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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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dass er sonst eine Chance gegen den Chefexekutor der Reenschas gehabt hätte: Alastar zog das Schwert aus Muurs Brust, drehte sich in einer fließenden Bewegung nach hinten und hieb Reelf die flache Seite der Klinge direkt zwischen die Augen. Die verdrehten sich, während der Hüne benommen auf die schäbigen Felle zurücksank.
    Mit einem Klebeband, das Alastar in einem der Beutel am Gürtel bei sich trug, fesselte er Reelf und brachte ihn mit dem Wasser aus der Waschschüssel, die über seinen Kopf ausleerte, wieder zur Besinnung.
    Reelf prustete und schnappte nach Luft. Sein Rausch schien schlagartig vergangen zu sein. Er starrte den Chefexekutor nur an, in seinen Augen die blanke Angst.
    »So, du willst also den Reenschas die Eier abschneiden«, sagte Alastar in einem fast beiläufigen Tonfall, als säße er mit seinem Gefangenen noch immer friedlich beim Uisge zusammen. »Das ist nun wirklich nicht schön, denn so was tut weh, weißt du, Reelf. Vielleicht sollte ich dir mal zeigen, wie weh das tut, damit du künftig nicht mehr auf so dumme Gedanken kommst, was meinst du?«
    »Nein, nicht, das kannst du nicht tun«, flüsterte der Hüne und zerrte verzweifelt an den Fesseln. »Ich geb dir alles, was ich hab. Ich hab viele Coiins versteckt, kannst du alle haben…«
     
    Kurz darauf ließ irres Geschrei aus den oberen Stockwerken die Gäste in der Schankstube, aber auch in den anderen Gästezimmern verstummen. Als das Schreien plötzlich abbrach, nahmen der Wirt und zwei seiner Gehilfen ihren ganzen Mut zusammen und schauten nach. Am ganzen Leib zitternd betraten sie das Zimmer, das sich in einen Schlachtraum verwandelt hatte.
    Überall war Blut. Es bildete bizarre Muster an den Wänden und an der Decke und auf dem Boden einen kleinen See. Reelf lag mit nacktem Unterleib auf dem Bett. Seine abgetrennten Geschlechtsteile steckten in seinem halb geöffneten Mund.
    Der Chefexekutor war durchs weit geöffnete Fenster verschwunden.
    ***
    Alastar war in diesem Moment bereits über den Dächern des nächtlichen Glesgo unterwegs. Geschmeidig und zielsicher bewegte er sich durch diese bizarre Welt aus Dachschrägen, Ebenen, Kaminaufbauten und Türmen. In der Zwischenzeit kannte er sich hier oben genauso gut aus wie in den Straßen der riesigen Stadt und deren Unterwelt.
    Als er gerade auf dem Sims eines ehemaligen Kirchendachs entlang balancierte, hielt er kurz inne, um seinen Blick über die Stadt schweifen zu lassen. Überall brannten Lichter, im bläulich schwarzen Himmel flatterten Legionen von Bateras. Alastar hoffte, dass sie ihn trotz des Blutgeruchs, der an ihm haftete, nicht angriffen.
    Doch er roch nicht nur nach Blut wie ein Schlächter, er sah auch so aus, über und über damit verschmiert, und das war der Grund, warum er den einsamen Weg über die Dächer wählte. Niemand durfte ihn so sehen. Und niemand durfte einen Exekutor bei der Arbeit beobachten. Die Reenschas wollten, dass das blutige Geschäft ohne Zeugen stattfand. Praktisch alles, was die Reenschas betraf, passierte im Verborgenen. Das trug entscheidend zu dem sagenumwobenen Ruf bei, den sie genossen. Nie sichtbar und doch allgegenwärtig. Wie Götter eben.
    Waren sie Götter? Alastar wusste es nicht, er hatte ebenfalls noch nie einen Reenscha zu Gesicht bekommen.
    Trotz ihres Mythos - oder gerade deswegen - gab es immer wieder Verrückte, die sich mit ihnen messen wollten. Verloren sie nur ein respektloses Wort über die Reenschas, wurden sie gnadenlos liquidiert, so wie Reelf und seine Kumpane.
    Alastar hätte die Exekution schon im Schankraum erledigen können - aber dann hätte er die Zeugen des Massakers ebenfalls töten müssen, und danach stand ihm heute nicht der Sinn. So hatte er sie mit einer kleinen Lüge in die Abgeschiedenheit eines Gästezimmers gelockt.
    Etwa eine halbe Stunde später erreichte Alastar Eibrex . Ganz in der Nähe des Zentrums der Macht gab es einen Häuserblock, der den Exekutoren vorbehalten war. Dem Chefexekutor stand dabei ein komplettes Haus zu. Alastar betrat es, nachdem er sich an einem Fingerabdruckscanner identifiziert hatte; die Tekknik der Reenschas faszinierte ihn immer wieder aufs Neue. Dann nahm er ein gründliches Bad und überlegte gerade, ob er sich noch einige Bordsteinschwalben zum persönlichen Amüsement kommen lassen sollte, als die rote Lampe an seinem Rufgerät aufleuchtete.
    Alastar unterdrückte einen Fluch. Das hieß, dass er sich umgehend in Eibrex zu melden hatte. Gab es Probleme? Der

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