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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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menschliche Kultur zu verstehen.
    Sorgfältig überprüfte er seinen Schockstab, der speziell auf Landbewohner abgestimmt war und diese lähmte, wenn sie von der Ladung getroffen wurden. Die dunkelbraune Mönchskutte hing tief in sein Gesicht und verbarg die grüne Schuppenhaut.
    Bel'ar zupfte nervös an der Kutte. Ihre Bewegungen waren fahrig und in ihrer Stimme schwang Sorge mit. »Es ist gefährlich. Sie haben ihre Wachen verstärkt und sie sind gewalttätig. Versprich mir, dass du nichts riskierst.«
    »Versprochen.« Sie hatten hin und her überlegt, wie er am besten in das Dorf gelangte. Wenn er über den Fluss kam, wäre seine Kutte nass geworden, und auch das Geschenk, das er angeblich überreichen wollte, hätte speziell verpackt werden müssen. Mit einer Transportqualle anzulanden war zu auffällig. Deshalb hatten sie sich entschieden, das letzte Stück zu Fuß zu gehen und sich als Mönch in die Stadt einzuschleichen, der von den Rev'rends aus Waashton geschickt wurde. Er würde sich als sehr alter Mann ausgeben. Sein Gesicht war mit einer Stoffmaske verhüllt, falls ein Neugieriger einen Blick unter die Kapuze warf, und über seinen Augen saß eine breite Sonnenbrille. Die Flossenhände waren in lederne Handschuhe gepackt, die zwei Nummern zu groß waren und Platz für die Schwimmhäute ließen.
    Bel'ar schloss ihn in die Arme und drückte ihn herzlich an sich. Eine Weile standen sie eng umschlungen unter den Mauern Waashtons, dann brachen sie zu dem Tunnel auf, der sie ins Gewässer des Potomac führte. Eine mit Luft befüllte Transportqualle wartete auf sie und brachte sie bis eine Meile vor das Barbarendorf, aus dem die Gerüchte über die Fishmanta'kan stammten.
    Nachdem sie die Umgebung überprüft hatten, tauchte die Qualle auf und entließ Quart'ol im Schutz einer dichten Baumgruppe an Land. Der Wissenschaftler machte sich auf den Weg. Es war schon lange her, dass er an der Oberfläche gewesen war, und seine Atmung bereitete ihm während der ersten Schritte Schwierigkeiten, aber das legte sich rasch.
    Mit einer gewissen Wehmut dachte er an die Zeit im Körper von Matthew Drax zurück. Natürlich hatte er es nicht genossen, ein Gefangener in einer ihm fremden Hülle zu sein, aber ohne diese Erfahrung hätte er die Menschen seiner Zeit niemals kennen und verstehen gelernt. Seine Geistwanderung hatte ihm neue Perspektiven gezeigt und seinen Horizont erweitert.
    Es war später Nachmittag und trotz der vorangeschrittenen Jahreszeit noch immer sehr warm. Was relativ war: Für ein Wesen, das vier Grad als angenehm empfand, war das eher kühle Wetter schweißtreibend. Quart'ol fragte sich, wie lange es wohl schon nicht regelmäßig geregnet hatte, denn die wenigen Felder vor dem Dorf wirkten ausgedörrt. Ihm setzte die Trockenheit zu und er hoffte, sich nicht allzu lange an Land aufhalten zu müssen.
    Auf seinem Weg zum Dorf begegnete ihm niemand. Felder und Baumgruppen duckten sich unter der Sonne, als wollten sie der unnatürlichen Hitze entkommen. Fast war es, als hielte das Land den Atem an vor einer unsichtbaren Bedrohung, die er nicht greifen konnte.
    Erst am Dorfzugang traf er auf zwei Wachen, die auf eisernen Spießen lehnten und vor sich hin dösten. Von erhöhter Alarmbereitschaft war nichts zu spüren. Vielleicht hatten die Dörfler zusätzliche Wachen aufgestellt, die den Fluss überblickten? Quart'ol überlegte einen Augenblick, ob er zwischen den Männern hindurchschlüpfen sollte, doch auf einem hölzernen Wachturm standen zwei weitere Wächter, die auf ihn herabsahen und wesentlich wacher wirkten als ihre Kumpane. Eine der Wachen hatte eine Armbrust über der Schulter hängen. Er musste also den konventionellen Weg gehen, um niemanden misstrauisch zu machen.
    Quart'ol räusperte sich vernehmlich und die beiden Wachen schreckten aus dem Halbschlaf. Eine von ihnen hatte dunkelrote Haare, die ungepflegt bis zur Schulter fielen, die zweite war sehr hellhäutig und hatte überhaupt keine Haare, weder auf dem Kopf, noch dort, wo sich sonst Augenbrauen befanden. Sie hätte an einen Techno erinnert, wenn ihr Gesichtsausdruck nicht überdeutlich die niedrigere Intelligenz gezeigt hätte. Um ihren Hals lag eine Kette aus verrosteten Bierdosenösen.
    »Wudan sei mit euch«, grüßte Quart'ol freundlich und sah zu den Wachen auf, die beide gut zwanzig Zentimeter größer waren als er und in ihren leichten Lederrüstungen bedrohlich wirkten. »Mein Name ist Bruder Quarz. Mich schicken die Rev'rends aus

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