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284 - Augen der Ewigkeit

284 - Augen der Ewigkeit

Titel: 284 - Augen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Zwiebeln, er sah das Geräusch von Sophies aufgeregt pochendem Herzen, er sah Dr. Rainards Angst, dass die Beziehung zu seiner Kollegin bekannt würde.
    Er sah zu viel!
    Mit einem schrillen Schrei schlug er die Hände vor die Augen. Als er sie zurückzog, war alles normal.
    »Keine Sorge«, sagte Dr. Cormand. »Ihr Gehirn muss sich erst daran gewöhnen, nun auch wieder überragende optische Eindrücke geliefert zu bekommen.«
    Auch ohne übersteigerte Sinneswahrnehmung konnte Milan die Unsicherheit in Cormands Stimme hören.
    ***
    März 2015
    »Wie konntest du ihm nur erzählen, dass die Methode funktionieren würde?«
    Diana Hoyt lief im Labor auf und ab wie ein gefangenes Tier. Letztlich war sie auch nichts anderes. Ihr Käfig war der Bunker. Ihr Wärter war Roger Milan.
    Die restlichen Ärzte standen um einen Tisch neben dem Tank mit der Nährlösung. Auf der weißen Platte lagen die Ergebnisse von Milans letzter Untersuchung.
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, rechtfertigte sich Xavier Cormand. »Du hast ihn gehört! Er war drauf und dran, uns rauszuschmeißen.«
    »Und deshalb hast du ihm ein hochexperimentelles, unausgereiftes Verfahren als sichere Sache verkauft? Großartig! Wir hätten es noch mindestens ein Jahr lang verfeinern, überarbeiten und testen müssen.«
    »Wir hatten kein Jahr mehr. Verstehst du das nicht?«
    Diana blieb stehen und beugte sich ebenfalls über den Tisch. »Doch, ich verstehe.« Sie deutete auf den Stapel Unterlagen. Röntgenbilder, Ergebnisse der Blutuntersuchung, Auswertung des EEGs, Ausdrucke der Augenhintergrundaufnahmen. »Ich weiß nur nicht, wie wir ihm das hier erklären sollen!«
    Bedrücktes Schweigen senkte sich über den Raum.
    »Ich werde es diesmal ganz gewiss nicht tun«, sagte Diana Hoyt eine gute Minute später.
    In den letzten Wochen hatte sich leider herausgestellt, dass Milans Kopfschmerzen nicht nachließen. Im Gegenteil, sie wurden Tag für Tag schlimmer. Selbst Schmerzmittel zeigten keine Wirkung mehr.
    Am besten kam man dem Millionär nicht unter die Augen, wenn man nicht Opfer seiner üblen Laune werden wollte. Etwas, das in der Enge des Bunkers nicht gerade leicht zu bewerkstelligen war. Und dann noch Sophie! Sie schien die Stimmungsschwankungen ihres Mannes zu spiegeln und vervielfältigt zurückzuwerfen. Und das, obwohl die Milan-Stimmungsskala ohnehin nur von mies bis ganz besonders fürchterlich mies reichte.
    »Wird die… Entwicklung irgendwann stoppen?«, fragte Frederic Wallot.
    Diana lachte auf. »Entwicklung? Nenn das Kind doch beim Namen, um Gottes willen. Wir haben keine Entwicklung , wir haben ein unkontrolliertes Zellwachstum! Die Vernetzung der Zapfen funktioniert um ein Vielfaches besser, als wir es uns vorstellen konnten. Sie funktioniert so gut, dass sie einfach nicht mehr stoppt!« Sie schnappte sich einige der Ausdrucke vom Tisch und schleuderte sie Wallot gegen die Brust.
    »Hier, sieh dir das an. Die Augen haben neues Gewebe gebildet, das sich sogar bis ins Hirn erstreckt. Geh doch hin zu Milan und erklär es ihm. Tut mir leid, aber Ihre Augen sind gerade dabei, Ihr Gehirn zu fressen. Aber vielleicht haben Sie ja Glück und die Entwicklung stoppt, bevor sie sich auch den Rest des Körpers schnappen .«
    Sie drehte sich um und setzte ihren ruhelosen Marsch durch das Labor fort.
    »Ich finde, wir sollten ihm gar nichts sagen«, meinte Dr. Sam van der Vlis.
    »Das sehe ich auch so«, ergänzte Wallot.
    Diana sah die beiden an, ohne in ihrem Schritt innezuhalten. »Und warum?«
    »Weil wir es ohnehin nicht mehr ändern können. Ich bin nicht bereit, mich seinem Zorn zu stellen, wenn er erfährt, dass etwas schiefgegangen ist. Außerdem haben wir aus seiner Sicht unsere Aufgabe erfüllt! Wir haben ihn operiert. Was denkt ihr, wie lange es dauert, bis er seine Bulldoggen auf uns hetzt und sie uns vor die Tür setzen? Wir müssen ihm seine Schmerzen als Nebenwirkungen der Therapie verkaufen, was ja nicht mal gelogen ist. Ihm muss klar werden, dass weitere laufende Behandlungen notwendig sind, bis die Folgen der Operation abklingen.«
    »Und was sollen wir machen, wenn er uns nicht mehr glaubt?«
    »So weit dürfen wir es nicht kommen lassen.«
    »Ach nein? Für wie dumm hältst du ihn eigentlich? Wie willst du das verhindern?«
    Van der Vlis sah unsicher in die Runde. Dann senkte er den Blick zu Boden. Der nächste Satz drang nur als Flüstern über seine Lippen.
    »Indem wir ihn bei einer der nächsten Behandlungen umbringen und es als

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