Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sondern von deinen Torheiten gesprochen!“
    „Torheiten! Wie darf ein Sohn es wagen, dieses Wort gegen seinen Erzeuger auszusprechen!“
    „Er darf, wenn es die Wahrheit enthält! War es nicht mehr, viel mehr als Torheit, daß du trotz der Blutrache, die zwischen euch schwebte, zu den Kelhur gingst, um ihnen ein Pferd anzubieten, welches weder dir gehörte, noch sich in deinen Händen befand? Mußtest du es nicht voraussehen, daß sie dich festhalten und dann das Pferd stehlen würden? Durch dich, nur durch dich allein sind sie auf den Gedanken gekommen, nach Khoi zu reiten, und auf dir allein liegt die Schuld, daß ich ihnen dabei in die Hände gefallen bin!“
    Sein Vater beantwortete diesen berechtigten Vorwurf durch ein tiefes, schmerzvolles Stöhnen, versuchte dann aber doch, ihn durch eine Gegenklage zu entkräften:
    „Du sprichst von meinen Torheiten, nicht aber von den deinigen! Den größten Fehler, der gemacht worden ist, hast du begangen!“
    „Wodurch?“
    „Dadurch, daß du auf den Gedanken kamst, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar zu erstechen. Obgleich ich wünsche, daß Allah sie verfluchen möge, muß ich doch zugeben, daß sie Männer sind, die ihr Gegner zehnmal mehr zu fürchten hat, als jeden andern Feind. Der Hengst des Effendi hat einen unschätzbaren Wert, und darum bin ich bereit, die heiligsten Eide darauf abzulegen, daß er den Kelhur folgt, um das Pferd wiederzubekommen. Wenn ich an die Taten denke, die man sich von ihm erzählt, möchte ich darauf schwören, daß er hier in der Nähe ist und alles gesehen hat, was die Kelhur getan haben.“
    „Diese Überzeugung habe ich auch“, stimmte Ssali bei. „Vielleicht weiß er sogar schon, daß wir hier in der Musallah angebunden worden sind, um von den Bären gefressen zu werden. Darauf beruht die einzige Hoffnung, die uns übrigbleibt!“
    „Du hoffst vergebens! Seit die Kelhur uns vorhin verlassen haben, denke ich an keine Rettung mehr. Erst dachte ich, daß sie uns mit den Bären nur erschrecken wollten; jetzt aber erkenne ich, daß es ihnen Ernst gewesen ist. Nun es dunkel geworden ist, getrauen sie sich nicht herüber zu kommen, um uns loszubinden. Wir sind also unrettbar dem Tod verfallen, den sie über uns ausgesprochen haben.“
    „Noch nicht! Meine Hoffnung wird erst in dem Augenblick schwinden, an welchem ich die Krallen der Bestien in meinem Herzen fühle. Kara Ben Nemsi kommt; er ist vielleicht schon da; er duldet nie, daß ein Mensch, und sei dieser sein ärgster Feind, gemartert werde. Wenn er hier ist und wenn er weiß, was uns bevorsteht, wird er nach der Musallah kommen und uns retten!“
    „Nein; das wird er nicht tun!“
    „Warum nicht?“
    „Deinetwegen! Hättest du ihn nicht erstechen wollen, so wollte ich es glauben. Nun aber wird er sich eines Feindes wegen, der ihn ermorden wollte, nicht in die Gefahr begeben, selbst von den Bären zerrissen zu werden.“
    „Die Bären fürchtet er nicht; das wissen wir. Und wenn er dir den Raub des Pferdes verzeiht, wird er auch nicht nach dem Messer fragen, welches ich gegen ihn gezückt habe. ‚Ein Christ kennt die Rache nicht, denn Gott ist der Vergelter‘, sagte er zu mir, indem er mir die Waffe wiedergab. Wenn er hier ist und erfahren hat, in welcher Not wir uns befinden, wird er den Geboten seines Glaubens gehorchen und uns retten!“
    „Allah w' Allah! Welch ein Wunder, mein Sohn, daß aus deinem Mund solche Worte kommen! Du, ein stolzer Lehrer und Prediger des heiligen Islam, der du für die Christen niemals etwas anderes als nur Flüche hattest, setzt jetzt deine einzige und letzte Hoffnung auf so einen verfluchten Anhänger der Lehre des Kreuzes!“
    „Fluche ihm nicht, wenigstens diesem nicht! Er führt die Lehren seines Glaubens nicht nur auf der Zunge; sie wohnen auch in seinem Herzen; sie hängen am Griff seines Messers und sie sprechen aus den Läufen seiner Gewehre. Wenn Allah ihn hierher geleitet hat, so schwöre ich bei Mohammed und bei – – –“
    „Schweig!“ fiel ihm sein Vater in die Rede. „Hast du vergessen, was Schir Samurek uns so höhnisch riet? Wer Hilfe durch einen Christen erwartet, darf seine Rufe nicht an Mohammed richten. Soll uns Hilfe durch Kara Ben Nemsi werden, so führt ihn Isa Ben Marryam herbei; also an diesen letzteren wende dich!“
    Mir war es zweifelhaft, ob Aqil dies ernstlich oder ironisch meinte; sein Sohn schien Spott für ausgeschlossen zu halten, denn er antwortete:
    „Noch sind die Bären nicht da; sie

Weitere Kostenlose Bücher