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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Mund ab. »Aaaah, is wirklich gut, das Zeug.« Er stieß Rulfan nun plump-vertraulich mit dem Ellenbogen an. »Weißte, Herr, in Glesgo darf niemand Mecgreger-Uisge saufen. Nur die Reenschas dürfen das.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herunter, weswegen er seinen Mund nahe an Rulfans Ohr führte. »Wer's dennoch tut, is am nächsten Morgen tot. Ehrlich, ich sag's dir. Die Reenschas sin Deemons, die haben ihre Augen und Ohren überall, seh'n alles, hör'n alles, wiss'n alles. Die ham auch Lauscher, das sin solche, die einem im Gehirn rumspionieren können, weißte, vor allem bei den Exekutoren gibt's die. Tu niemals, was die Reenschas nich wollen, sonst geht's dir schlecht. Halte dich an die Regeln und dir geht's gut. Verstehste?«
    Rulfan nickte. »Wer sind denn diese Reenschas?«
    »Niemand weiß das, Deemons, frag nich nach ihnen, mögen sie nich.«
    »Hm. Und wo sind sie zu finden?«
    Die Augen des Alten waren nun groß wie Murmeln. Rulfan sah die Gänsehaut auf seinen Unterarmen. »In EIBREX, is aber verbotenes Gebiet, niemand darf da hin oder er is tot. Hat dann 'nen Exekutor im Genick, geht schnell. Weißte, niemand hat 'ne Chance gegen einen Exekutor.«
    Rulfan dachte an Alastar, den Chefexekutor, den er in den Highlands kennengelernt hatte. Alastar hatte ihm sogar die Mitarbeit in den eigenen Reihen angeboten.
    Am nächsten Tag versuchte sich Rulfan nach EIBREX durchzufragen. Überall stieß er auf Angst und Ablehnung. Trotzdem schaffte er es… fast. Zwei Häuserblocks davor war Endstation. Jede Straße, die zu dem geheimnisvollen Hauptquartier führte, war mit Stacheldrahtverhauen und anderen Barrieren blockiert und wurde von Männern mit automatischen Gewehren bewacht. Er schaffte es aber immerhin, auf eine Hochhausruine zu kommen, von der aus er EIBREX sehen konnte.
    Rulfan wusste sehr genau, was Fußball gewesen und wo er gespielt worden war. »Ein Stadion«, murmelte er verblüfft, als er von schräg oben auf die viereckige Anlage blickte, deren umlaufende Wände aus roten Ziegelsteinen mit Fensterfronten sowie einem aufgesetzten weißen Dach bestanden, das sich steil nach innen neigte. Auch hier glaubte Rulfan überall Stacheldrahtverhaue und bewaffnete Wachen auszumachen. Der Innenraum, den einst das Rasenspielfeld bedeckt hatte, schien jetzt zu einer Arena umgebaut worden zu sein.
    Auf dem großen Platz vor EIBREX erkannte er zudem ein gutes Dutzend jener Schneemobile, mit denen die Exekutoren um Alastar in die Highlands gekommen waren, um den Uisge-Liefervertrag der Reenschas mit den Freesas zu kündigen und ihn durch Mecgreger-Uisge zu ersetzen. Und - er glaubte seinen Augen nicht zu trauen - einen kleinen Kampfpanzer!
    Sie alle trugen das seltsame Zeichen der Reenschas. Auch auf der Festung bemerkte es Rulfan ein paarmal.
    Sein ungläubiges Staunen steigerte sich noch, als er am nächsten Morgen den Claid entlangging. Hinter einer langen Flussbiegung präsentierte sich ihm urplötzlich ein atemberaubendes Bild.
    Drei riesige Kriegsschiffe aus der Zeit vor Kristofluu lagen an den Kais vor Anker! Rulfan sah sie als Silhouetten im Gegenlicht.
    Er kramte in seinem Gedächtnis. Von seinem Vater hatte er viel über die Vorkometenzeit erfahren. Er hatte Filme und Bilder über alles Mögliche gesehen, auch über Kriegsschiffe. Das dort mussten Fregatten sein! Eine Klasse, die die Royal Navy benutzt hatte, wenn er sich richtig erinnerte, aber das wollte er nicht beschwören. Fasziniert beobachtete er die Radarschüssel des mittleren Schiffs, die sich langsam hin und her drehte.
    Nun war er vollkommen sicher, dass er es bei den Reenschas mit Technos zu tun hatte. Mit ungleich mächtigeren sogar, als es die Communities in London oder Salisbury oder sonst wo auf der Welt gewesen waren!
    Rulfan fieberte geradezu darauf, sie kennenzulernen. Aber er kam nicht weiter. Überall stieß er auf eine Mauer der Ablehnung. Sogar die Erwähnung von Alastars Namen half ihm nicht. EIBREX war eine Festung, die er nicht knacken konnte.
    Rulfan hatte Myrial versprochen, sie nicht zu lange allein zu lassen. Als die zugesagte Zeitspanne vorüber war, haderte er mit sich und wäre um ein Haar bereit gewesen, sein Versprechen zu brechen. Doch dann hatte er sich eines Besseren besonnen. Er würde hierher zurückkommen, irgendwann, und es besser ausgerüstet wieder versuchen.
    ***
    Rulfan fand wieder in die Gegenwart zurück. War das da unten eine der Fregatten, die er in Glesgo gesehen hatte? Oder war die Flotte der

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