2888 - New York gegen uns
Payne in dessen Büro im ersten Stock auf. Auch Aristide Chevalier und seinen zweiten Bodyguard, Geraldo Santos, hatten wir unter Kontrolle. Santos hatte sich die ganze Zeit in der Villa aufgehalten. Joe und Les hielten ein waches Auge auf ihn und seinen Boss.
Vorerst gab der Durchsuchungsbefehl den Kollegen die Möglichkeit dazu. Alles Weitere hing davon ab, wie sich unsere Beweissammlung entwickelte. Vorerst würde Rechtsanwalt Nichols mühelos die Oberhand behalten und seinem Mandanten jeglichen Auftritt vor Gericht ersparen.
»Mit anderen Worten«, sagte Phil, »Mistress Payne hat ihrem Ehemann gestern Abend im Shady Lane Hörner aufgesetzt.«
»Genau so«, erwiderte Williams erfreut wie ein Lehrer, dessen Schüler endlich begriffen hatten, dass zwei mal zwei vier ist.
»Und«, fuhr mein Freund fort, »sie hat Mister Chevalier gebeten, sie mitzunehmen.«
»Gebeten ist gar kein Ausdruck.« Williams grinste bis zu den Ohrläppchen. »Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihn in aller Öffentlichkeit vergewaltigt. Wahrscheinlich konnte er sie gerade noch überreden, es nicht auf der Tanzfläche zu tun, sondern mit ihm ins Auto zu steigen.«
Phil nickte geduldig. »Und das können die Zeugen in dem Lokal sicherlich alle bestätigen.«
»Na, logisch! Wer Augen hat, um zu sehen, hat alles mitgekriegt.«
»Und im Himmel ist Damenwahl«, mischte ich mich ein. »Glauben Sie Ihre Geschichte eigentlich selbst, Mister Williams?«
»Aber hallo! Wer denn, wenn nicht ich?« Prahlerisch herausfordernd sah er mich an. »Da können Sie machen, was Sie wollen, Agent Cotton. Selbst mit Waterboarding kriegen Sie nichts anderes aus mir raus als die Wahrheit.«
Phil und ich sahen uns erneut an. Mein Freund schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieser Mann war die personifizierte Zeitverschwendung. Die Tatsache, dass wir nicht so mit ihm umsprangen, wie Payne es vermutlich getan hätte, führte ihn wahrscheinlich zu falschen Schlüssen. Er hielt uns für eine Art von Verbündeten und glaubte, dass er von uns ebenso wenig zu befürchten hatte wie sein Boss. Dieses Denken würden wir ihm erst dann austreiben können, wenn sich die Lage für Aristide Chevalier verschlechterte – beispielweise dadurch, dass wir ihm den Mord an Yanela Valdés nachweisen konnten.
In einem solchen Fall versuchten die Ratten schleunigst, das sinkende Schiff zu verlassen. Vermutlich deshalb wurden Verräter Ratten genannt, weil sie sich von eben noch treuen Gefolgsleuten eines Schwerverbrechers in auskunftsfreudige gute Jungs verwandelten und ihrem ehemaligen Boss alles anhängten, was ihre Erinnerung hergeben wollte.
Ob gegen Jackson Payne Anklage wegen Freiheitsberaubung und vorsätzlicher Körperverletzung erhoben werden würde, hing vom Staatsanwalt und dem zuständigen Richter ab. Doch bevor diese Frage zur Debatte stand, mussten wir erst einmal die Entwicklung der Dinge im Mordfall Yanela Valdés und im Entführungsfall Annalee Payne abwarten.
»Wo wohnen Sie?«, fragte ich.
Williams sah mich überrascht an. »Was soll das denn jetzt heißen?«
»Sie können nach Hause gehen, wenn Sie einen festen Wohnsitz haben.«
»Im Ernst?« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ist das jetzt ein Trick? Machen Sie gemeinsame Sache mit diesem Wahnsinnigen? Damit der mich über den Haufen knallen kann?«
»Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie Zeugenschutz kriegen«, wies Phil ihn zurecht. »Als Kronzeuge taugen Sie nämlich nichts. Kronzeugen sind normalerweise Leute, die prozessentscheidende Aussagen zu machen haben.«
»Weiß ich«, antwortete Williams dumpf. »Mein fester Wohnsitz ist in der Chevalier-Villa. Ich habe da ein Apartment in einem Anbau, zusammen mit Geraldo Santos.«
»Das scheint heute der erste wahre Satz von Ihnen zu sein.«
»Eine halbe Wahrheit«, korrigierte ich. »Lieutenant Payne hat Sie bestimmt nicht aus der Villa abgeholt.«
»Ich habe eine Zweitwohnung«, murmelte Williams und senkte den Kopf.
»Das klingt ja schon wesentlich besser«, stellte ich fest. »Bis zur nächsten ehrlichen Antwort ist es nur noch ein kleiner Schritt.«
»Kommt auf die Frage an.«
»Es gibt nur eine. Wo ist Annalee Payne?«
Beinahe verzweifelt schüttelte er den Kopf und presste die Lippen zusammen. Dann schrie er fast: »Wie oft soll ich es noch sagen? Ich weiß es nicht, verdammt noch mal! Und das ist die reine Wahrheit.«
»All right«, erwiderte ich. »Sie halten sich bis auf Weiteres zu unserer Verfügung. Wir n ehmen Sie mit zu Ihrem
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