert atmete er durch. Er hatte schon befürchtet, so weit an dem Eiland vorbei zu fliegen, dass er es nicht bemerkte.
    Rulfan zwang die MYRIAL in einen weiten Bogen. Von Südosten flog er auf Guunsay zu. Möwen und zwei besonders vorwitzige Kolks begleiteten ihn nun. Er sah ein Städtchen aus bunten Häusern und Zelten an einem Steilhang kleben, musterte die riesigen Hafenanlagen und runzelte dabei die Stirn.
    »Das gibt's doch nicht«, murmelte er. Ein unangenehmes Kribbeln meldete sich in seinem Bauch angesichts des Gebirges aus grauem Stahl, das er trotz der momentan fast perfekten Tarnfarbe im Hafenbecken ausgemacht hatte.
    Je näher er kam, desto mehr Details schälten sich aus dem grauen Einheitsbrei. Die Kommandobrücke, ein Gewirr aus ehemals technischen, nun aber wohl nutzlosen Anlagen - und mächtige Geschütztürme und Raketensilos an Bug und Heck.
    Eine Fregatte!
    Das schwer bewaffnete Kriegsschiff stammte zweifellos noch aus der Zeit vor dem Kometen. Als Rulfan es schließlich in rund fünfzig Metern Höhe überflog, gehörte ihm längst die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt: In Sainpeert waren die Menschen auf den Straßen stehen geblieben, staunten das Luftschiff an und zeigten aufgeregt mit Fingern darauf. So etwas hatten sie noch nie gesehen.
    Das runde

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