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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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dass die Kisten in Swansee für einen gewissen Maikel den Gierigen bestimmt sind. Jeder kennt ihn dort, du wirst ihn finden. Und nun Wudan zum Gruße…«
    »Halt, nicht so schnell, mein Freund«, unterbrach ihn Wadeel. »Zuerst schauen wir uns an, was sich in den Kisten befindet. Es muss schließlich alles seine Richtigkeit haben.«
    Er trat vor eines der hölzernen, grob zusammen gezimmerten Behältnisse hin. Es mochte, wie die anderen auch, etwa zwei Meter lang, einen breit und einen hoch sein. An der Oberfläche und in den Seiten befanden sich Luftlöcher. Aggressives Fauchen drang daraus hervor, durchsetzt mit schrillen Fieplauten.
    »Öffnen? Das mache ich garantiert nicht«, lehnte Braham ab. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Das könnt ihr selber tun, wenn euch danach ist.«
    Der Kapitaan gab einen Wink und zwei Matrosen mit Nagelziehern machten sich daran, die vorderste Kiste zu öffnen. Sofort ging das Fauchen in eine Art Gackern über, das schon wesentlich friedlicher klang, weswegen sich einer der Matrosen unbedarft einem der Luftlöcher näherte.
    »Oh-oh«, hörte Rulfan den Schamanen murmeln, den er zum ersten Mal aus der Nähe sah und der so stark nach Schweiß, ranzigem Öl und anderen animalischen Düften roch, dass es dem Albino fast schlecht wurde. Waren die Barbaren also Sampsons Tierfänger?
    Seine Gedanken gingen im plötzlichen Aufbrüllen des Matrosen unter. Aus dem Luftloch war ein fingerlanger, messerscharfer Dorn geschossen und hatte dem Mann den rechten Arm bis zur Schulter hoch aufgeschlitzt. Er schrie wie am Spieß und drehte sich im Kreis.
    »Ins Krankenquartier mit ihm!«, ordnete Wadeel an. »Der Doc soll sich um ihn kümmern.«
    Der Verwundete verschwand mit zwei Kameraden, die ihn stützten, im Schiffsbauch.
    »Ihr habt wohl keine Ahnung vom Verhalten der Kampffasane?«, fragte Braham freundlich. »Wenn sie gackern, sind sie am gefährlichsten, dann stehen sie kurz vor dem Angriff. Öffnet die Kiste lieber nicht. Nur Männer mit großer Erfahrung können Kampffasane bändigen. Der hier würde euch sofort angreifen, zumal er schon drei Tage nichts mehr gefressen hat. Ihr könntet es nicht verhindern.«
    »Hm.« Der Kapitaan wies auf die nächste Kiste. »Was ist mit der da?«
    »Da ist eine Siragippe drin«, gab der Schamane Auskunft und dozierte weiter: »Die Fäden der blauen Tarantuulen sind mit Säure getränkt. Drei von ihnen können sogar einen Lupa töten, wenn sie ihn gemeinsam angreifen - und das tun sie besonders gerne, weswegen man sie lieber einzeln hält.«
    Wadeel verzichtete auf weitere Kontrollen und ließ die Kiste mit dem Kampffasan noch fester wieder zunageln.
    »Können wir nun endlich gehen?« Brahams Zahnlücken-Grinsen war so fies, dass Rulfan ihm am liebsten eine weitere hinzugefügt hätte.
    Wadeels knappe Kopfbewegung entließ die Schmuggler, die wie Schemen wieder in der Unterwelt Cornocks verschwanden. Wadeel ließ die Kisten tiefer ins Schiffsinnere schaffen und dort vertäuen. Dann reichte er Rulfan das Säckchen mit den fünfhundert Coiins. »Nehmt es am besten gleich an euch, Herr Rulfan, und liefert es ab, wenn Ihr nach Glesgo zurückkommt.«
    Rulfan lehnte ab. »Diese Ehre gebührt Euch ganz alleine, Kapitaan.«
    ***
    Die dunkel gekleidete Gestalt schlich im Hafen von Sainpeert herum und nutzte dabei geschickt die vielen Schattenzonen. Die dritte Stunde des Tages war gerade angebrochen, das Leben in der Inselhauptstadt längst dem Schlaf gewichen. Um diese Zeit trieb sich nur noch lichtscheues Gesindel auf den Straßen herum.
    Schmuggler zum Beispiel…
    Die Gestalt beobachtete, wie zwei schwere Wakudagespanne, von fast zwei Dutzend Männern begleitet, auf das Gelände einer alten, längst verfallenen Gutsanlage etwas außerhalb von Sainpeert rumpelten. Das Licht des zunehmenden Mondes und der Sterne, die die Landschaft in silbriges Licht tauchten, ließen sie mehr als genug sehen.
    Die Gestalt ließ den Männern, die zehn schwere Kisten in einen uralten Geheimgang schleppten, den Vortritt und verfolgte sie dann geschmeidig wie eine Guunsay-Katze unter dem Meeresboden nach Cornock hinüber. Zwischen den Ruinen der alten Inselburg kauernd beobachtete sie die Übergabe der Kisten. Gleichzeitig bemerkte sie, wie sich der Stahlzaun in der Hafenzufahrt plötzlich zu senken begann.
    Die Gestalt hatte genug gesehen. In schnellem Schritt, wobei sie das linke Bein ein wenig nachzog, überbrückte sie den Geheimgang und bewegte sich kurz darauf durch die

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