284 - Augen der Ewigkeit
auch ohne seine Hilfe zurechtgekommen waren.
Doch sie wusste, dass sie damit nur das Gegenteil bewirken würde. Also unterdrückte sie den Drang und machte gute Miene zum bösen Spiel. Mit dem Panzer war sie allemal schneller als zu Fuß oder auf einem Wakudakarren, selbst wenn sie einen weiteren Tag verloren.
Der brennende Wunsch, nach Hause zu kommen und sich den anderen anzuschließen, musste eben warten.
»Ich komme mit!«, hörte sie in diesem Augenblick Roos sagen.
»Nein, auf keinen Fall!«, entgegneten Ireen und Aruula in der gleichen Sekunde.
»Ihr könnt es mir nicht verbieten!«, beharrte das Mädchen. »Ich kann Onrii nicht einfach im Stich lassen. Wenn ihr mich nicht mitnehmt, dann gehe ich eben alleine.«
»Vielleicht ist es wirklich besser, sie mitzunehmen«, wandte sich Matt an Ireen. »Das… stählerne Monstrum , das sie und Onrii gesehen haben, ist unser Gefährt. Darin ist sie sicher. Außerdem kennt sie den Weg und kann uns führen. Ich verspreche, dass ihr nichts geschehen wird.«
Nach einigem Hin und Her willigte Ireen schweren Herzens ein.
»Gut, dann wäre das geklärt«, meinte Matt. »Aber wir sollten warten, bis die Sonne aufgeht. Im Dunkeln haben wir schlechtere Karten.«
Victoria nickte und lächelte ihn an. »Du hast recht. Lass uns noch etwas schlafen.«
Am liebsten hätte sie ihm vor Wut die Zähne eingeschlagen.
***
Februar 2015
Dunkelheit umgab ihn. Doch diesmal war sie kein schlechtes Zeichen. Vielmehr stand sie für seine Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wandte.
Roger Milan tastete den Kopfverband ab, der seine Augen bedeckte. Wir haben es wirklich gewagt , dachte er.
Ja, das hatten sie. Aber auch nur, weil er Druck gemacht hatte. Wäre es nach den Ärzten gegangen, diesen zögerlichen Memmen, würde er weiterhin mit schwindendem Augenlicht herumtappen.
In den letzten Monaten hatte sich sein Zustand rapide verschlechtert. Am Schluss konnte er beinahe nur noch Schemen erkennen. Tag für Tag lag Sophie ihm mit ihrem Gekeife in den Ohren.
»Diese Weißkittel müssen jetzt Ergebnisse liefern! Wozu füttern wir sie überhaupt durch, wenn sie dir nicht helfen können?«
Kaum zu glauben, wie sehr ihm ihre Stimme inzwischen auf die Nerven ging. Als hätte im gleichen Maße, wie sein Augenlicht abnahm, die Sensibilität seiner Gehörnerven zugenommen.
Und trotzdem hatte sie recht!
Also hatte er sich Xavier Cormand und Diana Hoyt noch einmal vorgeknöpft. Mit Rainard und Wallot, diesen beiden Witzfiguren, redete er gar nicht mehr. Sie hatten sich schon Monate vor dem Kometeneinschlag nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als sie noch auf sich allein gestellt waren. Dass sie laut Dr. Hoyt voll ins Team integriert waren und überaus wertvolle Beiträge leisteten, interessierte ihn nicht.
»Wie lange wollen Sie mich noch warten lassen?«, hatte er Dr. Cormand angefahren. »Sie haben selbst gesagt, dass jede Hilfe für mich zu spät kommt, wenn ich erst einmal völlig blind bin. Dieser Moment ist nicht mehr fern. Also? Wie lange noch?«
Milan spürte eher, als dass er es sah, wie sich Cormand und Diana Hoyt ratlos anblickten. Offenbar waren sie sich uneins, wer ihm die schlechte Nachricht überbringen sollte.
Schließlich war es die Ärztin, die das Willensduell verlor. »Es tut mir leid, aber unter den gegebenen Umständen ist kein schnellerer Fortschritt zu erwarten.«
»Umstände?«, giftete Milan sie an.
»Nun ja. Das Labor verfügt nicht annähernd über die Möglichkeiten, die wir im Institut besaßen. Die beengten Räumlichkeiten. Fehlendes Equipment. All das.«
»Ersparen Sie mir Ihre Ausflüchte. Wie lange noch?«
»Ein Jahr mindestens. Eher zwei.«
Milan lachte auf. »So viel Zeit habe ich nicht mehr. Und das wissen Sie ganz genau.«
»Dennoch sind wir innerhalb der letzten drei Jahre weiter gekommen, als wir je erwartet hätten«, mischte sich Dr. Cormand in den Disput ein. »Wir haben neue Ansätze entdeckt, denen wir nachgehen müssen.«
»Neue Ansätze? Lassen Sie hören.«
Cormand räusperte sich verlegen. »Nun, eigentlich wollten wir erst darüber reden, wenn wir die Methode getestet haben.«
»Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist«, sagte Milan, »aber unsere Vorräte gehen zur Neige. Was auch daran liegt, dass wir große Teile davon an das Volk vor der Tür verteilt haben. Seit wir das nicht mehr tun, ist es ruhiger in der Villa geworden. Nein, lassen Sie mich das korrigieren: Der enttäuschte Pöbel hat in seiner Wut die Villa
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