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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pascha übergab und diesem bewies, daß alle Erfolge der langen Fahrt, auch die Ausrottung Ibn Asls und seiner Sklavenjäger, nicht dem Raïs Effendina, sondern ihm, dem Christen, zu verdanken seien! So würde es von Mund zu Mund gehen; das würden sich die Kinder in den Gassen und die Weiber auf den Dächern erzählen. Dazu kommt, daß der Christ kein angeworbener Askari ist und unter dem Schutz seines Konsuls steht, also über alle Drohungen des Raïs Effendina lachen kann.“
    Neugierig auf den Erfolg meiner Worte, machte ich jetzt eine Pause. Vor einer Minute noch fast außer sich vor Wut, lag er jetzt still und ruhig da; er hielt die Augen geschlossen und sagte nichts. Er mußte ja einsehen, daß ich recht hatte, daß ihn nur Lächerlichkeit, wenn nicht gar Schande erwartete und es mit seiner Berühmtheit vorbei sein mußte. Ich hätte ihm noch mehr sagen und ihn noch mehr warnen können; da aber kam Ben Nil und meldete mir:
    „Sie werden kommen, Effendi; das Boot wird schon in das Wasser gelassen.“
    „Was haben sie mit dir gesprochen?“
    „Nichts. Ich sollte erzählen, bin aber, als ich deinen Auftrag ausgerichtet hatte, sogleich wieder fortgerudert.“
    „Gut! Ich weiß, daß du mir treu bist und daß ich mich auf dich verlassen kann. Ich gehe für kurze Zeit fort, und du beaufsichtigst den Raïs Effendina. Er soll während meiner Abwesenheit kein Wort sprechen. Bei der ersten lauten Silbe, die er hören läßt, gibst du ihm das Messer in die Brust. Verstanden?“
    „Ja, Effendi. Er ist der undankbarste Mensch, den ich kenne, und ich verspreche dir bei Allah, daß ich, wenn er nur den Mund öffnet, ihn nicht schonen werde!“
    Er zog sein Messer und setzte sich zu ihm nieder. Ich bat den Schech es Sehf, mir mit zehn Homr zu folgen, und sah, noch ehe wir das Ufer erreichten, das Boot mit den drei Erwarteten kommen. Die Homr waren sehr erfreut darüber, mir ihre Dankbarkeit schon jetzt beweisen zu können. Ich postierte sie an eine geeignete, versteckte Stelle, sagte ihnen kurz, wie sie sich verhalten sollten, und näherte mich dann dem Wasser so weit, wie ich es für meine Absichten rätlich fand. Sie sahen mich stehen, legten an, stiegen aus und kamen auf mich zu. Sie waren ohne Säbel und Schießwaffen und hatten nur ihre Messer bei sich.
    „Du hast uns rufen lassen, Effendi“, sagte der Leutnant. „Allah hat Streit und Unglück über uns gebracht. Wir sahen, daß du den Gebieter niederwarfst. Wo ist er? Was hast du ihm getan? Wir sollten dich als Feind behandeln, denn wir sind seine Offiziere; aber wir haben dich lieb und wissen, daß das Unrecht nie auf deiner Seite ist. Was hast du mit uns zu sprechen?“
    „Setzt euch hier nieder! Ich will euch erzählen.“
    Sie folgten dieser Aufforderung, und ich nahm ihnen gegenüber in der Weise Platz, daß sie, falls ich den Revolver zog, nichts gegen mich unternehmen konnten. Dies tat ich, obgleich ich glaubte annehmen zu dürfen, daß sie sich wenigstens innerlich zu mir und nicht zum Raïs Effendina bekennen würden. Dann leitete ich meine Erzählung mit dem Hinweis auf die Undankbarkeit ihres Kommandanten ein; ich wies auf seine Strenge und Unnahbarkeit auch ihnen gegenüber hin; ich brachte alles vor, was ich für nötig fand, sie meinem Plan geneigt zu machen, und teilte ihnen schließlich mit, was hier an dieser Stelle zwischen ihm und mir vorgefallen war. Als ich geendet hatte, befanden sie sich über ihr nunmehriges Verhalten in größter Verlegenheit. Die Überzeugung rief sie an meine Seite, die Pflicht aber gegen mich. Keiner wollte das Wort zuerst ergreifen, und erst, als ich den Leutnant direkt aufforderte, fragte er: „Der Raïs Effendina liegt also gefesselt bei den andern Gefangenen?“
    „Ja.“
    „Was gedenkst du, nun zu tun?“
    „Ich werde den Befehl über das Schiff übernehmen und einen Fang ausführen, von dem ich euch noch nichts gesagt habe.“
    „Hast du auch bedacht, Effendi, daß wir als Soldaten auf der Seite des Raïs stehen müssen, obgleich unsere Freundschaft zu dir uns gebietet, dir zu helfen?“
    „Ich habe es bedacht.“
    „So sag, wie du uns von diesem Widerstreit befreien willst. Mach es uns möglich, deine Freunde zu bleiben, ohne daß wir Feinde des Raïs Effendina werden!“
    „Das kann ich tun. Sagt mir aber vorher eure Ansicht über das Verhalten der Asaker! Wenn ich jetzt an Bord gehe und, mitten unter ihnen stehend und ihnen reiche Beute verheißend, sie auffordere, nicht ihm, sondern mir zu

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