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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und meinen Plan, sie zu überfallen, genau beschreiben; aber ich kannte sie ja selbst noch nicht und hatte auch noch keinen bestimmten Plan gefaßt, denn ich war so vorsichtig gewesen, sie gegen Hubahr gar nicht wieder in Erwähnung zu bringen. Ich traute ihm doch noch nicht recht und wollte ihn erst im letzten Augenblick durch Überraschung zur Wahrheit zwingen. Dieser Augenblick war nun gekommen, und ich bat den Leutnant, Hubahr zu holen und zu mir in die Kajüte zu bringen. Dieser war wie immer, wenn wir angelegt hatten, so auch jetzt angebunden worden.
    Anstatt daß der Leutnant zurückkam, hörte ich kurz nach seiner Entfernung laute Stimmen schreien, und darauf fiel ein Schuß. Ich eilte auf das Deck und sah alle dort anwesenden Mannen über die Reling nach dem Ufer blicken, während Ben Nil mit erhobenem Gewehr auf mich zugeeilt kam und mir zurief: „Wie gut ist es, Effendi, daß ich mein Gewehr fast niemals aus den Händen lege. Hätte ich es nicht bei mir gehabt, so wäre er entkommen.“
    „Wer?“
    „Hubahr, der Halunke. Der Leutnant knüpfte ihn los und gab ihm nicht nur die Füße, sondern auch die Hände frei; da arbeitete sich der Schurke schnell durch die ihn umstehenden Asaker hindurch und schwang sich auf die Brüstung, um hinüber auf das nahe Ufer zu springen. Der Sprung ist ihm gelungen, aber weiter nichts, denn eben als er die Erde erreichte, traf ihn meine Kugel in den Kopf; er ist also nicht an das Ufer, sondern in die Hölle gesprungen, von wo er nicht mehr ausreißen kann!“
    Es war so, wie Ben Nil sagte; als ich an die Reling trat, sah ich Hubahr mit durchschossenem Kopf tot am Ufer liegen, so dicht am Wasser, daß es seine Füße benetzte. Er hatte die Bewohner der Michbaja warnen wollen. Nun war nichts mehr von ihm zu erfahren; aber ich war dennoch ganz damit zufrieden, daß ich bis jetzt gewartet hatte, ihn auszuforschen; er hätte mir doch vielleicht eine Falle gestellt, während ich mich jetzt auf mich allein verlassen mußte, also auf einen Mann, der mich jedenfalls nicht zu betrügen suchte.
    Der Leutnant verriet große Lust, sich wegen seiner Unvorsichtigkeit selbst zu ohrfeigen; ich ersuchte ihn, dies zu unterlassen, da er den Toten dadurch doch nicht lebendig machen könne.
    „Aber wir hätten von ihm alles, alles über die Michbaja erfahren, und nun wissen wir nichts, gar nichts von ihr, als daß sie eine Stunde von hier abwärts liegt. Vielleicht ist auch nicht einmal dieses richtig; dieser Schurke kann dich damit belogen haben!“
    „Nein; damit hat er die Wahrheit gesagt; ich habe es ihm angesehen.“
    „Gut, wenn es so ist! Und da kommt mir ein Gedanke, Effendi. Wollen wir nicht die andern Gefangenen zwingen, uns zu sagen, was sie wissen?“
    „Sie wissen weniger als ich, wenigstens auch nicht mehr, und so können wir darauf verzichten, sie ins Verhör zu nehmen.“
    „Aber wie können wir die Michbaja überfallen, wenn sie, die überdies bewacht wird, uns so ganz und gar unbekannt ist.“
    „Ich weiß einen, der sie zwar jetzt auch noch nicht kennt, aber in kurzer Zeit kennengelernt haben wird.“
    „Wer ist das?“
    „Ich bin es.“
    „Allah! Willst du etwa hin, um sie auszukundschaften?“
    „Ja.“
    „Das laß bleiben, Effendi, denn das würde doch nur heißen, dich in den sichern Tod stürzen!“
    „Ich habe größere Gefahren bestanden als diese ist!“
    „Nein, gewiß nicht! Denn wenn du dich nach der Michbaja schleichst, um sie heimlich kennenzulernen, wird man dich entdecken!“
    „Wer sagt denn, daß ich heimlich hin will?“
    „Doch nicht etwa offen?“
    „Doch, ganz offen! Heimlich könnte ich nur des Nachts hin. Wie will ich da im dichten Wald die verborgenen Pfade finden und die ganze Einrichtung der Seribah erkunden? Nein, ich muß am Tag hin und mich ganz offen zeigen, so offen, wie ich jetzt hier vor dir stehe.“
    „Allah behüte mich vor dem Teufel und allen seinen Enkeln und Urenkeln! Man wird dich erkennen und auf der Stelle töten!“
    „Ich habe keinen Grund, anzunehmen, daß jemand da ist, der mich kennt. Es müßte einer von Abd Asls Leuten sein; diese sind aber damals nach Khartum gebracht und dort bestraft worden. Und bedenke, wie ich mich seitdem verändert habe! Dürr wie ein Gerippe geworden, bin ich von der Sonne so verbrannt, daß meine Gesichtshaut derjenigen eines Negers gleicht. Lege ich mir ein Pflaster über die eine Wange, so wird selbst ein früherer Bekannter schwerlich herausbringen, wer ich bin.“
    „Das mag

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