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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Straßen und Gärten Sainpeerts.
    Das hübsche kleine Haus lag ungefähr im oberen Drittel des Hanges, mitten in der Stadt. Durch den gepflegten Garten näherte sich die Gestalt der hinteren Mauer und drückte sich keuchend dagegen. Sie musste zuerst ihren Atem beruhigen.
    Schon hier draußen hörte man das zwerchfellerschütternde Schnarchen, das aber nur einer der Gründe war, weswegen der Herr des Hauses schon lange getrennt von seiner Frau schlief.
    Die Gestalt kannte die Schwachstellen des Hauses allesamt. So war es ein Kinderspiel, einzudringen. Neben dem Bett des Schnarchenden ging sie in die Knie und legte ihm eine Hand auf den Mund.
    Hafenkommandant Andree Sampson beendete sein Schnarchen abrupt. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte er sich aufzurichten und den vermummten Angreifer zu erkennen, während er hilflos mit den Armen fuchtelte.
    »Sei ruhig«, zischte der Eindringling und nahm die Hand weg.
    »Breedy«, ächzte Sampson, der die Stimme erkannte, und in seinen Augen erwachte schlagartig die Gier. Er versuchte das Halbblut ins Bett zu ziehen, wie er es viele Male zuvor getan hatte.
    Die Blutsaugerin hatte nicht nur Sir Leonard Gabriel und Gundar den Großen durch ihre Bisse und das daraufhin übertragene Terror-Gen beeinflusst, sondern auch eine Reihe weiterer wichtiger Persönlichkeiten, darunter eben Sampson.
    Den allerdings hatte sie nicht beißen müssen, bei ihm hatte das am allerbesten über Sex funktioniert.
    »Lass das«, flüsterte Breedy. »Ich trage die Maske nicht zum Spaß. Und jetzt hörst du mir ganz genau zu, mein Lieber…«
    ***
    Ben der Schreckliche nickte entschlossen. Dann schlüpfte er in seinen Lederharnisch, der Arme und Beine frei ließ, schnappte sich seine Waffen und verließ das Haus.
    »Bitte pass auf dich auf, Darling«, flötete Liisbet, die ihre hundertfünfzig Kilo kaum aus dem Bett gebracht hatte. »Soll ich dir doch etwas zum Essen mit auf den Weg geben?«, fragte sie und warf dem Mann, der so unvermutet mitten in der Nacht bei ihnen erschienen war, verzückte Blicke zu.
    Leck mich , dachte Ben, verließ das Haus und warf kurz darauf seinen Stellvertreter Daanil aus den Federn. »Los, anziehen, es gibt Arbeit für uns.«
    Daanil, in kurzer Fellunterhose, schaute seinen Vorgesetzten entgeistert an und ließ die Muskeln spielen. »Arbeit für die Gesgeh 9 ? Mitten in der Nacht? Du spinnst wohl. Wir haben außer unserem Training, den Manövern und der Lordkanzlerparade noch nie Arbeit gehabt. Wenn's anders wäre, hätte ich mich auch gar nicht zur Truppe gemeldet.«
    »Quatsch hier keinen Mist! Es ist ernst. Die Notfallalarmierung läuft wie abgesprochen.«
    Daanil begann zu dämmern, dass tatsächlich etwas im Busch war. Die tausendfach geübte Kettenalarmierung funktionierte prächtig. Nur eine Viertelstunde später hatte sich die Spezialeinheit schwer bewaffnet im Hafen versammelt.
    Der Kommandant gab eine kurze, knappe Einweisung. Danach bildeten die Elitesoldaten einen Kreis, bückten sich nach vorne, legten die Köpfe zusammen und murmelten den Leitspruch der Einheit, ein inbrünstiges »Alles für den Gundar, alles für das Land«. Dann zogen sie die schwarzen Sturmhauben über, die nur noch die Augen und die Nase frei ließen.
    Im Laufschritt bewegten sich die Soldaten über den Kai in Richtung Leuchtturm. Auf der anderen Seite des Hafens lag das riesige Schiff vor Anker. Sie hatten nur einen kurzen Blick dafür, denn sie waren alle Profis.
    Etwa zwanzig Meter vor dem Leuchtturm öffnete sich ein breiter Treppenabgang ins darunter liegende Schleusenhaus. Fünf Männer unter Führung des Kommandanten pirschten sich an den Wänden entlang hinunter und nahmen vor der Tür Aufstellung. Ben der Schreckliche hantierte mit geübten Griffen am Türschloss herum.
    Gleichzeitig seilten sich zehn Männer unter Daanils Kommando an der Kaimauer ab und glitten lautlos wie Margoule ins Wasser. Fast ohne einen Wellenschlag zu verursachen, schwammen sie zu der Schleusenanlage hin. Alles war ruhig, der Stahlzaun längst abgelassen. Die Kampfschwimmer enterten die Wartungstreppen, die an den mächtigen Schleusenmechaniken vorbei ins Innere des Schleusenhauses führten. Das Wasser perlte an ihnen ab, als sie nach oben huschten. Gleich darauf standen sie vor einer der inneren Türen.
    Alles lief wie am Schnürchen. Ben der Schreckliche und Daanil trugen je eine der seltenen Armbanduhren, die es auf der Insel gab. Robart hatte sie eingestellt und Gundar hatte sie voller Stolz

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