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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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durch und durch! Er hat recht; er ist jetzt der Kommandant des Schiffes, der Gewalt über Leben und Tod der Besatzung hat, und du bist sein Untergebener. Du hättest, ehe du ihn durch deinen Hochmut, deine Mißachtung und Undankbarkeit beleidigtest, bedenken sollen, daß er in einer einzigen Viertelstunde mehr Klugheit entwickelt, als du in deinem ganzen Leben gezeigt hast und noch zeigen wirst!“
    Ich glaubte nicht, daß diese Beleidigung den Raïs Effendina einschüchtern werde; sie hatte aber doch diesen Erfolg. Er warf sich auf die Seite, um mich nicht mehr zu sehen, und schwieg. Ich gab Ben Nil die mir für meine Abwesenheit nötig scheinenden Weisungen und entfernte mich, indem ich zunächst wieder zu Hubahr ging, den ich losband; ich gab ihm auch die Füße frei. Wir gingen miteinander zum Ufer hinab, an welchem die Jolle noch lag. Wir stiegen ein, und ich ruderte uns zum Schiff. Auf meinen Befehl wurde erst Hubahr hinaufgeholt und wieder an den Füßen gebunden; dann schwang ich mich an Deck.
    Es war allen schon bekannt, daß ich den Oberbefehl erhalten hatte, und die Freude, mit welcher ich empfangen wurde, war jedenfalls nur bei verschwindend wenigen eine nicht aufrichtige. Da ich alle Ursache hatte, mit der Zeit sparsam umzugehen, ließ ich mich auf keine langen Reden und Erklärungen ein. Die Asaker mußten, vom Leutnant bis zum letzten Mann herunter, antreten und mir Treue und Gehorsam in die Hand versprechen. Von den übrigen Personen brauchte ich das nicht zu verlangen, weil ich ihrer Sympathie noch sicherer war als derjenigen der Soldaten.
    Hierauf ließ ich den Anker heben und den ‚Falken‘ abwärts bis zur Mischrah gleiten, wo wir an einer tiefen Stelle so nahe an das Ufer legten, daß die Verbindung zwischen Land und Bord schnell und doch haltbar herzustellen war. Das letztere war wegen der Kamele nötig, die wir an Bord zu nehmen hatten.
    Obgleich ich glaubte, mich auf die Asaker verlassen zu können, ließ ich doch keinen von ihnen an das Ufer gehen, denn es galt, ein Zusammentreffen mit dem Raïs Effendina zu verhindern. Ich gab einen Schuß ab; das war das mit Ben Nil verabredete Zeichen, daß die Einschiffung beginnen könne. Hierauf kamen die El Homr von der Höhe herab, um zunächst eine Landungsbrücke zusammenzusetzen, wozu das große Floß der Omm-Karn-Leute mitverwendet wurde. Dann holten sie die gefangenen Händler, um sie in den untersten Raum des Schiffes zu schaffen. Hierauf kamen die Kamele an die Reihe, und endlich ließ ich unser Vierruderboot aus seinem Versteck holen und mit Lebensmitteln versehen, worauf ich es mit vier kräftigen und wohl bewaffneten Asakern besetzte.
    Als das geschehen war, ging ich allein an das Land und stieg zur Höhe, wo sich jetzt nur noch der Raïs Effendina mit dem ihn bewachenden Ben Nil befand.
    „Es ist gut, daß du kommst!“ sagte der letztere. „Der Raïs will nicht mehr Ruhe halten, so daß ich schon einige Male ansetzen mußte, ihn zu erstechen.“
    „Über das Erstechen lache ich!“ höhnte der Gefangene. „Ich weiß doch, daß dieser Christ viel zu viel Angst vor seinem Gott hat, als daß er den Mut besitzen könnte, diese Drohung wahrzumachen! Ich will jetzt unbedingt wissen, woran ich bin. Die El Homr sind fort; die Händler sind fort; was soll nun mit mir geschehen? Wenn ich nicht auf der Stelle von meinen Fesseln befreit werde, lasse ich, sobald ich an Bord komme, euch beide erschießen! Wißt ihr, ich bin der berühmte Raïs Effendina, und wer sich in der Weise an mir vergreift, wie ihr es getan habt, der macht sich eines todeswürdigen Verbrechens schuldig, für welches es nur die größte Strenge, niemals aber Gnade geben kann!“
    „Sprich doch nicht schon wieder von deiner Berühmtheit!“ antwortete ich. „Was mit dir geschehen soll, das will ich dir wohl sagen. Ich glaube, daß ich dir in jeder Beziehung gleichstehe, und unter Gleichstehenden muß für den einen das billig sein, was er für den andern als recht gehalten hat. Darum werde ich dich genauso behandeln, wie du mich behandelt hast. Du warst Befehlshaber des ‚Falken‘, und hast mich mit vier Soldaten auf dem kleinen Boot nach der Matenieh geschickt, wo es keinen Fang zu machen gab. Ich habe trotzdem Erfolge gehabt, welchen du dein volles, ungeteiltes Lob hättest zollen sollen. Jetzt bin ich der Kommandant des Schiffes und schicke dich mit auch vier Soldaten und demselben Boot abwärts nach der Insel Talak chadra, wo es auch keine Hoffnung gibt, einen Fang zu

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