2899 - Zu viel Geld im Spiel
wobei er in den letzten Monaten deutlich nachgelassen hatte. Manche Zeitungen bezeichneten ihn schon als untergehenden Stern.«
»Ja, so ist das«, warf ich ein. »Erst heben sie einen in den Olymp und dann lassen sie einen in den Hades fallen. Für Headlines in Zeitungen gibt es scheinbar kein Mittelmaß. Aber wie auch immer – befand sich Mulligan wirklich schon am Ende seiner Karriere?«
»Könnte gut sein«, meinte Phil. »Ein paar der Coaches gaben zwar eher gegenteilige Statements ab, aber die sind ja Teil der Mannschaft und daher voreingenommen. Mulligan war schon vierunddreißig – das ist in dem Job recht alt.«
»Die Coaches«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir uns die zuerst vornehmen. Ich denke, dass die sehr gut wissen, was mit ihren Spielern los ist.«
»Denke ich auch«, stimmte Phil mir zu. »Der Head-Coach ist Walt Snowman, eine lebende Legende. Ist schon fast sechzig und hat in seinem Leben eine Menge Siegerteams hervorgebracht. Da er schon sechs Jahre bei den New York Jets unter Vertrag steht, kann er uns bestimmt einiges erzählen. Am besten fangen wir mit ihm an und arbeiten uns dann von ihm aus weiter vor – je nachdem, wohin uns die Ermittlung führt.«
»Kannst du uns anmelden?«, fragte ich.
»Werd es versuchen«, erwiderte Phil.
Er musste eine Zeit lang herumtelefonieren, um die Nummer von Snowman herauszubekommen. Dann rief er den Mann direkt an, legte sein Handy aber kurz darauf zur Seite.
»Ist ausgeschaltet«, sagte er.
»Vielleicht ist er keiner der modernen Typen, die ihr Telefon immer mit sich tragen und sich ohne ganz nackt fühlen«, sagte ich.
»Kann ich mir bei seinem Alter gut vorstellen«, sagte Phil. »Mal sehen, ob ich auf anderem Wege herausfinden kann, wo er steckt.
Phil telefonierte noch eine Weile und erhielt schließlich die Information, dass Coach Snowman beim Training der Mannschaft war und dabei grundsätzlich nicht gestört werden wollte.
»Alte Schule eben«, meinte Phil. »Er konzentriert sich voll auf das, was er tut, ohne sich dabei ablenken oder beirren zu lassen.«
»Ja«, sagte ich. »Leider wird ihm heute dabei der Tod von Mulligan einen Strich durch die Rechnung machen.«
***
Als wir das MetLife Stadium erreichten, parkte ich den Jaguar in direkter Nähe. Das Stadion selbst war ein beeindruckendes Gebäude aus Stahlbeton und Glas. Man konnte sehen, dass es erst vor kurzem errichtet worden war.
»Neben den New York Jets spielen und trainieren hier auch die New York Giants «, meinte Phil. »Vielleicht gibt es zwischen den beiden Teams Differenzen, die zu Gewalt geführt haben.«
»Das kann uns der Trainer sicherlich sagen«, erwiderte ich.
Wir gingen zu einem der vielen Eingänge des Stadions und zeigten unsere Dienstausweise vor.
Der Pförtner – ein älterer Mann mit faltigem Gesicht, musterte sie genau. »FBI New York, und was wollen Sie hier in Jersey?«
»Einen Mord aufklären«, antwortete Phil kurz. »Können Sie uns sagen, wo wir Coach Snowman finden?«
Der Pförtner zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich bin ja kein Auskunftsbüro. Aber fragen Sie mal meinen Kollegen da drüben, der weiß das vielleicht.«
Er deutete auf einen stämmigen schwarzen Mann vom Sicherheitsdienst, der bereits auf uns aufmerksam geworden war.
»Danke für die Auskunft«, sagte Phil.
Dann gingen wir zu dem Sicherheitsmann hinüber.
»Wir sind die Agents Cotton und Decker vom FBI«, stellte Phil uns vor. »Können Sie uns sagen, wo wir Coach Snowman finden?«
Der Mann nickte. »Ja, kann ich schon. Aber ich sollte Sie vielleicht besser darauf hinweisen, dass gerade Trainingszeit der Jets ist und der Coach währenddessen ungern gestört wird.«
Er machte einen besorgten Eindruck. Offenbar wurde Coach Snowman nicht nur respektiert, sondern auch gefürchtet.
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, beruhigte Phil ihn. »Wir sagen ihm auch nicht, dass wir von Ihnen wissen, wo er sich aufhält.«
Der Sicherheitsmann atmete auf und zeigte in Richtung des Gangs zu seiner Linken. »Gehen Sie da entlang und den zweiten Gang links. Sie gelangen dann auf das Spielfeld. Dort irgendwo sollte der Coach um diese Zeit sein.«
»Danke«, sagte Phil.
Wir gingen los, begegneten unterwegs noch einigen Personen, die uns neugierig musterten, aber nicht ansprachen.
Erst als wir den Bereich des Spielfelds erreicht hatten, kam ein riesiger schwarzer Kerl auf uns zu. Er war gut zwei Meter groß und wog sicherlich zweieinhalb Zentner – wobei einen
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