2885 - Flammen tilgen alle Spuren
Wagner ließ mich mit ihm allein.
Er sah ihr nach. »Die Lady ist ja ganz nett anzusehen«, sagte er, »und ich würde mich privat liebend gern mal mit ihr verabreden, aber beruflich ist sie eine ziemliche Nervensäge.«
Ich schmunzelte. »Das sind die meisten Journalisten. Sie würden sich sonst nicht für diesen Beruf eignen.«
Er gab mir die Hand. »Haben uns lange nicht gesehen. Geht’s gut?«
»Geht so«, antwortete ich. »Und selbst?«
Er nickte. »Auch. Wenn ich nicht immer zu solchen Tatorten gerufen würde, würde es mir sogar prächtig gehen. Sie kriegen meinen Bericht morgen.« Einer seiner Leute rief ihn. »Entschuldigen Sie«, sagte er und eilte davon.
Ich winkte Phil zu mir und suchte mit ihm das Nachbarhaus auf. Die Dynarskis – beide um die vierzig – standen schwer unter Schock.
Die Frau hatte geweint. Ihre Augen waren stark gerötet. Aber auch der Mann hatte ziemlich arg mit sich zu kämpfen. Sarah Dynarski trug unter dem fliederfarbenen Morgenmantel ein dünnes Spitzennachthemd.
Wir wiesen uns aus und nannten unsere Namen. Der Mann sagte, sie hätten schon mit Captain Ellis und einer Reporterin gesprochen. Er wollte uns damit vermutlich klarmachen, dass er keine Lust hatte, alles noch einmal zu wiederholen.
Ich bat ihn trotzdem, es zu tun. Er seufzte genervt. »Na schön. Also … Sarah und ich … Wir lagen schon im Bett. Ich hatte einen schweren Tag, war müde und dämmerte langsam hinüber. Sarah hat noch ein wenig gelesen. Sarah braucht immer erst ›müde Augen‹, um einschlafen zu können.«
So genau wollen wir es eigentlich nicht wissen, dachte ich, ließ ihn aber weiterreden.
»Meine Frau hatte Durst, stand noch einmal auf, ging in die Küche, und als sie den Kühlschrank öffnen wollte, bemerkte sie Gestalten auf dem Nachbargrundstück. Sie rief mich. Aber ich konnte niemanden sehen.«
»Wieso nicht?«, fragte Phil.
Jeremy Dynarski zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Weil die Täter vermutlich schon im Haus der Tsengs waren.«
»Wie viele waren es?«, erkundigte sich mein Partner.
Dynarski sah seine Frau etwas unsicher an und sagte: »Fünf.«
»Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihren Nachbarn?«, wollte Phil wissen.
Jeremy Dynarski nickte. »Das beste.«
»Ich nehme an, Sie haben die Polizei gerufen«, sagte mein Kollege.
Dynarski nickte wieder. »Als es drüben anfing zu brennen, wollte ich hinüberlaufen.«
»Aber?«
»Sarah hielt mich zurück«, sagte Jeremy Dynarski. »Sie hatte Angst um mich. Irgendwann huschten diese Kerle plötzlich wie Gespenster durch die Dunkelheit. Es sah so aus, als würde jeder etwas tragen. Einer hat sich übergeben. Glaube ich.« Er richtete seinen Blick wieder auf seine Frau, strich liebevoll über ihre fahle Wange, legte den Arm um sie und drückte sie an sich.
»Wie sahen die Täter aus?«, erkundigte sich Phil.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Agent Decker«, antwortete Jeremy Dynarski. »Es war zu dunkel.«
»Sie würden sie nicht wiedererkennen?«
»Auf gar keinen Fall«, sagte Dynarski. »Als sie weg waren, bin ich dann doch hinübergelaufen, aber da stand das Haus schon in hellen Flammen.« Er presste die Kiefer zusammen. Seine Wangenmuskeln zuckten. »Ich habe Katara und Zuko gesehen. Sie saßen mitten im Feuer, waren gefesselt und – und – und …«
»Ja?«
»Und sie brannten«, stieß Dynarski mit belegter Stimme hervor. »Es war grauenvoll«, sagte er erschüttert.
Sarah Dynarski begann daraufhin wieder zu weinen.
***
Spongebob hatte seit kurzem eine heiße Freundin. Sie gefiel ihm unheimlich gut. Wenn er mit ihr zusammen war, schwebte er auf Wolke sieben. Er liebte Donna Moon über alles, hätte jedes Opfer für sie gebracht. Irgendwann würde sie ihm gehören. Ihm ganz allein. Nur ihm und sonst keinem.
Im Moment war das leider noch nicht so, aber wenn sie in seinen Armen lag und er sie wild und leidenschaftlich lieben durfte, verdrängte er alles, was ihm nicht gefiel. Kennengelernt hatte er sie auf die verrückteste Art, die es gab. Sie hatte ihn angesprochen. Auf dem Parkplatz. Vor dem Supermarkt. Es war ein warmer, sonniger Nachmittag gewesen.
»Hey.«
Er stand zwischen einem alten blauen Toyota und einem noch älteren goldenen Chevrolet und drehte sich um. Ganz langsam und betont lässig.
Wie es John Wayne getan hätte. Oder Mickey Rourke. Sie war jung und frisch und blinzelte im grellen Sonnenlicht. Sie trug knallenge Stretch-Jeans und ein sexy Tank-Top, sah verdammt scharf aus.
»Meinst
Weitere Kostenlose Bücher