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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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ab.
    Rulfan sah ihr dabei zu. Sie trug schwarze Kleidung, einen Gürtel und zwei Kampfmesser darin. Neben ihr lag eines der Gewehre der Schiffsbesatzung. Dann wanderte sein Blick weiter. Anscheinend befand er sich in einem der Sanitätsräume der EIBREX IV. Man hatte ihn auf einer Krankenliege drapiert.
    Rulfan richtete sich ein wenig auf. Er ignorierte die Schmerzen. »Lass das bitte«, sagte er. »Nochmals: Was machst du auf diesem Schiff, Sarah? Hast du es gekapert? Nein, du nicht allein. Habt… ihr es gekapert?«
    »Kannst du laufen? Dann komm bitte mit. Dein Vater will dich sehen.«
    Rulfan biss die Zähne zusammen und stieg von der Liege. »Geht schon«, murmelte er. »Geh du voraus, Sarah. Dad ist also auch hier. Natürlich.«
    »Also komm.« Sarah Kucholsky ging voraus, das Gewehr im Anschlag. So klein und zerbrechlich wirkte sie, aber Rulfan wusste es besser. Die Wissenschaftlerin war eine robuste Natur und stand ihm in Sachen Zähigkeit in nichts nach.
    Als sie sich durch die schmalen Gänge bewegten, Rulfan immer mit einer Hand als Stütze an der Wand, ertönte plötzlich ein dumpfes Brummen. Gleichzeitig begann der Schiffskörper leicht zu vibrieren.
    »Dieselmotoren«, quetschte Rulfan hervor. »He, Sarah, was geht hier ab? Das Schiff ist gerade angelaufen, nicht wahr?«
    Sie ging einfach weiter. Kurze Zeit später betrat das Paar die Brücke. Rulfan bekam große Augen, auch wenn er auf etwas Ähnliches vorbereitet war.
    Kapitaan Will Wadeel stand an einer Instrumentenkonsole. Mit totenbleichem Gesicht und einer blutverkrusteten Wunde an der Stirn manövrierte er die EIBREX IV soeben vom Kai weg. Direkt daneben beobachtete ihn Sir Leonard Gabriel mit einer SA 80 im Anschlag. Auch Sir Ibrahim Fahka befand sich auf der Brücke, ebenso wie einige Inselbewohner, die Rulfan heute Nachmittag im Dorf gesehen hatte.
    Sein Blick wanderte weiter. Durch die breite Panoramascheibe bemerkte er trotz einiger Spiegelreflexe, dass der Stahlzaun abgesenkt und die Hafeneinfahrt damit offen war.
    Gabriel und Fahka, wie die Kucholsky in schwarzer Kampfkleidung, drehten die Köpfe und musterten Rulfan mit finsteren Blicken. Wadeel hingegen schaute ihn voller Hoffnung an; seine Augen begannen förmlich zu leuchten.
    Ich muss dich leider enttäuschen, mein Freund , dachte Rulfan und erwischte sich dabei, dass er es fast ein wenig bedauerte. Ich bin nicht der unbesiegbare Exekutor, der hier gleich loslegt und im Vorbeigehen alle zu Hacksteaks verarbeitet…
    »Verdammt, Dad, was geht hier vor? Warum habt ihr die EIBREX gekidnappt?«
    Leonard sah ihn kalt an. »Das braucht dich nicht zu interessieren. Du wirst von mir keine Auskunft bekommen. Verstanden?«
    In diesem Moment fiel bei Rulfan der Groschen: Sein Vater arbeitete für Gundar, der an allen möglichen Waffen und Kriegsmaschinen interessiert war!
    Ich glaub's ja nicht! Der Lordkanzler will das Schiff haben und Vater ist so blöd, es ihm zu besorgen. Natürlich. Je mehr er für Gundar tut, desto besser stehen die Chancen, dass er ihn mal legal beerben kann…
    »Dad, bitte, ich beschwöre dich, blas die ganze Aktion ab. Sofort. Ich kenne die Herren, denen das Schiff gehört. Sie sind mächtig. Wirklich mächtig. Ich bin mir sicher, dass es sich um Technos handelt, die wir noch nicht kennen. Sie nennen sich Reenschas und residieren in Glasgow.«
    »Ach ja?«
    »Ja, Dad. Und ich garantiere dir: Wenn die Reenschas Wind vom Verschwinden der Fregatte bekommen, schicken sie eine Strafexpedition hierher, die Sainpeert dem Erdboden gleichmacht. Willst du das?«
    »Spar dir deine Worte, Sohn. Nichts und niemand kann uns an unserem Vorhaben hindern.« Leonard drehte sich demonstrativ wieder zu Wadeel. »Und Sie tun, was ich Ihnen befohlen habe.«
    Rulfan trat vor seinen Vater hin. Er ließ sich auch durch die Gewehrmündung, die sich plötzlich in seinen Bauch bohrte, nicht beeindrucken. Friedfertig hob er die Arme. »Dad, bitte, ich bin auch bereit, es Gundar selbst zu sagen. Er muss wissen, dass er mit dieser Aktion sein Volk in Gefahr bringt. In große Gefahr.«
    »Verschwinde, Rulfan. Wir lassen dich unbehelligt von Bord. Du hast damit nichts zu tun.«
    »Der Zaun!«, schrie Fahka plötzlich schrill auf. Er klebte mit der Nase förmlich an der Panoramascheibe. »Seht doch, er kommt wieder hoch!«
    »Scheiße!«, entfuhr es Leonard entgegen seiner sonstigen Ausdrucksweisen. »Was ist da los? Irgendetwas muss im Schleusenhaus schiefgegangen sein.« Er stieß dem Kapitaan die

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