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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verwendet, um Ambakhölzer zu Flößen zu verbinden. Es war ganz frisch, noch nicht verdorrt, nicht einmal verwelkt. Es sind also Menschen in der Nähe, welche im Wald nach Gras suchen, um sich ein Floß zu machen.“
    „Maschallah! Warum aber haben sie es liegen lassen?“
    „Der Bequemlichkeit wegen. Hat einer eine Handvoll, so legt er sie einstweilen weg, um später alles zusammenzuholen.“
    „Ob man uns gesehen hat?“
    „Das weiß ich nicht, möchte aber annehmen, daß wir unbemerkt geblieben sind. Warten wir eine kurze Zeit, ob man uns nachkommen wird! Wenn dies nicht geschieht, so schleichen wir uns nach der Furt, nach welcher sie jedenfalls gehen werden.“
    Nachdem zehn Minuten vergangen waren, ohne daß wir jemand bemerkten, schlichen wir uns sehr vorsichtig am Ufer hin, bis wir uns an der eingangs erwähnten Stelle unter Sunut-, Subakh- und Thalha-Bäumen befanden, deren herabhängende Fiederblätter, wie bereits gesagt, einen Vorhang bildeten, hinter welchem hervor wir die Machadah und auch die aufgestapelten Ambakhölzer überschauen konnten. Es war niemand dort zu sehen; darum schoben wir uns noch so weit vorwärts, wie es mit der gebotenen Vorsicht zu vereinbaren war, und legten uns dann nieder, um das weitere abzuwarten.
    Die feuchte Glut, welche hier herrschte, trieb uns den Schweiß aus allen Poren, und die lästigen Insekten machten uns sehr zu schaffen; wir durften uns aber nicht rühren, weil die geringste Bewegung uns verraten konnte. Endlich, endlich erschienen bei dem Ambakhaufen, von welchem wir vielleicht vierzig Schritte entfernt lagen, zwei Männer, welche die dicken, langen Grasbündel, die sie in den Armen hatten, nach dem Wasser trugen und dort niederlegten. Dann machten sie sich unverweilt daran, auch so viele Hölzer, wie sie zu einem Floß brauchten, hinzuschaffen; hierauf machten sie sich an die Zusammensetzung derselben. Es waren keine Dinka- und auch keine Schillukleute, sondern ihren Gesichtszügen und auch ihrer Kleidung nach mußten sie zu einem der Araberstämme des weißen Nils gehören.
    „Sie bauen sich ein Floß; sie wollen hinüber“, flüsterte mir Ben Nil zu. „Ob wohl auch noch andere bei ihnen sind?“
    „Schwerlich“, antwortete ich ebenso leise.
    „Hälst du sie für Sklavenjäger?“
    „Das läßt sich jetzt noch nicht sagen. Reich sind sie jedenfalls nicht. Wenn sie sich mit dem Sklavenhandel befassen, sind sie jedenfalls nur Untergebene eines Händlers.“
    „Wollen wir mit ihnen sprechen?“
    „Jetzt noch nicht. Warten wir ab, ob wir sie reden hören werden!“
    „Zu welchem Stamm denkst du, daß sie gehören?“
    „Der Hautfarbe nach sind sie weder Kababisch noch Bagara; sie scheinen Mitglieder eines östlichen Stammes zu sein, zu dem sie sich jetzt begeben wollen.“
    Die beiden Fremden arbeiteten, ohne miteinander zu sprechen, bis das Floß beinahe fertig war. Da richtete der eine von ihnen sein Auge nach dem Himmel, sah an dem Stand der Sonne, welche Tageszeit es war, warf das Holz, welches er in den Händen hatte, weg und sagte laut, daß wir es deutlich hörten:
    „Halt ein mit der Arbeit, denn die Zeit des Gebets ist gekommen! Erst kommt Allah, dann der Prophet und erst nachher der Mensch mit seinem Tun. Willst du der Vorbeter sein?“
    „Nein“, antwortete der andere. „Sprich du das Sallah; ich spreche es dir leise nach!“
    „So laß uns das Gebet gegen die Ungläubigen sagen, denn es ist die Zeit des Asr, wo es dem Strenggläubigen vorgeschrieben ist!“
    Er wendete sein Angesicht in der Richtung nach Mekka, faltete die Hände und betete, ohne niederzuknien:
    „Ich suche Zuflucht bei Allah vor Satan, dem Verfluchten. Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, des Erbarmers! O Allah! Unterstütze den Islam und erhöhe das Wort der Wahrheit und den Glauben! O Herr aller Geschöpfe, o Allah! Vernichte die Ungläubigen und die Götzendiener, deine Feinde, die Feinde der Religion! O Allah, mache ihre Kinder zu Waisen; verdirb ihre Wohnungen; laß ihre Füße straucheln und gib sie und ihre Familien und ihr Gesinde und ihre Weiber und Kinder, ihre Verwandten, ihre Brüder und Freunde, ihren Besitz und ihren Stamm, ihren Reichtum und ihre Länder den Moslemim zur Beute! O Allah, du bist der Herr aller Geschöpfe!“
    Er hatte sich einen strenggläubigen Moslem genannt. Als solcher mußte er dem Gebet das Wudu, die vorgeschriebene Waschung, vorangehen lassen. Er trat also an den Rand des Flusses, streifte die Ärmel bis über die Ellbogen

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