2884 - Im Netz der Spinne
Flucht aus dem Krankenhaus nicht hierhergeschleppt. Aber es war natürlich auch möglich, dass sie ihren Freund Miguel Sanchez angerufen hatte, um sich anderswo mit ihm zu treffen. Dann hockte sie jetzt in irgendeinem Versteck und war für uns unauffindbar. Doch bevor ich diesen Gedankengang weiterführen konnte, deutete der Alte plötzlich auf einen sich nähernden grünen Subaru Impreza mit Schrägheck.
»Wenn man vom Teufel spricht! Da kommt ja Miguel Sanchez, jedenfalls ist das seine Karre.«
Ich konnte den Mann hinter dem Lenkrad nicht deutlich erkennen. Aber er bemerkte Phil und mich. Und er konnte nicht übersehen, dass Pancho mit ausgestrecktem Arm auf sein Fahrzeug deutete.
Daraufhin trat der Subaru-Fahrer das Gaspedal durch. Zuvor war er langsam gefahren, weil er offenbar eine Parklücke suchte. Doch nun beschleunigte er seinen Wagen. Ganz offensichtlich wollte er eine Begegnung mit Phil und mir vermeiden.
Zum Glück war die Seitenstraße, in der ich geparkt hatte, nur einen Steinwurf weit entfernt. Wir rannten zu meinem roten Boliden und warfen uns in die Sitze. Während ich die gewaltige 510-PS-Maschine startete, befestigte Phil das Rotlicht auf dem Wagendach. Ich raste hinter dem flüchtenden Subaru her. Phil informierte über Funk die Zentrale.
»Agents Cotton und Decker verfolgen einen Verdächtigen in einem grünen Subaru Impreza auf der East 99th Avenue Richtung Mount Sinai Hospital. Wir erbitten Unterstützung.«
Ich schaltete die Sirene ein. Miguel Sanchez beschleunigte und knüppelte seinen Wagen rücksichtslos vorwärts. Er schnitt einen blauen Ford, der auf die Parallelfahrbahn ausweichen musste und dabei mit einem Mitsubishi Van kollidierte. Der Lieferwagen geriet ins Schleudern und krachte mit dem Heck gegen einen Laternenpfahl. Ich konnte nur hoffen, dass es beim Blechschaden blieb. Für uns stand fest, dass wir Miguel Sanchez so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen mussten. Falls er wirklich zu den Kidnappern gehörte, dann bestand auch die Gefahr, dass er per Handy seine Komplizen warnte.
Aber momentan hatte der Flüchtende noch beide Hände am Lenkrad. Das konnte ich so deutlich sehen, weil ich den Abstand zwischen dem Subaru und meinem roten Boliden verringert hatte. Miguel Sanchez nützte seine rücksichtslose Fahrweise nichts. Er war einfach nicht so gut motorisiert wie ich mit meinem Jaguar-E-Hybriden, der über einen Dodge Viper V-10-Motor verfügte.
Plötzlich riss Miguel Sanchez das Lenkrad herum und bog in die Park Avenue ab. Das Heck des japanischen Autos brach aus, aber dann hatte er seinen Wagen wieder im Griff. Wir rasten durch Carnegie Hill. Ich setzte zum Überholen an, um den Verbrecher auszubremsen. Nun sah ich Sanchez zum ersten Mal aus der Nähe. Sein Gesicht war verzerrt, es zeigte eine Mischung aus Furcht und Hass. Dieser Mann war unberechenbar. Umso wichtiger war es, ihm endlich die stählerne Acht zu verpassen.
Noch gab Miguel Sanchez nicht auf. Er griff zur Handbremse, wollte offenbar mitten auf der Park Avenue wenden. Vermutlich hatte er diesen Trick einmal in einem Actionfilm gesehen. Doch das hier war nicht Hollywood, sondern Manhattan. Und Luisa Rodriguez’ Freund scheiterte kläglich mit seinem Versuch, uns zu entkommen.
Miguel Sanchez verlor nun endgültig die Gewalt über sein Fahrzeug. Der Subaru krachte mit der Beifahrerseite gegen eine Reihe parkender Autos. Ein infernalischer Lärm ertönte, weil mehrere Auto-Alarmanlagen gleichzeitig ansprangen. Außerdem ging die rechte Seitenscheibe des Subaru zu Bruch. Das japanische Auto kam zum Stehen. Ich bezweifelte, dass Sanchez seine Flucht fortsetzen konnte.
Ich stieg in die Eisen. Die Sirene hatte ich inzwischen wieder abgestellt, nur das Rotlicht auf dem Jaguar-Dach blinkte noch. Da ich beachtlich auf die Tube gedrückt hatte, war mein Bremsweg entsprechend lang. Im Rückspiegel konnte ich sehen, dass Sanchez’an der Tür rüttelte. Sie schien sich verzogen zu haben. Aber dann ging sie doch auf. Er sprang aus dem Subaru und rannte davon.
»Er geht stiften, Jerry!«
Das hatte ich natürlich auch bemerkt. Phil und ich verließen fast gleichzeitig meinen roten Boliden und nahmen zu Fuß die Verfolgung auf. Sirenengeheul ertönte. Aus Richtung Süden kam ein NYPD-Streifenwagen herangeprescht. Nun wurde es richtig eng für den Flüchtenden.
Phil und ich hatten unsere FBI-Marken an unseren Jacketts befestigt. Uns war nicht bekannt, ob Miguel Sanchez bewaffnet war. Aber wir mussten damit
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