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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mohammed Achmed genannt. Ich hatte ihm das Leben gerettet und er uns dafür an Ibn Asl verraten wollen; zur Vergeltung dafür war ihm vom Raïs Effendina die Bastonade geworden. War es möglich, daß dieser Mann der ‚Heilige von Aba‘ sein konnte?
    Ich hatte weder Zeit noch Lust, mich mit dieser mir so unwichtigen Frage weiter zu beschäftigen; die Gegenwart nahm meine Gedanken in Anspruch, denn die beiden Araber setzen ihre Unterhaltung fort und waren dabei so unvorsichtig, über Dinge zu sprechen, die ihrer Verschwiegenheit anvertraut worden waren. Ich erfuhr da, daß sie von einem Händler in Takoba nach dem Chor Omm Karn abgeschickt worden waren, wo ein zweiter Händler lagerte und auf ihre Botschaft wartete. Der erstere wollte eine Anzahl von sechzig Sklaven nach der Furt liefern, an welcher wir uns befanden, und der andere sollte sie von heut in drei Tagen gegen sofortige Bezahlung von dort abholen, wahrscheinlich um sie, wie ich für mich hinzufügte, auf der Tana-Karkoger Karawanenstraße weiterzuschaffen. Ben Nil, welcher dies alles natürlich auch hörte, stieß mich an und sagte leise:
    „Wollen wir, Effendi?“
    „Was?“
    „Diese Leute gefangennehmen.“
    „Nein.“
    „Aber wir müssen die armen Sklaven doch befreien!“
    „Allerdings!“
    „Dazu gehört, daß wir diese Boten nicht fortlassen!“
    „Dazu gehört grad, daß wir sie fortlassen!“
    „Das begreife ich nicht, Effendi!“
    „Es genügt vollständig, daß ich es begreife. Paß auf; jetzt sind sie fertig!“
    Die zwei Boten waren mit der Herstellung des Floßes zustande gekommen; sie machten sich noch Ruder, indem sie an zwei langen Ästen dicke Zweigbüschel banden, schoben das Floß in das Wasser, setzten sich darauf, stießen vom Ufer und ruderten sich nach der nächsten Insel hinüber. Nachdem sie das Floß quer über diese getragen hatten, setzten sie über den zweiten, seichten Arm des Flusses. So sahen wir sie sich entfernen, bald rudernd und bald laufend, bis sie jenseits des Nils verschwanden.
    „Da sind sie fort, Effendi! Und wir hätten sie doch so schön und leicht erwischen können!“ klagte Ben Nil.
    „Hab nur keine Sorge; wir bekommen sie schon noch!“ tröstete ich ihn.
    „Bei ihrer Rückkehr?“
    „Ja.“
    „Hm! Sei mir nicht bös, wenn ich etwas sage, was gegen die Achtung verstößt, welche ich dir schuldig bin. Sie werden nicht allein zurückkommen, sondern mit den Leuten, welche die Sklaven hier abholen sollen; dann sind aber auch schon die Männer des Sklavenhändlers in Takoba hier. Zum Transport von sechzig Sklaven gehören wohl fünfzehn Mann; wir haben es also dann mit dreißig Personen zu tun; diese zwei aber konnten wir ganz mühelos ergreifen. Wir werden uns vom Raïs Effendina Hilfe holen müssen.“
    „Nein.“
    „Wie? Wir sind nur sechs Mann. Denkst du, daß wir mit dreißig fertig werden?“
    „Ja.“
    „Allah! Da machst du schon wieder dein pfiffiges Gesicht! Bin ich etwa sehr dumm gewesen?“
    „Nur vorsichtig bist du gewesen, dumm aber nicht. Du rechnest fünfzehn Mann auf jeder Seite. Glaubst du, daß wir sechs mit so viel fertig werden?“
    „Wenn du dabei bist, ja.“
    „Fünfzehn an diesem und fünfzehn an jenem Ufer. Wir fangen erst die eine und dann die andere Truppe ab. Und selbst wenn wir ihre Vereinigung nicht hindern könnten, wird sich eine Art und Weise finden lassen, ihrer Herr zu werden. Ich würde den Raïs Effendina nur höchst ungern um mehr Asaker bitten. Die Prämie können wir uns allein verdienen.“
    „Da hast du recht, sehr recht, Effendi! Aber das könnten wir noch leichter, wenn wir die Boten nicht fortgelassen hätten. Wir brauchten nur dem Transport aus Takoba hier aufzulauern und hätten dann nicht auch noch mit den Leuten aus dem Chor Omm Karn zu kämpfen!“
    „Ich denke nicht, daß es zu einem Kampf kommen wird. Grad diese Leute aus Omm Karn sollen kommen, ihres Geldes wegen.“
    „Ihres Geldes? Wie meinst du das?“
    „Sie haben die Sklaven hier an der Furt zu empfangen und zu bezahlen, was mit Geld oder Waren geschehen muß. Der einen Truppe nehmen wir die Sklaven ab und der anderen das Geld; auf diese Weise werden beide bestraft, euer Lohn vervielfältigt sich und der Raïs Effendina wird gezwungen, einzusehen, daß es für ihn nicht vorteilhaft ist, uns wegzuschicken, wohin es ihm beliebt.“
    Da schlug er froh die Hände zusammen und rief aus:
    „Effendi, das ist ein Gedanke, wie er schöner, besser und für uns vorteilhafter gar nicht

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