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286 - Der körperlose Herrscher

286 - Der körperlose Herrscher

Titel: 286 - Der körperlose Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Waashton mit Grüßen und einem Geschenk für das Kind, das die Entführung durch die Fishmanta'kan überstand.«
    »Wasislos?«, nuschelte Rothaar und präsentierte dabei ein übergroßes Pferdegebiss. Überhaupt erinnerte sein Gesicht an die hiesigen Horsays. Er spuckte beim Sprechen und Quart'ol war dankbar, nicht größer zu sein, denn der Speichelflocken verfehlte ihn nur knapp oberhalb der Kapuze.
    Die zweite Wache hob die Schultern. Beide schienen in dem kleinwüchsigen Mönch keine Bedrohung zu sehen, aber auch nicht recht zu wissen, was sie mit ihm anfangen sollten.
    »Keine Fremden«, beschied ihm der Glatzkopf verkniffen. »Sin schlechte Zeiten. Wir bleib'n liba unta uns.«
    Quart'ol hatte Mühe, ihn und seinen verschrobenen Dialekt zu verstehen, begriff aber, dass er nicht willkommen war. Langsam und umständlich packte er das Geschenk aus einem breiten Stoffbeutel, den er an einem Gürtel über der bodenlangen Kutte trug. Er zog das alte Buch hervor, das kaum mehr zusammenhielt. »Das ist die Schrift GOTTES. Die Rev'rends senden sie mit den besten Grüßen. Das Kind, das den Dämonenangriff überlebte, soll es erhalten, damit der Schutz des HERRN und der Segen der Gemeinschaft der Rev'rends mit ihm und dem ganzen Dorf ist. Ich hoffe doch sehr, ihr nehmt das Geschenk an. Mit GOTT sollte man es sich nicht verscherzen, denn in seinem Zorn kann er noch schlimmer sein als die Fishmanta'kan!«
    Die beiden Wachen sahen einander an. Pferdegesicht kratzte sich unschlüssig am Hintern.
    »Dann gib's halt her, wir geben's weita«, schlug er vor, nachdem sein Juckreiz gestillt war. Glatze pulte derweil in seinem linken Ohr, als läge darin die Antwort auf alle Fragen.
    Der Pferdegesichtige wollte nach der Bibel greifen, doch Quart'ol zog sie fort. Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Es bringt Unglück, wenn ich das Geschenk der Rev'rends nicht persönlich übergebe. Wisst ihr, der HERR kann sehr eigen sein, was seine heilige Schrift angeht.«
    Rothaar stieß Glatze an und der beendete seine Körperpflege. »Weiß auch nich, was wir da machen soll'n. Hol halt den Vorsteher. Is immerhin hoher Besuch aus Waashton.« Bei dem Wort hoher grinste er und machte sich ganz offensichtlich über Quart'ols geringe Körpergröße lustig. Trotzdem schien er genug Respekt vor den Rev'rends zu haben, um zu handeln. Er gab Quart'ol ein Zeichen zu warten und eilte davon.
    Der Hydrit fragte sich indessen, ob es nicht doch einfacher gewesen wäre, übers Wasser zu kommen und sich ins Dorf einzuschleichen. Doch wenn man ihn dabei ertappt hätte, wäre ihm mit Sicherheit die Kutte vom Leib gerissen worden - und die Folgen wären extrem unerfreulich gewesen.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich ein kleiner, untersetzter Herr mit weißen Haarstoppeln auftauchte, und Quart'ol geschäftig begrüßte. Erneut trug Quart'ol seine Geschichte vor und bemerkte zu seiner Freude, dass die Erwähnung der Rev'rends den Vorsteher des Dorfes nervös machte. Er sah den Hydriten - der gute zehn Zentimeter kleiner war als er selbst - misstrauisch an und beäugte das große Kreuz aus Holz, das über dessen Kutte auf der Brust baumelte.
    »Ein Bote der Rev'rends ist uns natürlich willkommen«, rang er sich ab. »Willste hier übernachten, Herr?«
    »Nicht, wenn es nicht sein muss. Ich möchte nur das Geschenk übergeben und ein paar Worte mit dem Kind wechseln, dann mache ich mich umgehend auf den Rückweg. Eine kleine Reisegruppe erwartet mich eine gute Wegstunde entfernt.«
    Diese Antwort schien dem Dorfvorsteher zu gefallen. Er lächelte strahlend und zeigte dabei schwarze Zahnstumpen. »Wie steht es denn in Waashton? Seit den Kämpfen haben wir nichts mehr gehört. Herrscht noch Ausgangssperre?«
    Quart'ol versteifte sich. Sein Inneres gefror vor Schreck. Wie sollte er reagieren? Wenn er das Falsche sagte, würde er sich verdächtig machen. Er atmete tief ein und sagte das, was ihm am naheliegendsten erschien.
    »Es gab viele Verluste.« Bei Kämpfen an der Oberfläche gab es die meistens. Er senkte den Kopf, um betroffen zu wirken. »Auch ich habe Menschen verloren, die mir am Herzen lagen.«
    »Das ist bedauerlich zu hörn.« Der Dorfvorsteher besaß überraschenderweise den Takt, einen Moment zu schweigen, und Quart'ol beeilte sich, das Gespräch in Bahnen zu lenken, die ihm weiterhalfen und von der Lage in Waashton ablenkten.
    »Hattet auch ihr schwere Verluste, als die Dämonen euch angriffen?«
    Das Gesicht des Mannes

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