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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Reenschas weitaus größer, als er ahnte?
    Rulfan war wild entschlossen, die unverhoffte Gelegenheit zu nutzen, um möglicherweise mit dem Kapitaan in Kontakt zu kommen. Aber im Moment waren sein Vater und die anderen Technos wichtiger. Rulfan wusste von Matthew Drax, dass das Technodorf irgendwo an der Nordwestküste lag. So steuerte er sie über Land an.
    Es dauerte nicht allzu lange, obwohl Rulfan die Motoren stark drosselte und gemächlich dahin flog, denn Guunsay erwies sich als relativ kleine Insel. Unterhalb der Klippenfelsen, an einer sanften Bucht gelegen, tauchte tatsächlich ein Dorf aus kleineren Holzhäusern und Hütten auf. Ein Stück weiter draußen im Meer nahm er ein Schiffswrack wahr, das auf der Seite liegend aus den Wellen ragte. Mehr noch interessierte ihn die Szenerie zwischen den Häusern. Denn dort war gerade Action angesagt!
    Für einen Moment glaubte Rulfan einen großen schlanken Mann mit Glatze in einer der Hütten verschwinden zu sehen. War das sein Vater gewesen? Er hatte ihn zu kurz gesehen, um es mit Bestimmtheit sagen zu können.
    Dann blieb sein Blick auf der Gruppe Barbaren hängen, die ein Netz über den Dorfplatz schleiften. Das Tier darin gebärdete sich wie toll. Es schien eine Art Vogel zu sein, mit rostbraun-blauem Gefieder, einem mächtigen Schnabel, mit dem es immer wieder nach den Männern hackte, sowie scharf aussehenden Klauen und Fersenspornen. Es erinnerte Rulfan an einen Fasan.
    Jetzt bemerkten die Männer das Luftschiff. Laute Schreie ertönten, auch Frauen und Kinder traten ins Freie. Ein Mann mit weiß bemaltem Gesicht, schwarz umrandeten Augen und einem roten Umhang wies nach oben. Bögen wurden gehoben, erste Pfeile zischten durch die Luft.
    Rulfan verspürte einen Moment gute Lust, dem Kerl - wohl der Schamane des Dorfes - einen Drillerschuss vor die Füße zu setzen. Doch er blieb gelassen. Die Pfeile flogen nicht hoch genug, um ihn zu gefährden.
    Rulfan drehte ab. Er erinnerte sich daran, dass Matt von einem Barbarenstamm gesprochen hatte, der ihm und Aruula das Leben schwer gemacht hatte. Wie hatte Matt den Schamanen genannt? Braam oder so ähnlich. Das da unten waren sie wohl. Dann musste auch das Dorf der Technos ganz in der Nähe sein.
    Zwei Klippen weiter nach Westen sah Rulfan es! Auch hier bewegten sich Menschen! Das Herz des Albinos übersprang vor Aufregung einen Schlag. Er brachte das Luftschiff in den Sinkflug.
    Die Leute dort unten blieben stehen und schauten zu ihm hoch. Als er sich noch zwanzig Meter über Grund befand, erkannte er Eve Neuf-Deville. Sie lebte! Rulfan stieß einen Freudenschrei aus.
    Er landete das Luftschiff nicht weit vom See entfernt. Eve lief ihm entgegen und er schloss sie in seine Armen. Eve, seine ehemalige Geliebte auf Zeit. Er drückte sie so fest an sich, dass es ihr unangenehm zu werden schien, denn sie sträubte sich.
    »Rulfan«, flüsterte sie, löste sich von ihm und lächelte. »Wo um alles in der Welt kommst du denn her?« Im nächsten Moment rümpfte sie die Nase. »Ich glaube, du brauchst erstmal ein Bad. Wie lange warst du unterwegs?«
    Das allerdings erklärte ihre Reserviertheit. »Ein paar Tage.« Rulfan schaute sich um. »Alles klar bei euch? Wo sind die anderen?«
    »Alles ist gut.« Eves Gesicht verfinsterte sich ein wenig. »Na ja, fast alles. Jefferson Winter und Cinderella Loomer sind tot. Der Rest ist wohlauf. Sie sind gerade unterwegs, du wirst sie später sehen. Komm, du kannst Jeffersons Hütte beziehen.«
    Rulfan folgte ihr. Er konnte das Gefühl nicht in Worte fassen, aber den Empfang nach so langer Zeit hatte er sich doch anders vorgestellt. Irgendwie… herzlicher. Eve strahlte eine Kühle aus, die ihn irritierte.
    Andererseits - was erwartete er? Die Leute hier waren ein Jahr lang versteinert gewesen. Das war sicher nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.
    Ein bisschen Distanz zu Eve ist ja auch nicht schlecht , dachte er. Du hast eine Frau und bald sogar ein Kind daheim. Die wilden Jahre sind vorüber…
    ***
    Nachdem Rulfan seine wenigen Sachen in dem ziemlich komfortablen Haus - Eves Bezeichnung »Hütte« war stark untertrieben gewesen - verstaut hatte, stürzte er sich erstmal zum Baden ins Meer. Eve briet ihm in der Zwischenzeit ein Wakudasteak und legte geröstetes Bellitfleisch als Beilage auf den Teller. Die libellenartigen, schimmernden Insekten schienen hier auf Guunsay besonders groß zu werden. Rulfan griff zu, als hätte er seit Wochen nichts gegessen.
    »Wie geht es euch

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