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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lüge anstatt Wahrheit, Strafe statt Verzeihung, Falschheit anstatt Aufrichtigkeit und Krieg anstatt des Friedens?“
    „Die das tun, haben gar keinen Glauben; sie nennen sich zwar Christen, sind aber keine!“
    „Das hat dir dieser Kara Ben Nemsi gesagt, dessen Zunge die Wohnung des Betruges ist!“
    „Ich glaube ihm, denn er spricht niemals anders, als er denkt!“
    „Allah w' Allah! Der Moslem vertraut dem Christenhund! Bist du denn wirklich wahnsinnig genug, zu denken, daß dieser räudige Schakal uns hindern könne, euch den Bären vorzuwerfen?“
    „Es ist nicht Wahnsinn, daß ich es für möglich halte. Dieser Emir aus Germanistan ist ein Sohn des Glückes und ein Liebling der guten Dschin, welche im Himmel wohnen und Gottes Thron umringen. Er hat viel Schwereres vollbracht, als unsere Befreiung sein würde!“
    „Er ist eine feige Hyäne, die den Mut nicht hat, uns zu folgen, oder ein blinder Hund, der keine Fährte sieht. Wenn er sich an uns wagte, müßte er längst hier sein! Ich habe ja sein Antlitz schamrot gemacht, indem ich ihm sagen ließ, daß ich es bin, der seinen Hengst entführte.“
    „Er kann noch kommen!“
    „So fällt er meinen Wachen in die Hände, die unten beim Aufgang des Tales auf ihn lauern, und wird den gleichen Tod mit euch erleiden! Ihn, der ein Christ ist, wird dann der Geist des christlichen Priesters, der als Bär erscheint, auch verschlingen. Du siehst, daß ihr auf alle Fälle verloren seid!“
    „Allah gibt das Leben, und Allah gibt den Tod; es ist alles im Buch verzeichnet; aber ich darf noch nicht sterben, denn ich habe die Aufgabe noch nicht erfüllt, die ich zu vollenden habe; ich weiß also, daß wir errettet werden!“
    „Hund, willst du mich etwa verhöhnen! Such' deine Befreiung beim Halbmond, oder such' sie beim Kreuz der Christen, du wirst vergeblich nach ihr lechzen und schreien!“
    „Ist der Mond der Moslemim nicht barmherzig, so werden wir Erhörung bei dem Kreuz finden!“
    „Das haben die Schiiten dort von der Musallah herabgestürzt und mit Feuer verbrannt, es ist vernichtet und kann dir zu nichts helfen!“
    „Aber die Bedeutung, die es hatte, die ist noch vorhanden!“

Da donnerte ihn der Scheik, erbost über die Gegenreden, grimmig an: „Der Wahnwitz deines Widerstandes ist und bleibt grenzenlos! Ich sage dir, und das merke dir: da drüben steht die Musallah el Amwat; ich sage, daß der Bär des Priesters euch dort fressen werde, und du meinst, daß das Kreuz euch dort erretten könne; jeder Mensch, der Hirn im Kopf hat, wird dich darob verlachen, dennoch will ich ernst bleiben und so tun, als ob ich das, was du gesagt hast, für möglich halte. Wenn der Bär des toten Priesters da drüben im Eingang der Musallah steht und das Kreuz der Christen in den Tatzen hält, dann will ich glauben, daß es diesem Kara Ben Nemsi, dem Christenhund, gelingen kann, euch aus unsern Händen zu erretten, eher aber nicht! Hast du das gehört? Bist du so verrückt, auch dies für möglich zu halten?“
    „Wenn Gott es will, so ist es nicht nur möglich, sondern es wird und muß geschehen!“
    Da sprang der Scheik auf, stampfte mit beiden Füßen die Erde, fuchtelte in unzähmbarem Zorn mit den Armen in der Luft herum und schrie den Kelhur zu, welche, von dem überlauten Gezanke herangelockt, am Eingang des Bodenrisses standen: „Hört ihr es, hört! Dieser verrückte Sohn eines Hundes und einer Hündin vom Stamm der Bebbeh behauptet, daß der Geist des Priesters drüben unter dem Tor der Musallah stehen werde, mit dem Kreuz der Christen in den Tatzen, zum Zeichen, daß er und sein Vater uns mit Hilfe von Kara Ben Nemsi, den die Hölle geboren hat und auch wieder verschlingen muß, entkommen werden! Ihr habt es gehört. Nun laßt das Lachen des Spottes erschallen und das Gelächter der Verachtung ertönen, damit er und der Erzeuger seines armseligen Lebens von den Stimmen der Verhöhnung niedergeschmettert werden!“
    Er ließ, um selbst das Beispiel zu geben, ein brüllendes Lachen hören, und seine gehorsamen Kurden fielen in dasselbe ein. Der Wald und die Bergwände gaben das unbeschreibliche Johlen verzehnfacht zurück, daß es mir war, als müsse der weiße Riesenbär des Priesters aufgeweckt werden und drüben erscheinen, um die so verhöhnte Behauptung wahr zu machen. Mein Blick flog auch wirklich unwillkürlich hinüber; aber das Gedorn bewegte sich nicht, und das Tor der Musallah blickte so leer als wie zuvor zu uns herüber. Dafür aber tauchte in

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