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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dich zu gewinnen?“
    „Ja.“
    „Sie werden sich nicht verleiten lassen!“
    „Versuche doch nicht, mich zu täuschen. Du bist ebenso fest wie ich überzeugt, daß ich gar nicht viele Worte zu machen brauche, um meine Absicht zu erreichen. Wärst du aufrichtig und klug, so wüßtest du, was du mir zu sagen hast.“
    „Was sollte das wohl sein?“
    Meine Gutmütigkeit veranlaßte mich, ihm den schweren Schritt zu erleichtern, indem ich antwortete:
    „Übergib mir das Kommando nach Khartum, das vollständige Kommando, so daß mir kein Mensch etwas dreinzureden hat!“
    „Und was gibst du mir dafür?“
    „Die Freiheit, dir und diesen drei Offizieren, welche mir von jetzt an bis Khartum zu gehorchen, auf dich aber nicht zu achten zu zu hören haben.“
    „Allah akbar! Du willst mir schenken, was mir gehört!“
    „Sieh dich an, so wirst du nicht behaupten, daß du im Besitz der Freiheit bist!“
    „Hältst du es denn wirklich für möglich, daß ich, der berühmte Raïs Effendina, meine ganze Macht einem andern übergebe?“
    „Es ist nicht nur möglich, sondern geradezu unvermeidlich, vollständig unabwendbar, denn ich werde mir das Kommando auf jeden Fall nehmen, und wenn ich dir erlaube, es mir anzutragen, so ist das ein Akt meiner Güte, für den du mir zu danken hast!“
    Sein Gesicht wollte einen zornigen Ausdruck annehmen; er beherrschte sich aber und seufzte:
    „Du hast Schach mit mir gespielt und mich dabei matt gemacht!“
    „Vergiß nicht, daß du mir Schach geboten hast und trotzdem und aus eigener Schuld matt geworden bist! Mir wurde das Spiel aufgedrängt; nun setze ich es fort bis zum letzten Zug. Nach allem, was ich für dich tat, wolltest du mich vom Schiff entfernen; jetzt will ich Herr des Schiffes sein. Von dieser Forderung weiche ich nicht ab.“
    „Das ist Rache, und doch hast du stets behauptet, daß ein wahrer Christ sich niemals rächen werde!“
    „Du irrst dich; es ist etwas ganz anderes als Rache. Du hast mich mit Mißachtung und Geringschätzung behandelt, mich, der ich in hundert Gefahren, die ich für dich bestand, mir deine vollste Hochachtung erworben hatte; darum gebietet mir nun die Ehre, dich zu zwingen, mir das zu geben, was du mir verweigert hast. Ich habe gesiegt, und wenn meine Nachsicht dir jetzt Gelegenheit bietet, den Schein zu retten, so sei ja so klug, sie zu ergreifen, denn wenn du dich nicht schnell entscheidest, so nehme ich später keine Bitte mehr an, sondern schleppe euch jetzt als Gefangene an Bord und gebe euch erst in Khartum wieder frei. Und wolltest du mich dort wieder anklagen, so würde ich es verstehen, mich nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich, so daß alle Welt es lesen kann, so zu rechtfertigen, daß dein ganzer Ruhm, von dem du immer und auch jetzt noch redest, zum Scheïtan in die Dschehennah fährt!“
    Da sank ihm das Kinn ganz auf die Brust herab; er schwieg eine Weile; dann zuckte es wie ein rettender Gedanke über sein Gesicht, und er sagte:
    „Gut, du sollst das Kommando bis nach Khartum haben. Nun gib uns aber augenblicklich frei!“
    „Hm! Hast du etwa eine Hintertür gefunden, durch welche du mir entschlüpfen willst? Ich pflege nicht mit Netzen, welche zerrissene Maschen haben, auf den Fang zu gehen. Ich kenne die Tür, an welche du jetzt dachtest, und werde dir zeigen, wie fest ich sie verschließen kann.“
    Sein Eingehen auf meine Forderung war natürlich nur ein erzwungenes; innerlich suchte er nach einem Mittel, mich schnell wieder loszuwerden, und da war ihm jedes recht, auch das verwerflichste, wenn es nur zum Ziel führte. Er war selbst jetzt noch überzeugt, daß er klüger sei als ich, und hielt sich trotz seiner gegenwärtigen Lage für pfiffig genug, es mit mir aufzunehmen. Dieser Gedanke ließ, wenn auch nur für einen Augenblick, den Ausdruck des Hohnes über seine Züge gleiten, und es war von ihm eine sehr unvorsichtige Hast, mit welcher er fragte: „Eine Tür? Ich kenne keine und bin sogar bereit, dir die Abtretung des Oberbefehls schriftlich zu geben!“
    Diese Schrift bot mir gar keine Sicherheit; er konnte sie mir stehlen oder mit Gewalt entreißen lassen; dennoch ging ich darauf ein, indem ich mit scheinbar zufriedener Miene beistimmte:
    „Ja, tue das! Das war es, was ich wünsche. Du trägst deine Brieftasche stets bei dir. Hast du Papier?“
    „Ja, und auch einen Bleistift.“
    „So werde ich dir diktieren, und der Leutnant und die Steuermänner sollen Zeugen deiner Unterschrift sein.“
    Ich

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